Federer-Idee flammt wieder auf
Der WTA droht der Bankrott – hilft nun die ATP?

Die Tennis-Welt macht sich Sorgen um den finanziell angeschlagenen Tennisverband der Frauen, die WTA. Es droht der Bankrott. Eilt die ATP zu Hilfe?
Publiziert: 23.10.2023 um 14:55 Uhr
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Sorgenfalten bei WTA-Boss Steve Simon: Der Welttennisverband der Frauen ist finanziell in Nöten.
Foto: keystone-sda.ch

Yuri Polsky (36), Vizepräsident des kasachischen Tennisverbandes, schlägt beim russischen Portal championat.com Alarm: «Die WTA könnte per 2026 oder 2027 bankrott sein, wenn sich die finanzielle Lage nicht ändert!»

Gründe für die prekäre Situation gibts viele. Da ist die Corona-Pandemie, in der viele Turniere ausfielen. Da ist der dubiose Fall um die chinesische Spielerin Peng Shuai (37), die vor rund zwei Jahren plötzlich verschwunden war und die WTA als Konsequenz viele Events in China gestrichen hat, wodurch viel Sponsorengeld verloren ging. Dazu generieren verkaufte Tickets nicht genug Einnahmen, TV-Rechte müssen meist unter Wert verkauft werden und immer mehr Städte verzichten auf eine Bewerbung der Turniere.

Federer-Idee wird wieder Thema

Durch den Appell Polskys kommt eine Frage auf, die den Tennis-Zirkus seit Jahren begleitet: Sollen die WTA und das Männer-Pendant ATP zusammenspannen? Eine Frage, die Roger Federer (42) schon während der Pandemie gestellt hatte: «Bin ich der Einzige, der sich fragt, ob jetzt nicht die Zeit wäre, dass sich das Männer- und das Frauentennis zusammenschliessen?»

Diese Idee teilt nun Polsky: «Für die WTA ist es eine Frage des Überlebens – für die ATP eine Frage der Reputation.» Denn die ATP-Bosse um den Vorsitzenden Andrea Gaudenzi (50) wollen verhindern, dass der Frauenverband zugrunde geht: «Das wäre schlecht für das Image des Sports.» Die ATP steckt in der Zwickmühle, erste Treffen mit WTA-Boss Steve Simon (68) gabs gemäss dem «Telegraph» bereits. Doch was kann die ATP überhaupt tun?

So will die ATP die WTA unterstützen

Finanziell steht der Weltverband des Männertennis auf sicheren Beinen. Erst im August wurde bekannt, dass die ATP ein Sicherheitsnetz für Spieler innerhalb der Top 250 aufziehen will. Die Reserven dafür sind scheinbar gross genug.

Auch die Preisgelder sind bei den ATP-Turnieren deutlich höher als bei der WTA, weil das Männertennis mehr Einnahmen generiert. Die «Financial Times» zeigte auf, dass 2022 bis zu 75 Prozent mehr Geld in die Taschen der Männer geflossen sind als bei den Frauen. Inwiefern die ATP die WTA finanziell unterstützen könnte und möchte, ist nicht klar. Polsky: «Die ATP prüft ihre Möglichkeiten.»

So krass ist der Preisgeldsunterschied im Männer- und Frauentennis

Bei den Grand-Slam-Turnieren werden seit einigen Jahren die gleichen Preisgelder ausgezahlt. Diese Events werden allerdings vom Internationalen Tennisverband (ITF) ausgetragen, nicht von der ATP und der WTA. Dementsprechend haben die beiden Organisationen nichts mit den Preisgeldern zu tun.

Die von ihnen ausgetragenen Turniere (1000er, 500er und 250er) weisen teilweise immer noch einen krassen Unterschied in den Preisgeldern auf. Die «Financial Times» berichtete 2022 von einem bis zu 75-prozentigen Unterschied bei Männern und Frauen. Auch im Jahr 2023 gibts gewaltige Differenzen. So erhielt etwa der Sieger beim Masters in Cincinnati (Novak Djokovic) gut eine Million US-Dollar, Coco Gauff dagegen «nur» 454'000 US-Dollar – also nicht mal die Hälfte. Dass es aber auch anders geht, beweisen die Masters in Indian Wells und Miami, wo bei beiden Geschlechtern das gleiche Preisgeld ausgezahlt wird.

