Dieses Spiel wird Dominic Stricker noch eine Zeit lang verfolgen. Miomir Kecmanovic, die Nummer 44 der Welt, wäre zu packen gewesen. Aber generell läuft es dem 20-jährigen Berner aus Grosshöchstetten nicht mehr so rund wie am Vortag gegen Arthur Fils. Mit dem Aufschlag gelingen Stricker nicht mehr so viele «freie Punkte». Die Stimmung ist nicht mehr so toll und elektrisierend wie am Vortag, als die Tribünen am frühen Nachmittag voll gewesen waren.
Es gereichte Stricker gewiss nicht zum Vorteil, dass sich die vorangegangenen drei Spiele in der Roy Emerson Arena alle über drei Sätze hingezogen hatten. Als Stricker am Abend endlich auf den Platz darf, sind zwar nicht seine besten Fans, aber doch viele Unterländer schon wieder auf dem Weg ins Unterland.
Stricker hält lange gut mit
So bleiben Stricker am Ende viele Gründe zum Hadern. Mit einem Sieg über Miomir Kecmanovic wäre er erstmals in der Weltrangliste unter die Top 100 vorgestossen, vor Leute wie Diego Schwartzmann, Marin Cilic, Dominic Thiem oder David Goffin. Und im Viertelfinal hätte er es mit Zizou Bergs zu tun bekommen – einem belgischen Qualifikanten, der in der Weltrangliste erst auf Platz 175 steht.
Obwohl er viel zu wenige erste Aufschläge ins Feld bringt, bieten sich Stricker Möglichkeiten. Er führt im ersten Satz 2:1 und 30:0. Bei 6:5 und 30:0 fehlen ihm bloss noch zwei Punkte zum Gewinn des ersten Satzes. Und im Tiebreak führt Stricker 3:2 und hält bis zum 4:4 mit.
Danach schwimmen dem Berner die Felle davon. Kecmanovic steigert sich im zweiten Satz und gewinnt zum Abschluss fünf Games hintereinander. Aber: Für Stricker ist eine Niederlage gegen Miomir Kecmanovic gewiss keine Schande – zumal der junge Serbe sich mehr Chancen erspielt als Stricker. Kecmanovic fühlt sich in Höhenlage durchaus wohl. Vor drei Jahren gewann er in Kitzbühel sein erstes Turnier. Auf dem Weg zum Titel besiegte er damals im Halbfinal Marc-Andrea Hüsler in drei Sätzen. Kemanovic schaffte damals mit 20 den Durchbruch. Dominic Stricker verfügt zwar über Anlagen, muss auf den Durchbruch aber noch warten.
Letzte Hoffnung Wawrinka
Damit bleibt es vorerst dabei, dass die Schweizer am Swiss Open in Gstaad die Viertelfinals nicht mehr erreichen können. Schweizer Exploits, wie jener am Mittwoch von Leandro Riedi am Hopman Cup in Nizza gegen Holger Rune, erlebte Gstaad keine mehr, seit Stan Wawrinka vor zehn Jahren letztmals in den Viertelfinals stand.
An Stan Wawrinka liegt es nun, diese dubiose Durststrecke nach zehn Jahren endlich zu beenden. In der über 100-jährigen Turniergeschichte erreichte vor 2013 mindestens alle fünf Jahre mindestens ein Schweizer mindestens die Viertelfinals. Meistens dauerte es weniger lange, manchmal schafften es sogar mehrere Schweizer unter die letzten acht, und manchmal sogar weiter.
Stan Wawrinka (ATP 74) trifft am Donnerstagabend als Favorit auf den Spanier Jaume Munar (ATP 111). (SDA)