So hatte sich das Streamingportal Sportdeutschland.TV den Start in die US Open nicht vorgestellt. Der Online-Sender, der sich bis 2027 überraschend die Medienrechte des vierten Grand-Slam-Turniers des Jahres sicherte, wollte mit geballter Experten-Ladung in New York auflaufen. Doch am Montag begrüsste bloss der renommierte Tennis-Kommentator Matthias Stach (60) die Zuschauer aus der Anlage in Flushing Meadows. Die ebenfalls ins Boot geholte Tennis-Legende Boris Becker (55)? Sass aus der Ferne zugeschaltet auf einem Sofa.
Zuvor hatten sich in Deutschland die Medienberichte überschlagen. Becker dürfe nicht einreisen, habe wohl auch gar keine Akkreditierung, schrieb etwa die Bild. Das ging so weit, dass sich der Sender direkt zum Anfang der ersten Übertragung gezwungen sah – nach ein paar technischen Problemen bei Becker – die Dinge klarzustellen. Auf Stachs Frage, was denn nun los sei, antwortete Becker schliesslich: «Ich habe aufgrund meiner Vorgeschichte natürlich ein anderes Visum als du, aber das ist schon vor langer Zeit eingereicht worden.» Die Einhaltung der Frist betonte auch sein Anwalt Christian-Oliver Moser gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
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Becker sitzt also sozusagen auf gepackten Koffern und hat nach wie vor die Hoffnung, endlich wieder ein Grand-Slam-Turnier vor Ort verfolgen zu können. Die Australian Open und die French Open (beide für Eurosport) sowie Wimbledon (für Sky Italia) hatte er jeweils aus der Ferne kommentiert. Nach England durfte er ohnehin nicht einreisen. Er war im letzten Dezember vorzeitig aus der Haft entlassen worden, nachdem er in einem britischen Gefängnis eine Strafe wegen falscher Angaben im Insolvenzverfahren verbüsst hatte.
Becker erklärte in der Übertragung auch, dass er entgegen anders lautender Berichte sehr wohl über eine Akkreditierung verfüge. Sogar deren zwei: «Eine Medienakkreditierung als auch eine persönliche Einladung der USTA», also des amerikanischen Tennisverbands, der die US Open veranstaltet. Becker habe demnach Anspruch auf Einlass in die «President’s Box», auf ein Auto und ein Hotelzimmer für die Turnierdauer. Nur: Grünes Licht von den US-Behörden habe er eben noch nicht erhalten.
Ein neues Buch soll Klarheit schaffen
Vor den US Open hatte sich Becker im «OMR-Podcast» auch gegen andere Gerüchte gewehrt. Etwa einen im Internet kursierenden Betrag von 25 Millionen, den er in seiner bewegten Karriere eingenommen haben soll. Die Zahl sei «in Dollar und vor Steuern und Kosten sowie Prozenten ans Management» zu verstehen. Er habe «deutlich unter 50 Millionen Mark» eingenommen, also umgerechnet unter 25 Millionen Euro oder 23,9 Millionen Franken. Man solle «Google nicht jedes Wort glauben», so Becker.
In diesem Zusammenhang hat der sechsfache Grand-Slam-Sieger auch gleich ein neues Buch angekündigt: «Damit ich mal meine Fans und meine Kritiker auf den neusten Stand darüber bringe, was ich verdient habe, was ich verloren habe, was ich an Steuern gezahlt habe, auch wie ich in meine Insolvenz kam.»
Davor aber will Becker wieder über Tennis reden. Und das am liebsten nicht auf dem Sofa, sondern vor Ort in New York. (mpe)