Dank guten Leistungen und Russinnen-Ausschluss
Plötzlich steht Ylena In-Albon im Wimbledon-Hauptfeld

Ylena In-Albon (23) steht erstmals im Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers. Dies hat die Walliserin ihren guten Leistungen zu verdanken – und dem Entscheid der Wimbledon-Organisatoren, russische und belarussische Spielerinnen auszuschliessen.
Publiziert: 25.06.2022 um 21:25 Uhr
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Aktualisiert: 25.06.2022 um 21:39 Uhr
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Ylena In-Albon schlägt am Montag erstmals in Wimbledon auf.
Foto: Sven Thomann
Sven Micossé, Wimbledon

Vor einem Jahr spielte Ylena In-Albon noch beim ITF-Turnier im bündnerischen Klosters. An eine Teilnahme an einem Grand Slam war als 451. der Welt nicht gross zu denken. Zwölf Monate später steht sie kurz vor ihrem Major-Debüt in Wimbledon, und dies direkt im Hauptfeld!

Die Walliserin liegt aktuell auf Platz 110 der Welt – ihrem bisherigen Karrierehoch. Für die erste Grand-Slam-Teilnahme hätte sie aber erneut die Qualifikation bestreiten müssen. Bisher ist es ihr in fünf Versuchen noch nicht gelungen, diese zu überstehen. Wegen des Ausschlusses der belarussischen und russischen Tennis-Stars rutscht sie in der Liste weiter nach vorne. Und weil einige wegen Verletzungen Forfait geben mussten, kommt In-Albon schliesslich zum Handkuss.

«Ambiente ist fast überwältigend»

Bis dahin war die Anspannung gross. «Es gab ein paar Tage, an denen ich drei-, viermal pro Tag die Liste angeschaut habe und es einfach nicht vorwärtsging», sagt sie in einer Medienrunde. Beim prestigeträchtigen Turnier dabei zu sein, sei für sie «der Wahnsinn. Das ganze Ambiente ist fast überwältigend.»

Ihre Teilnahme nur auf Glück zu reduzieren, wird ihr nicht gerecht. Seit 2019 setzt die 23-Jährige voll auf die Karte Tennis. Davor war sie noch mit der Matura an der Sporthochschule in Brig beschäftigt. «Tennis war schon immer eine Priorität. Mir war trotzdem wichtig, dass ich den Schulabschluss habe.»

Die Familie und Schule befinden sich im Wallis, doch sportlich liegt ihr Lebensmittelpunkt bereits seit sieben Jahren im Tessin. Das regelmässige Pendeln kostet Energie und Zeit. Mit dem Abschluss wird die Sonnenstube der Schweiz ihr Fixpunkt. Dort arbeitet sie von Beginn an mit Trainer Gonzalo Vitale (52), der sie auch heuer in London begleitet. Mit ihm an ihrer Seite arbeitet sie sich kontinuierlich nach oben.

Fokus auf WTA-Turniere statt ITFs

Meist taucht In-Albons Name aber auf den Teilnahmelisten von ITF-Turnieren auf. In den unteren Gefilden erzielt sie regelmässig gute Ergebnisse (11 Titel). Die Teilnahme bei Wimbledon gibt ihr nun Selbstvertrauen für mehr. «Ich habe sehr viel ITF gespielt, versuche jetzt, den Schritt zu den WTA-Turnieren zu wagen. Jetzt ist der Moment dafür.»

In-Albon ist bereits in Wimbledon-Stimmung. Beim Medientermin trägt sie eine Jacke mit grün-violetten Elementen, die Fingernägel sind bereits weiss lackiert. Am Montag wird sie gegen Alison Riske ihre bisher grösste Partie bestreiten – auf einer für sie ungewohnten Unterlage.

Gegen die Weltnummer 35 wird sie erst zum fünften Mal in ihrer Karriere auf Rasen spielen. Die Vorzeichen könnten besser sein. «Aber im Tennis kann alles passieren, es gibt immer wieder Überraschungen – vor allem auf Rasen. Ich muss irgendwie einen Weg finden, sie in Schwierigkeiten zu bringen.»

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