Roger Federer (42) sitzt vor der Vitrine mit seinen wichtigsten Trophäen. Langsam und bedacht spricht er in ein Mikrofon, das vor ihm auf dem Tisch steht. Immer wieder stockt er, kämpft mit den Tränen. Es ist der Moment, als er die Abschiedsworte aufzeichnet, mit denen er im September 2022 seinen Rücktritt erklärte.
Und einer von vielen emotionalen Momenten in Federers Dokumentation «Twelve Final Days – A Legend Leaves the Court» (zu Deutsch: «Zwölf letzte Tage – eine Legende verlässt den Platz»). Am 20. Juni erschien sie auf Amazon Prime, nun wird sie erstmals im Free-TV gezeigt. Und das zu bester Sendezeit, am Sonntagabend (21. Juli) um 20.05 Uhr auf SRF 1.
«Sicher sechsmal geweint»
Die Bilder waren nie für die Öffentlichkeit bestimmt, sie zeigen eine Seite, die Federer stets privat hielt. «Ursprünglich waren diese Bilder für meine Familie gedacht, aber wir sahen, dass sie so schön waren, dass wir sie nicht nur für uns behalten konnten. Deshalb bin ich stolz, sie mit meinen Fans zu teilen», sagt Federer im Interview mit der «Gazzetta dello Sport».
Als er den Film zum ersten Mal gesehen hat, sei es bei Federer und Frau Mirka emotional geworden. «Wir haben sicher sechsmal geweint», so der Superstar.
«Ich bin glücklich und traurig zugleich»
In der Doku kommen seine Kinder Charlene und Myla (beide 14) sowie Lenny und Leo (beide 10) nach der Aufzeichnung der Abschiedsworte nach Hause. Die Jungs tragen ein Trikot des englischen Fussballklubs Arsenal. Federer umarmt sie zur Begrüssung und will dann lachend wissen: «Wo sind eure FC-Basel-Shirts?»
Sie sind mit ihm als Tennisstar aufgewachsen. «Ihnen zu sagen, dass ich zurücktrete, war hart», meint Federer. «Drei von ihnen haben geweint.» Auch für seine Frau Mirka (46) ist der Entscheid emotional. Während seiner Karriere hat sie ihm stets den Rücken freigehalten und im Hintergrund die Fäden gezogen. Nun bricht sie in der Doku ihr Schweigen und gibt erstmals seit einem Jahrzehnt ein Interview. «Ich bin glücklich und traurig zugleich», sagt sie. «Es waren sehr emotionale letzte Monate, weil ich spüre, dass Roger gerne für immer spielen würde.»
Operationen, die er nie wollte
Doch sein Knie lässt das nicht mehr zu. 2016 verletzte er sich am Meniskus, in den folgenden Jahren musste er mehrfach unters Messer. «Ich habe immer gedacht, ich werde während meiner Karriere nie eine OP haben», sagt Federer. Diese seien der Anfang vom Ende. «Ich lag damit nicht falsch.»
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Nach seinem Viertelfinal-Out in Wimbledon 2021 wurde ihm klar, dass sein Knie die Belastung nicht mehr aushält. Auch seine Liebsten litten. Mirka habe ihn gefragt, warum er das noch immer mache. «Sie sass da und mochte es nicht mehr, weil sie das Gefühl hatte, ich sei nicht mehr der Beste.» Im Film sieht man die Last, die von Federers Schultern fiel, als er den Rücktritt öffentlich machte.
Bis zur Veröffentlichung informierte er Freunde vorab. Dauerrivale Rafael Nadal (38) erfuhr es als einer der Ersten. Mit ihm bestritt Federer die letzte Partie – das Doppel am Laver Cup. Ihre Tränen gingen am 23. September 2022 um die Welt. Und sorgen in der Doku noch einmal für Gänsehaut. Wie die Worte, die Nadal, Novak Djokovic (37) und weitere Weggefährten über Federer sagen.
«Es waren unglaubliche zwölf Tage»
Auch Mirka Federer weint, als sie im Interview gesteht: «Ich werde es unheimlich vermissen, Roger Tennis spielen zu sehen, weil er so anmutig und schön spielt.» Sie freut sich aber auch auf eine Zukunft abseits des Profisports. «Ich bin so glücklich, mit ihm zu leben und mit ihm zu sein.» Sie sei froh, dass sie ihn gefunden habe.
Die letzten Worte in der Doku gehören dem Hauptdarsteller. «Es waren unglaubliche zwölf Tage», blickt Federer zurück. «Es ist alles erledigt, ich kann nach Hause fliegen und einfach Papi sein.»