Es ist eine ungewohnt angespannte Situation, die sich am Donnerstag auf dem Court Philippe-Chatrier abspielt: Als Marin Cilic (ATP 32) im zweiten Satz des Zweitrundenmatches gegen Roger Federer (ATP 8) servieren will, muss er einen Moment auf den Basler warten, weil dieser noch einmal zum Spielfeldrand gelaufen ist, um sich den Schweiss vom Gesicht zu wischen. Einen Moment zu lange, urteilt Stuhlschiedsrichter Emmanuel Joseph und ermahnt den 20-fachen Grand-Slam-Gewinner. Es folgt ein hitziger Meinungsaustausch zwischen dem 39-Jährigen und dem Schiedsrichter, zum Schluss diskutiert sogar Cilic mit. Knapp drei Minuten später wird die Partie fortgesetzt, Federer gewinnt in vier Sätzen.
Nach dem Spiel äussert sich der Weltranglistenachte zum Vorfall: «Ehrlich gesagt war ich ein bisschen geschockt und überrascht, dass das passiert ist. Ich habe lange nicht verstanden, warum ich überhaupt eine Verwarnung bekommen habe.» Schliesslich zeigt er sich aber versöhnlich, bezeichnet die Auseinandersetzung mit dem Schiedsrichter als «beidseitiges Missverständnis».
«Das ist keine gute Regel»
Auf Eurosport schalten sich mit Boris Becker und Mischa Zverev zwei weitere Tennis-Asse in die Handtuch-Debatte ein. «So habe ich Federer noch nie gesehen», meint Becker. Etwas mehr Fingerspitzengefühl des Schiedsrichters wünscht sich der 53-Jährige.
Dem stimmt auch Zverev zu. Und zeigt Verständnis für die Reaktion des French-Open-Siegers von 2009: «Das war keine gute Entscheidung vom Schiedsrichter und das ist keine gute Regel. Wenn man am Netz den Punkt beendet und zur Grundlinie geht, dann dauert das alleine schon ungefähr zehn Sekunden.» Deshalb müsse es doch erlaubt sein, sich ein Handtuch zu holen. Ausserdem, so Zverev, sei der Schweizer einer der schnellsten Spieler auf der Tour. «Er braucht nur fünf bis zehn Sekunden, um den nächsten Ballwechsel anzufangen. Wenn er eine Time Violation bekommt, ohne gross Zeit zu verlieren, dann stimmt definitiv etwas nicht an der Regel.» (tim)