Benoît Paire polarisiert. In Frankreich hat der 34-jährige Mann mit dem Hipster-Bart und der spektakulären Spielweise bei vielen längst Kultstatus erreicht. An den diesjährigen French Open war es bei seinen Matches immer besonders laut. Doch andere wiederum stören sich an seiner mitunter rüpelhaften Art, seinen Eskapaden und Ausrastern. Egal, ob er schimpfte, spuckte oder absichtlich Doppelfehler beging, Paire sorgte in seiner Karriere immer wieder für Ärger.
Nun hat er beim Challenger-Turnier in Malaga (Sp) die Fans erneut auf die Palme gebracht. Im Duell mit Lokalmatador Pedro Martinez (26) lässt er sich im ersten Satz mit 0:6 abservieren und gibt im zweiten Durchgang beim Stand von 2:4 auf. Paire wirkt gänzlich lustlos. Sein Auftritt, bei dem er teilweise nicht mal die einfachsten Bälle erläuft, grenzt an Arbeitsverweigerung.
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Social-Media-User können die Performance der aktuellen Weltnummer 123 nicht fassen. Einer bezeichnet Paire als «eine Schande für das Profi-Tennis». Ein anderer fordert eine lebenslange Sperre auf der Tour, denn der Franzose würde damit nur «den Wettbewerb verfälschen».
Erfolgreicher Provokateur
Die Anschuldigungen kommen nicht von ungefähr. Paire hatte schon in den vergangenen Jahren immer wieder mit seiner Lustlosigkeit provoziert. Während der Pandemie hatte er öffentlich erklärt, dass es sein Ziel sei, so schnell wie möglich aus der Turnier-Blase ausbrechen zu können. Was wiederum bedeutete: So schnell wie möglich zu verlieren.
Ein anderes Mal postete er auf Social Media einen Screenshot seines bereits gewonnenen Karriere-Preisgeldes (damals 8,5 Mio. Dollar) und meinte dazu, dass die Tour für ihn ja auch ohne grossen Aufwand lukrativ sei: «Am Ende lohnt es sich, schlecht zu sein.» Er wisse nicht, warum er sich für ein bisschen mehr Prämien auf dem Platz zerreissen sollte.
Nun, Paire scheint offensichtlich gewissen Motivations-Schwankungen zu unterliegen. Denn andererseits sind seine Erfolge – neben drei Triumphen auf ATP-Stufe stand die ehemalige Weltnummer 18 in sechs weiteren Finals und gewann zudem acht Challenger-Titel – nicht ohne den nötigen Fokus möglich.
«Fühle mich nicht gut im Kopf»
In diese Richtung geht auch seine Erklärung, die er nach dem irritierenden Auftritt in Malaga abgab: «Ich mache gerade eine schwierige Phase durch. Ich fühle mich momentan nicht gut im Kopf, wenn ich einen Tennisplatz betrete. Das passiert. Nun liegt es an mir, Lösungen zu finden, um wieder Spass zu haben.»
Die Reaktionen? Ausgerechnet Gegner Martinez muntert ihn auf und schreibt «Vamos Benito». Beim Rest verhält es sich so wie immer beim «Enfant Terrible»: die einen verehren Paire, die anderen wollen ihn nie mehr einen Fuss auf einen Tenniscourt setzen sehen. (mpe)