Nach ihrem verwerteten Matchball zum 2:6, 6:3, 6:2 über Aryna Sabalenka (25) gibts in New York kein Halten mehr. Coco Gauff (19) schenkt dem Big Apple sein Tennismärchen – und sorgt zum Abschluss des Frauenbewerbs an den US Open für ein emotionales Feuerwerk. Gauff bahnt sich sofort den Weg auf die Tribüne, um den bislang grössten Moment ihrer Karriere mit ihren Liebsten zu teilen. «Das war das erste Mal, dass ich meinen Dad weinen gesehen habe», wird sie später verraten, und neckisch anfügen: «Er will nicht, dass ich euch das sage: Er tut immer so hart, doch er ist es nicht.»
Vater Corey (52) war es auch, der der kleinen Coco die ersten Erfahrungen an den US Open ermöglichte. Ein Video aus dem Jahr 2012, das Coco auf der Tribüne des Arthur-Ashe-Stadiums tanzend zum Hit «Call Me Maybe» zeigt, ist längst viral gegangen: «Mein Dad hat mich zu diesem Turnier gebracht, um Serena und Venus Williams spielen zu sehen. Und es ist unglaublich, jetzt selbst auf dieser Bühne zu stehen.»
Mehr zu den US Open
Serena als Antreiberin
Gauff ist die erste Amerikanerin seit Sloane Stephens (30) 2017, die in New York triumphieren kann. Und vor allem: Sie ist die erste Teenagerin seit Serena Williams (41), der das gelungen ist. Die im Vorjahr am selben Ort mit einer grossen Show verabschiedete, 23-fache Grand-Slam-Siegerin hatte ihren allerersten Major-Titel ebenfalls in Flushing Meadows gewonnen. 1999 war das, im Alter von knapp 18 Jahren, mit einem Finalsieg über Martina Hingis (42).
Serena Williams diente als grosse Inspiration für die 2004 in Delray Beach, Florida, geborene Gauff. Kurz vor Beginn der US Open sagte sie im Rahmen der 50-Jahr-Gala zur Feier der Frauentour in Manhattan: «Mit Serena Williams habe ich jemanden gesehen, der das Frauentennis auf eine Art dominiert hat, wie es noch keine andere getan hat. Und was noch wichtiger ist: Ich sah jemanden, der aussah wie ich und mir half, daran zu glauben, dass ich viel erreichen kann, wenn ich meinen eigenen Weg gehe.»
Gegenüber dem US-Sender ESPN meinte sie früher im Turnier: «Serena ist die Grösste aller Zeiten. Ich hoffe, ich kann nur schon halb so viel wie sie erreichen. Doch vergleichen mit ihr möchte ich mich nicht. Das Einzige, was ich mein Leben lang bereuen werde, ist, dass ich nie gegen sie spielen konnte.» Gleichwohl sei sie glücklich, versuchen zu können, in ihre Fussstapfen zu treten.
Spitze an die Kritiker
Das hat sie nun dank ihres ersten Grand-Slam-Titels mit Bravour geschafft. Wobei sie sich den Sieg vor allem durch ihre Leistungssteigerung ab dem zweiten Satz verdient. Teil des emotionalen Gauff-Abends ist auch ein Start, bei dem sie gegen Sabalenka völlig unter die Räder kommt und praktisch nur in der Defensive gefangen ist.
Ihre Aufholjagd unterstreicht einmal mehr den grossen Kampfgeist von Gauff, die nun die Nummer drei der Welt ist. Nach einem durchzogenen Frühling und der Wimbledon-Enttäuschung (Out in Runde eins) hat sie mit den Turniersiegen in Washington, Cincinnati und jetzt an den US Open eindrücklich zurückgeschlagen.
Die neue Königin von New York gibt ihren Kritikern gleich auch noch eine Botschaft mit auf den Weg: «Danke an die Leute, die nicht an mich geglaubt haben. An alle, die dachten, sie könnten mein Feuer mit Wasser löschen: Es war Gas. Und jetzt brennt meine Flamme noch heller.»