Aryna Sabalenka lässt sich überwältigt im tosenden Arthur Ashe Stadium auf den Rücken fallen und jubelt ausgelassen: Die 26-Jährige aus Belarus hat ihren persönlichen Hartplatz-Doppelschlag perfekt gemacht und auf die erfolgreiche Titelverteidigung in Melbourne den Coup bei den US Open folgen lassen. Die Weltranglistenzweite setzt sich im Final von New York am Samstagabend mit 7:5, 7:5 gegen Lokalmatadorin Jessica Pegula durch und wird ihrer Rolle als Turnierfavoritin gerecht.
Für Sabalenka ist es die Krönung in diesem Jahr, nachdem sie die Olympischen Spiele 2024 in Paris und Wimbledon verletzungsbedingt verpasst hat. «Nachdem ich meinen Vater verloren habe, war es immer mein Ziel, den Namen meiner Familie in die Tennisgeschichte einzutragen», sagt die emotionale Belarussin beim Interview auf dem Platz, «Ich habe immer davon geträumt, diese wunderschöne Trophäe zu haben. Egal, was passiert ist, ich bin immer stärker zurückgekommen und habe diesen Traum nicht aufgegeben.»
Sabalenka wie einst Graf
Sabalenka, für die es insgesamt der dritte Majortriumph ist, schnappt sich als erst fünfte Spielerin die Trophäen in Australien und den USA in einer Saison. Zuvor ist dies unter anderem auch Steffi Graf (1988, 1989) sowie Angelique Kerber (2016) gelungen. Pegula, die erstmals bei einem Major die Viertelfinal-Hürde übersprungen hat, muss weiter auf einen grossen Coup warten.
Auch im vergangenen Jahr hat Sabalenka in New York bereits nach dem Titel gegriffen, aber eine überraschende Finalniederlage gegen Coco Gauff erlitten und danach im Kabinentrakt ihren Frust am Schläger rausgelassen. Nun setzt sie sich wie schon zuletzt in Cincinnati im Duell der beiden Hartplatz-Spezialistinnen durch. Das Männer-Finale bestreiten am Sonntagabend der italienische Weltranglistenerste Jannik Sinner und der US-Amerikaner Taylor Fritz.
Sabalenka hat im Vorfeld des Finals mit einer Statistik für Aufsehen gesorgt: Ihre gepeitschte Vorhand war als schnellste des Turniers gemessen worden – bei Männern und Frauen. Mit 129 Kilometern pro Stunde übertrumpfte sie auch die Männer-Stars Carlos Alcaraz (127 km/h) und Jannik Sinner (126 km/h). Und Sabalenka setzt ihren Paradeschlag auch gegen Pegula ein, die mit Unterstützung des Publikums Grosses vorhatte.
Pegula verpasst Premiere
Mit 30 Jahren und 196 Tagen wollte sie als erst dritte Spielerin seit Einführung des Profitennis 1968 ihr erstes Grand-Slam-Turnier im Ü30-Alter gewinnen. Zuvor war dies Ann Jones 1969 in Wimbledon und Flavia Pennetta 2015 in New York gelungen. Doch es reichte nicht.
Die US-Hoffnungsträgerin, deren Vater Terry Pegula das NFL-Team Buffalo Bills und die NHL-Franchise Buffalo Sabres besitzt, fühlte sich vor dem ersten Aufschlag nach eigener Aussage «ziemlich gut» und nahm sich vor, sich in der besonderen Atmosphäre nicht von den Emotionen leiten zu lassen. Auch jede Menge Stars wie der US-Basketballer Stephen Curry, Formel-1-Ikone Lewis Hamilton und Sprint-Olympiasieger Noah Lyles schauten in der legendären Arena zu und sahen ein hochklassiges Match.
Pegula startet stärker und liefert Sabalenka direkt einen mächtigen Schlagabtausch von der Grundlinie. Dann dreht die Belarussin auf und übernimmt die Kontrolle, zeigt gegen Ende des ersten Satzes aber noch einmal Nerven. Umso mehr kann Sabalenka dann im Gefühl des Zwischenerfolgs den Arm laufenlassen. Doch Pegula kommt erneut zurück, kann die schmerzliche Niederlage aber nicht verhindern.