Insbesondere die Turniere der kleineren Kategorien sind für den grossen Unterschied verantwortlich. Nehmen wir als Beispiel das ATP-Turnier in Halle und das WTA-Turnier in Berlin, die in diesem Jahr zeitgleich stattfanden und beide der 500er-Kategorie angehören. In Halle erhielt der Sieger 477'000 Euro, in der deutschen Hauptstadt gabs dagegen lediglich 107'000, also fast viereinhalbmal weniger. Um die Preisgelder auf der Frauentour künftig zu erhöhen, erwägt man nun die Streichung mehrerer Turniere der unteren Kategorien, damit beispielsweise mehr Geld für die Masters (1000er) vorhanden ist.

Bei den Grand-Slam-Turnieren werden seit einigen Jahren die gleichen Preisgelder ausgezahlt. Diese Events werden allerdings vom Internationalen Tennisverband (ITF) ausgetragen, nicht von der ATP und der WTA. Dementsprechend haben die beiden Organisationen nichts mit den Preisgeldern zu tun.

Die von ihnen ausgetragenen Turniere (1000er, 500er und 250er) weisen teilweise immer noch einen krassen Unterschied in den Preisgeldern auf. Die «Financial Times» berichtete 2022 von einem bis zu 75-prozentigen Unterschied bei Männern und Frauen. Auch im Jahr 2023 gibts gewaltige Differenzen. So erhielt etwa der Sieger beim Masters in Cincinnati (Novak Djokovic) gut eine Million US-Dollar, Coco Gauff dagegen «nur» 454'000 US-Dollar – also nicht mal die Hälfte. Dass es aber auch anders geht, beweisen die Masters in Indian Wells und Miami, wo bei beiden Geschlechtern das gleiche Preisgeld ausgezahlt wird.

Insbesondere die Turniere der kleineren Kategorien sind für den grossen Unterschied verantwortlich. Nehmen wir als Beispiel das ATP-Turnier in Halle und das WTA-Turnier in Berlin, die in diesem Jahr zeitgleich stattfanden und beide der 500er-Kategorie angehören. In Halle erhielt der Sieger 477'000 Euro, in der deutschen Hauptstadt gabs dagegen lediglich 107'000, also fast viereinhalbmal weniger. Um die Preisgelder auf der Frauentour künftig zu erhöhen, erwägt man nun die Streichung mehrerer Turniere der unteren Kategorien, damit beispielsweise mehr Geld für die Masters (1000er) vorhanden ist.

Eine grosse Chance zur Zusammenarbeit sieht man in der Vermarktung der Fernsehrechte. «Die ATP schlägt vor, die Rechte zu bündeln und für ATP- und WTA-Veranstaltungen als Paket zu verkaufen», erklärt Polsky. Dadurch seien TV-Stationen gezwungen, auch die Frauenrechte für ein Turnier zu erwerben, wenn sie Männertennis zeigen wollen. «So wird der Wert der WTA-Rechte in die Höhe getrieben, wenn auch künstlich.»

WTA-Boss streitet Geldprobleme ab

Wenige Stunden nachdem Polsky seine Aussagen tätigt, meldet sich WTA-Boss Steve Simon persönlich via «Sport Poland» zu Wort – und streitet allfällige Notlagen ab: «Die WTA befindet sich in einer gesunden finanziellen Lage. Sie zieht keine Fusion mit der ATP in Betracht.»

Deutliche Worte des US-Amerikaners. Und er führt weiter aus, dass man Anfang des Jahres verkündet hatte, den Spielerinnen eine Entschädigung von 400 Millionen Dollar über die nächsten zehn Jahre auszuzahlen. Das Ziel: «Wir wollen, dass die WTA die Position als weltweit führende Frauensportorganisation erhalten bleibt.» (che)

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