Blick: Roger Federer, wie geht es Ihnen körperlich?
Roger Federer: Es geht. Ich war in den Ferien. Ich habe länger nichts gemacht, wegen dem Knie. Ich musste nach Wimbledon erst einmal alles sacken lassen. Diese Woche treffe ich noch meine Ärzte und mein Team und dann schauen wir, wie es weitergehen soll. Im Moment ist noch alles ein wenig ungewiss.
Wie gehen Sie mit dieser Ungewissheit um?
Es ist schwierig. Früher war es anders. Die Fragen waren simpel: Was ist mein Ranking? Was ist mein nächstes Turnier? Heute ist es kniffliger: Wie fühle ich mich, wenn ich wieder anfangen würde zu trainieren? Was kann ich erreichen? Was sind meine Ziele? Wie bringe ich mit der Familie alles unter einen Hut? Was sagt der Rest der Mannschaft? Heute bin ich viel hellhöriger als früher, die Einstellung ist anders. Es ist wirklich komplett anders als vor zehn Jahren.
Haben Sie im letzten Jahr noch geduldiger werden müssen?
Ja. Du brauchst mehr Zeit für alles. Wenn du früher einen blockierten Rücken hattest, dann ging es zwei Tage und alles war wieder gut. Heute kann es sein, dass es zwei Wochen geht. Du bist geduldiger mit den Schmerzen, die du hast, mit dir selber, mit der Rückkehr auf den Platz. Gleichzeitig kommt aber auch die Freude zurück über das Erreichte. Früher hast du Turniersiege als selbstverständlich angesehen, heute weisst du, was dahintersteckt.
Der Druck wird auch grösser.
Es ist wie beim Boxen. Du hast viel weniger Kämpfe. Der Fokus auf einem einzigen Spiel ist deshalb viel grösser. Das musste ich neu lernen.
Sie wirken sehr ruhig in der Analyse Ihrer schwierigen Situation. Gibt es auch Momente, in denen Sie ausflippen?
Man muss sich anpassen. Das war in meiner Karriere immer so. Faktoren verändern sich: Bekanntheitsgrad, Erfolge, Erfahrungen, Identität und jetzt halt das. Ich bin ein ruhiger Typ, der die Dinge mit Humor nimmt. Ich sehe immer das Gute, in jeder Situation. Wenn es gerade nicht gut ist, weiss ich, es kommt wieder besser und es könnte viel schlimmer sein. Mir geht es supergut. Meine Familie ist gesund. Ich bin gerade vierzig geworden, und ich bin immer noch aktiv. Wer hätte das gedacht? Ich sicher nicht. Ich bin total im Reinen mit mir selber, und ich bin sicher, dass noch sehr viel Schönes auf mich zukommen wird.
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Sie haben Ihren 40. Geburtstag angesprochen. Wie waren die Feierlichkeiten?
Es war toll. Es war lässig, mit der Familie zusammen zu sein, mit den Kindern, mit Mirka und meinen Eltern. Wir haben mit Freunden in meinen Geburtstag hinein gefeiert.
Was für ein Party-Typ sind Sie, der gediegene Standard-Tänzer oder der mit der wilden Mottoparty und Karaoke?
Karaoke habe ich erst einmal gemacht. Ich war erstaunlich schlecht. Ich dachte, ich könne diese Lieder viel besser. Auf der Tanzfläche trifft man mich auf Partys immer an. Am liebsten natürlich, wenn keine Leute da sind, die meine Moves filmen und ins Netz stellen. An meinem Geburtstag konnte ich es mal wieder richtig geniessen.
Was war das gefühlte Alter am Tag nach der Feier?
Es ging mir überraschend gut. Das war ein wenig wie beim Millennium, als man gemeint hat, die Computer funktionieren nicht mehr. Ich bin am Morgen aufgewacht, als 40-Jähriger, und habe gemerkt, dass alles noch gleich ist wie am Vortag. Ich war erleichtert. Alles gut.
40 ist eine Marke, die vielen Angst macht ...
Plötzlich bist du 40 und denkst: «Hey, nein, unglaublich!» Ich fühle mich plötzlich ganz weit weg von meinen 20er-Jahren. Da war ich noch ein Kindskopf. Jetzt mit 40 habe ich das Gefühl, ich müsse ernster sein. Früher hat man ja 40-Jährige angeschaut und die waren mega alt. Jetzt gehöre ich plötzlich auch zu denen.