Danielle Collins (30) lässt ihr Racket fallen und schlägt die Hände vors Gesicht. Die amerikanische Tennisspielerin kann es kaum glauben. Mit dem vierten Matchball entscheidet sie den Final des Masters in Miami (USA) für sich. 7:5, 6:3 gewinnt sie gegen Elena Rybakina (24) und feiert den grössten Erfolg ihrer Karriere. Einer Karriere, die trotz des Leistungs-Hochs noch in diesem Jahr enden wird.
Während den Australian Open im Januar überraschte Collins mit ihrer Ankündigung. Nach ihrer Zweitrunden-Niederlage gegen Iga Swiatek (22) sagte sie: «Ich bin quasi am Ende meiner Karriere, deswegen schmerzen solche Niederlagen nicht mehr so sehr.» Und erklärte: «Das wird meine letzte Saison.»
Grosse Erfolge nach Diagnose
Daran ändert auch der Triumph in Miami nichts. «Nein, das werde ich nicht überdenken», sagt Collins. Wieso sie mit Anfang 30 zurücktritt, hat einen schönen Grund. Collins möchte Mami werden. Allerdings erschweren gesundheitliche Probleme dieses Unterfangen.
Jahrelang bekämpfte sie starke Periodenschmerzen vergeblich mit Entzündungshemmern. Im Februar 2021 brach sie während einer Partie vor Schmerzen zusammen, konnte nur unter Tränen weiterspielen. Erst als bei einer Freundin mit ähnlichen Symptomen Endometriose diagnostiziert wurde, kamen die Ärzte auch bei Collins zu diesem Befund. Dabei handelt es sich um eine schmerzhafte Erkrankung, bei der ein der Gebärmutterschleimhaut ähnliches Gewebe ausserhalb der Gebärmutterhöhle wächst. Im April 2021 wurde ihr eine tennisballgrosse Zyste aus den Eierstöcken sowie weiteres Gewebe an Blase und Darm entfernt.
Nach fast zwei Monaten Pause kehrte Collins befreit von der psychischen und physischen Belastung auf die Tour zurück. Und feierte in den folgenden Monaten grosse Erfolge. Sie gewann zwei Turniere – die einzigen neben dem Miami-Triumph – und stand bei den Australian Open 2022 in ihrem bis dato einzigen Grand-Slam-Final. Im Sommer erreichte Collins mit Platz 7 ihre beste Klassierung in der Weltrangliste.
Kampf gegen zwei Krankheiten
Allerdings hat die Endometriose Auswirkungen auf ihren Kinderwunsch. Frauen mit dieser Diagnose können nur erschwert schwanger werden – vor allem im höheren Alter. Deswegen der Rücktritt mit Anfang 30. Dass sie sich deswegen rechtfertigen muss, ärgert Collins. «Ich glaube, wenn ich ein Mann wäre, müsste ich das sicher nicht tun.»
Zudem kämpft Collins noch mit einer weiteren Krankheit. 2018 wurde bei ihr rheumatoide Arthritis festgestellt. Diese entzündliche Autoimmunerkrankung bekam sie mit Medikamenten und einer Diät in den Griff.
Ihre Leistung beeindruckt vor diesem Hintergrund umso mehr. Zumal Collins eine Spätzünderin ist. Erst mit 22 Jahren wechselte sie auf die Profi-Tour. Nun erfährt ihre Karriere eine vorläufige Krönung. Und wer weiss, was in den letzten Wochen und Monaten ihres Daseins als Tennis-Profi noch dazukommt. (bir)