Auf einen Blick
- Eva Lys' Traumlauf bei Australian Open: Als Lucky Loserin in den Achtelfinal
- Deutsche leidet an unheilbarer Autoimmunerkrankung
- Geschockt von 250'000 Euro Preisgeld, Tennis-Fans feiern sie
Den Spitznamen «Lucky Lys» hat sich Eva Lys an den Australian Open redlich verdient. Als Lucky Loserin rutschte die 23-Jährige wenige Minuten vor Beginn der Erstrundenpartie ins Hauptfeld, weil die Russin Anna Kalinskaja kurzfristig Forfait gab.
Und dann folgte ein Traumlauf bis in den Achtelfinal. Dort fand sie dann in der gleichaltrigen Iga Swiatek (WTA 2) ihre Meisterin. 0:6, 1:6 verlor die Deutsche in nur gerade 59 Minuten. «Sie hat mich überrollt wie ein Zug», bilanziert Lys. «Ich hatte definitiv Spass – aber nicht mit dem Ergebnis.»
Dafür dürfte sie der Blick auf den Scheck überglücklich machen. 420'000 australische Dollar Preisgeld gibts für den Achtelfinal, umgerechnet 250'000 Euro. Gewusst hat sie das aber nicht und reagiert sichtlich geschockt: «Das ist verrückt. Ich habe in meinem Leben noch nie eine solch hohe Summe gewonnen.»
Tränenreiche Nächte
Ihr Leben hielt dafür bislang einige Hürden bereit. Da ist zum einen der stetige Druck, liefern zu müssen. Sie ist vor allem auf der Challenger-Tour unterwegs, schaffte es bislang nur vereinzelt ins Hauptfeld eines WTA-Turniers. «Ich hatte viele Nächte, in denen ich mit Tränen in den Augen mit meinen Eltern gesprochen und sie gefragt habe: ‹Wann ist es endlich so weit?›»
Lys, die in der Ukraine zur Welt kam und ihre ersten zwei Lebensjahre dort verbrachte, habe immer gewusst, dass sie das Potenzial habe, sie sei ihr selbst aber oft im Weg gestanden: «Je mehr ich nachdachte, desto schlechter spielte ich.» Die Chance, die sie nun in Melbourne unverhofft bekam, hat Lys genutzt: «Diese Tage haben mein Leben total verändert», sagte sie nach ihrem Drittrundensieg.
«Die Krankheit ist Teil meines Lebens»
Und dann ist da ihre unheilbare Krankheit. Im Jahr 2020 wurde bei der damals 18-Jährigen Spondyloarthritis diagnostiziert, eine rheumatische Autoimmunerkrankung. Dabei greift das Immunsystem fälschlicherweise das körpereigene Gewebe an. Damit gehen chronische Rückenschmerzen, steife Gelenke und Entzündungen einher.
Dank Medikamenten und Physiotherapie ist diese Krankheit gut behandelbar. «Letzten Endes ist sie einfach ein Teil meines Lebens», sagt Lys. Sie sei gezwungen, gut auf ihren Körper und ihre Ernährung zu achten. Schon zwei Monate vor dem Grand-Slam-Turnier sei sie nach Australien gereist, da die hohen Temperaturen für ihren Körper «viel, viel besser» seien.
Mit ihrem Auftritt beim «Happy Slam» hat sie die Herzen vieler Fans erobert. Seit Beginn des Turniers hat sie auf Instagram fast 50'000 neue Follower (jetzt ca. 143'000), allein am Matchtag gegen Swiatek kamen rund 20'000 dazu. In der Weltrangliste klettert Lys vom 128. auf den 91. Platz. Kurzum: «Das war die schönste Woche in meinem Leben.»