A Star is born: Emma Raducanu
Vom Schulmädchen zur US-Open-Queen – in 3 Monaten

Sie gewinnt als erste Qualifikantin ein Grand-Slam-Turnier! Die Welt der 18-jährigen Emma Raducanu (Gb) steht Kopf – und sie hat keine Ahnung, was auf sie zukommt.
Publiziert: 12.09.2021 um 14:28 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2021 um 19:12 Uhr
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Nachdem sie den Final mit einem Ass beendet, kann die 18-jährige Qualifikantin Emma Raducanu ihren US-Open-Sieg kaum fassen.
Foto: imago images/Paul Zimmer
Cécile Klotzbach

Im schwarzen, schulterfreien Abendkleid sitzt Emma Raducanu in New York vor dem Mikrofon. Lange, goldene Ohrringe glitzern um ihr geschminktes Gesicht, ihr pechschwarzes, langes Haar ist hübsch geföhnt, liegt perfekt. Die 18-jährige Britin strahlt – übers ganze Gesicht und viel Glamour in den Interview-Raum unter dem Arthur Ashe Stadium.

Keine zwei Stunden zuvor powerte sie Finalistin Leylah Fernandez vom Centre Court. 6:4, 6:3. Die Kanadierin, die Grössen wie Naomi Osaka, Angelique Kerber, Elina Switolina und Aryna Sabalenka ausgeschaltet hatte, schaffte auch nicht mehr Games als Belinda Bencic (3:6, 4:6), die bitter enttäuscht von sich war.

Nicht ein knapper Satz bis zum Triumph

Aber es lag wohl weniger an der Schweizerin selbst, als an Raducanu, die etwas hat, mit dem keine Gegnerin umgehen konnte. 6:2, 6:3. 6:2, 6:4. 6:0, 6:1. 6:2, 6:1, 6:3, 6:4. 6:1, 6:4. 6:4, 6:3. Nicht ein knapper Satz auf der Reise zum grossen Triumph – davor war sie schon ohne Satzverlust durch die Quali gerast. Hoch konzentriert, gnadenlos, mit immer den gleichen Spielzügen, die sie in den letzten Wochen systematisch eintrainiert hat.

Ja, tatsächlich nur in ein paar Wochen. Noch vor drei Monaten absolvierte Emma ihre Abschlussprüfungen am Elite-Mädchengymnasium Newstead Wood School in London. Mit Bravour, so wie es von dieser hochbegabten Jugendlichen erwartet wurde. Erst danach trainierte sie drei Wochen für ihren Wildcard-Auftritt in Wimbledon, wo sie die Achtelfinals erreichte. Da hörte die Tenniswelt zum ersten Mal von dieser Raducanu, die zuvor nicht ein WTA-Match gewonnen hatte.

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Mit 100 Prozent von 0 auf 100

«Ich habe noch immer andere Optionen, aber gerade ist es hundert Prozent Tennis», sagte sie damals. Wohin sie diese 100 Prozent geführt haben, wissen wir jetzt: von 0 auf 100 vom Schulmädchen zur US-Open-Championne.

«Diese Vision hatte ich schon als kleines Mädchen», so die Tochter einer Chinesin und eines Rumänen, die in Kanada geboren wurde und in London aufwuchs. Mit ihren Eltern, die nicht nach New York reisten, habe sie telefoniert. «Mein Vater sagte: ‹Du bist sogar besser, als dein Dad dachte.› Und mein Dad ist nur sehr schwer zufrieden zu stellen … Das habe ich wohl heute geschafft.»

Parat für ein neues Leben?

Raducanu hat ganz Grossbritannien zufriedengestellt, das seit 1977 und dem Wimbledon-Sieg von Virginia Wade auf den ersten Grand-Slam-Sieg einer Frau wartete. «A Star ist born», kann man mit Gewissheit sagen. Und wie sie da gestylt wie ein Model sitzt, ist auch schon klar: Die Vermarktungsmaschinerie wird sich nicht nur um das sportliche Image dieses Tennis-Teenagers drehen.

Ist sie auf ihr neues Leben vorbereitet? Im Heute noch nicht. «Ich habe keine Ahnung, was ausserhalb meiner kleinen Welt hier los ist.» Ihr Handy, auf dem auch eine Gratulations-SMS von Queen Elizabeth aufploppen wird, hatte sie zu dem Zeitpunkt noch nicht gecheckt. Und über das Morgen habe sie noch nicht nachgedacht. «Im Moment liebe ich einfach das Leben. Ich bin erst 18, bin frei, und daran sollte sich vorerst nichts ändern.» Es wäre ihr zu wünschen.

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