Hingis zeigt ihr wahres Ich
«Meine Geschichte ist keine Opfergeschichte»

Im Magazin des Tagesanzeigers spricht Tennis-Legende Martina Hingis (41) über ihre geringe Popularität in der Schweiz, ihre Männer und die Koks-Geschichte.
Publiziert: 30.10.2021 um 12:30 Uhr
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Aktualisiert: 30.10.2021 um 13:16 Uhr
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«Wer ich wirklich bin» ist der Titel des Porträts von Martina Hingis im Magazin des Tagesanzeigers.
Foto: Thomas Meier

«Ich möchte einfach, dass endlich mein wahres Ich gezeigt wird. Nicht die arrogante Zicke, die wieder mal kein Interview gegeben hat, sondern die Martina, die ich bin.» Das sagt Martina Hingis im 30-seitigen Porträt im Magazin des Tagesanzeigers, in dem die Lebensgeschichte der heute 41-Jährigen aufgerollt wird. Denn: «Meine Geschichte ist keine Opfergeschichte, sie ist eine Erfolgsgeschichte.»

Und doch wurde Hingis in der Schweiz nie so geliebt und verehrt, wie man es bei einer derart erfolgreichen Sportlerin erwarten würde. Dafür sei sie zu aufmüpfig, zu selbstbewusst und zu erfolgreich gewesen, so die Autoren. «Ich habe dieses Bild von mir nie verstanden. Ich hatte nie ein Problem mit der Schweiz. Und ich glaube auch nicht, dass die Schweizer mit mir eines hatten», sagt Hingis.

Einen Tiefpunkt erreichte die Beziehung Hingis – Schweiz während dem French-Open-Final 1999 gegen Steffi Graf. Hingis führte im Generationen-Duell mit Satz und Break, als sie auf Grafs Platzseite ging, um selbst einen Ballabdruck zu kontrollieren. Eine Unsportlichkeit, welche die ohnehin schon parteiischen Fans noch zusätzlich gegen die Schweizerin aufbrachten. «Ich dachte, die wollen mich umbringen», blickt Hingis auf den Tag zurück, an dem sie sich auch in der Schweiz viele Sympathien verspielte.

Ihre Männer und das Ego-Problem

Viel zum öffentlichen Bild trugen ihre Liebesgeschichten mit anderen Profi-Sportlern bei. «Man lernt als Sportlerin halt fast nur Sportler kennen», sagt Hingis. Im ersten Moment sei dies zwar reizvoll. Es bringe aber auch ein Ego-Problem mit, wie sie am Beispiel von Golf-Star Sergio Garcia erklärt: «Sergio und ich, wir wurden immer miteinander verglichen. Und ich war, das klingt jetzt blöd, schon weiter als er. Am Anfang hat ihn das fasziniert, aber mit der Zeit störte es ihn, dass seine Freundin eine Nummer grösser ist als er. Darunter haben die Egos der Männer gelitten. Männer wollen nicht ‹der Freund von der Hingis› sein. Sie wollen, dass es umgekehrt ist. Erst wenn sie älter sind, lernen sie, über der Sache zu stehen.»

Bei allen Einblicken, die Hingis gewährt, darf die Doping-Episode nicht fehlen. 2007 wurde sie in Wimbledon positiv auf ein Abbauprodukt von Kokain getestet und zwei Jahre gesperrt. «Ich weiss, dass ich kein Doping genommen habe und unschuldig bin», sagte sie damals an einer denkwürdigen Pressekonferenz. Und heute? «Ich weiss nicht, ob ihr schon mal gekokst habt oder auf einem Tennisplatz gestanden seid oder beides. Ich kann euch sagen, das Letzte, was man dort braucht, sind Partydrogen.»

Gerne wurde in der Schweiz auch über Martinas Verhältnis zu ihrer Mutter spekuliert. Viele sahen in Melanie Molitor nur die knallharte Tennis-Mama aus Osteuropa. Welchen Wert ihre Mutter aber wirklich hatte, gab Hingis 2013 bei ihrer Rede zur Aufnahme in die Hall of Fame des Tennis preis: «1980 hatte meine Mutter nicht viele Gelegenheiten, um mir ein besseres Leben zu ermöglichen und die Welt zu zeigen. Sie wählte Tennis als Ausweg aus dem Gefängnis, in dem wir lebten. Danke, Mutter. Du hast mir mein Leben geschenkt, du hast mir Liebe geschenkt, du hast mir Tennis geschenkt. Du hast mir alles gegeben, was du geben konntest.» (red)

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