Es ist eine kuriose Pressekonferenz, die sich Anfang Woche nach Camila Giorgis Erstrundensieg gegen Anastasia Pawljutschenkowa (6:0, 6:1 in 55 Minuten) abspielt. Ein Hin und Her ohne Speed, wie ein Ballwechsel, in dem Giorgi nicht auf Zug kommt. Giorgi antwortet nicht direkt, sondern ausweichend oder gar nicht.
Thema gibts nur eines. Die 31-jährige Italienerin soll im Vorjahr bei den Australian Open mit einem gefälschten Corona-Impfzertifikat teilgenommen haben, so lautet der zuletzt aufgetauchte Vorwurf. Ihre Hausärztin Daniela Grillone war vor einem Jahr verhaftet worden, weil sie für ihre Patienten reihenweise falsche Zertifikate ausgestellt haben soll. Auch für Giorgi? Nun, gegenüber den Ermittlern sagte sie in der Folge aus, sie könne «mit absoluter Sicherheit bestätigen, dass der gesamten Familie Giorgi kein Impfstoff verabreicht worden ist». Demnach also würde die italienische Top-Spielerin 2022 in Melbourne, wo Impfpflicht galt, betrogen haben.
Geimpft oder nicht geimpft: Ein Jahr später sind die Restriktionen beim «Happy Slam» aufgehoben, Probleme deswegen drohen diesmal keine. Dafür wirft ihre Reaktion zu den Vorwürfen Fragen auf.
In Melbourne steht das erste Tennis-Highlight an: Hier gehts zur Resultat-Übersicht zu den Australian Open.
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«Eine Impfung ist eine Impfung»
Giorgi erklärt, es sei nicht sie, die in Schwierigkeiten stecke, sondern ihre Ärztin. Sie habe keinen falschen Nachweis, sie habe ihre Impfungen von verschiedenen Ärzten bekommen und alles getan, was die australische Regierung verlangt hätte. Als ein Reporter dann nachhakt, ob es eine Impfung gegen Covid-19 war, antwortet sie: «Eine Impfung ist eine Impfung.» Worauf der Journalist noch einmal entgegnet: «Aber es war eine Covid-19-Impfung?» Und Giorgi sagt: «Ich habe die Frage schon beantwortet. Es ist eine Impfung.»
Beruhigt hat sich der Wirbel um ihre Person damit nicht. Dafür läufts der Weltnummer 70 in Melbourne bislang sportlich rund. Auch die Slowakin Anna Karolina Schmiedlova stellte kein Problem dar (6:4, 6:3). Nun trifft sie in Runde drei in der Nacht auf Samstag auf Belinda Bencic (25/WTA 10), die gegen Giorgi «russisches Roulette» erwartet: «Es gibt Tage, da spielt sie wie eine Nummer eins der Welt. Und dann gibt es Tage, an denen sie gegen jede verlieren kann.»
Für Bencic gehts nun darum, ihr bislang bestes Melbourne-Resultat zu egalisieren: 2016 stand sie schon einmal im Achtelfinal, scheiterte dort aber an Maria Scharapowa. Giorgi kam ihrerseits an den Australian Open noch nie so weit. Ihre Form stimmt zwar, doch sie hat auch an anderen Fronten zu kämpfen.