Blick: Mischa Zverev, das Turnier von Wimbledon findet leider ohne Ihren verletzten Bruder Alexander statt. Wie erleben Sie ihn zurzeit?
Mischa Zverev: Eigentlich ganz gut. Wir haben vor ein paar Tagen ein kleines Instagram-Video gemacht. Über die Verletzung selbst kann er schon lachen. Das ist ein gutes Zeichen. Er trainiert jeden Tag zweimal, macht das, was er machen kann und darf. Er ist fleissig und positiv gestimmt. Ich glaube, dass er mental an einem sehr guten Ort ist.
Sie haben es am TV live erlebt, mussten danach durchkommentieren. Haben Sie es auch verarbeitet?
Ja (lacht). Es gibt Schlimmeres, sage ich mal. Klar, es war traurig und bitter. Aber es gehört zu einer Karriere dazu. Auch ich war früher verletzt. Irgendwann wird es fast jeden einmal treffen. Es war ein Unfall und ich hoffe, dass es nicht zu einer chronischen Sache wird und er sich andauernd verletzen wird. Ich hoffe, dass er daraus wieder zurückkommt und wieder gut spielen wird.
Mit Roger Federer fehlt der wohl grösste Name im Bezug zu Wimbledon – erstmals seit 24 Jahren.
Ich bin ein grosser Roger-Fan. Ich finde es sehr schade und hoffe, dass er bald irgendwie zurückkommt – auf irgendeine Art und Weise, egal wie. Das Tennis vermisst ihn. Wenn Roger da ist und über die Wimbledon-Anlage spaziert oder trainiert, schauen die Zuschauer sowieso zu, aber sogar Tennisspieler. Es ist ein bisschen wie Nadal auf Sand – eine andere Art Tennis zu spielen.
Serena Williams ist dafür ein grosser Name, der in Wimbledon zurückkehrt. Wie bedeutend ist ihre Rückkehr für den Sport?
Vor allem fürs Frauen-Tennis ist es extrem wichtig. Momentan befindet sich die WTA-Tour in einem Wandel. Es gibt nicht mehr die Super-Mächte wie früher mit Kim Clijsters, Justine Henin, Jennifer Capriati oder Amelie Mauresmo. Das fehlt ein bisschen. Es sind super Tennis-Spielerinnen, aber es braucht einen Superstar. Und Serena ist so einer. Sie tut dem Sport gut, sorgt dafür, dass die Medien noch präsenter sind.
Mikhail «Mischa» Alexandrovich Zverev kommt am 22. August 1987 in Moskau zur Welt. Als er vier Jahre alt ist, zieht die Familie nach Hamburg, wo sein Bruder Alexander geboren wird. Beim Uhlenhorster HC fängt er mit Tennis an und wird zu einem erfolgreichen Jugendspieler – zwischenzeitlich wird er als Weltnummer drei aufgeführt. Auf der Profi-Tour sammelt er bis heute einen Einzel- und vier Doppeltitel. Gleichzeitig unterstützt er seinen Bruder auf dem Weg zur Weltspitze, steht ihm als Trainer und Bruder zur Seite. Seit 2022 arbeitet er bei Eurosport und Sky als Tennis-Experte. Zverev wohnt in Monte Carlo, ist verheiratet und hat einen Sohn.
Mikhail «Mischa» Alexandrovich Zverev kommt am 22. August 1987 in Moskau zur Welt. Als er vier Jahre alt ist, zieht die Familie nach Hamburg, wo sein Bruder Alexander geboren wird. Beim Uhlenhorster HC fängt er mit Tennis an und wird zu einem erfolgreichen Jugendspieler – zwischenzeitlich wird er als Weltnummer drei aufgeführt. Auf der Profi-Tour sammelt er bis heute einen Einzel- und vier Doppeltitel. Gleichzeitig unterstützt er seinen Bruder auf dem Weg zur Weltspitze, steht ihm als Trainer und Bruder zur Seite. Seit 2022 arbeitet er bei Eurosport und Sky als Tennis-Experte. Zverev wohnt in Monte Carlo, ist verheiratet und hat einen Sohn.
Was macht solche Superstars aus?
Man braucht im Tennis wie in jeder anderen Sportart Geschichten. Serena bringt eine riesige Geschichte mit auf den Platz. Wenn Serena auf die Anlage kommt, drehen sich Menschen um. Spieler, Zuschauer schauen sich Serena an. Was trägt sie? Was macht sie? Wo geht sie hin? Mit wem redet sie? Wie trainiert sie? Diese Aufmerksamkeit können nicht viele auf sich ziehen.
Spielerisch zeigt Iga Swiatek die nötigen Ansätze. Könnte sie eines Tages ähnlich gross werden?
Sie ist sehr stark im Kopf. Aber ich finde, sie hat nicht die Aura von einer Steffi Graf, Monica Seles oder Serena Williams. Sie ist noch sehr, sehr jung und kann sich dazu entwickeln.
Wen sehen Sie nebst Swiatek als Favoritin in Wimbledon?
Swiatek ist momentan sehr stabil im Kopf, für mich aber keine Rasenspezialistin. Da ist sogar Karolina Pliskova, die gut spielt, gefährlicher. Anett Kontaveit kann auch gefährlich werden. Ich glaube, es wird eine neue Grand-Slam-Siegerin geben in Wimbledon. Das ist mein momentanes Bauchgefühl.
Und wie sehen Sie es bei den Männern?
Ich muss zum ersten Mal seit längerer Zeit die Rangliste anschauen, um zu wissen, was überhaupt passiert. Aber ich würde Djokovic zum Favoriten erklären, gleich dahinter Matteo Berrettini.
Carlos Alcaraz ist in Paris an Ihrem Bruder gescheitert. Wie schätzen Sie seine Chancen ein?
Er ist für mich eine Wundertüte. Da kann alles passieren. In Wimbledon zu spielen, ist nicht gleich Rasentennis. Die Plätze sind alle etwas unterschiedlich. Man muss sich da schon auskennen, wie man auf dem Platz spielt. Manchmal dauert dies ein paar Jahre, aber bei manchen geht es ganz schnell.
Was sind denn die Eigenheiten von Wimbledon?
Der Rasen ist sehr dicht, er ist wie ein Teppich. Einige Plätze, südlich vom Centre Court, sind sehr weich und der Ball springt relativ langsam ab. Die Plätze zwischen Court 1 und Centre Court sind viel schneller. Man muss auf den verschiedenen Plätzen teilweise anders spielen, servieren und sich bewegen. Federer hat ein Jahr vor seinem Sieg 2003 in der ersten Runde verloren. Danach kommt er zurück und gewinnt. Sampras hat bei seinen ersten Anläufen auch nicht so gut gespielt und dann gewonnen. Man muss verstehen, wie man darauf spielt.