Extra-Motivation für Bencic in Paris
Durchhalten, bis Freund Martin kommt!

Belinda Bencic startet bestens gelaunt bei den French Open. Gewinnt sie die erste Runde, würde ihre Laune noch besser.
Publiziert: 29.05.2021 um 19:05 Uhr
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Belinda Bencic fühlt sich auf Sand immer wohler.
Foto: Getty Images
Cécile Klotzbach

Belinda Bencic, haben Sie sich schon in Paris eingelebt?

Ich bin erst am Donnerstagabend angekommen. Jetzt warte ich im Hotelzimmer, bis das negative Corona-Testresultat kommt und ich erstmals auf die Anlage darf. Aber es ist schön hier, ich sehe sogar den Eiffelturm von meinem Zimmer aus.

Nervt das Leben in den Corona-Bubbles allmählich?

Es verleidet allen ein wenig, aber wir haben uns daran gewöhnt und an die Regeln angepasst. Immerhin durften wir an den letzten Turnieren pro Tag eine Stunde raus, ums Hotel gehen. Das macht schon einen grossen Unterschied. Ich bin mega dankbar, dass wir überhaupt spielen können. Und egal, wie viele Fans zuschauen, immerhin hat es ein paar. Ich denke, alles wird langsam nur besser. Das stimmt mich positiv.

Viele haben ernsthafte psychische Probleme.

Das kann ich nachvollziehen – es kann sehr zäh und mühsam werden, vor allem, wenn man alleine reist. Aber ich habe durch meinen Freund Martin meist gute Ablenkung, er bringt mich auf andere Gedanken. Und auf der Europa-Tour kann man schnell wieder heimreisen, wenn man ausgeschieden ist.

Denken Sie besorgt an Momente, wie letzten Herbst, als Sie Paris kurzfristig absagen mussten?

Nein, sowas kann immer passieren, damit leben wir Sportler. Mit geht es jetzt wirklich gut, körperlich und mental.

Haben Sie den Tritt auf Sand gefunden? Es ist ja nicht gerade Ihre Lieblingsunterlage...

Das ist es immer noch nicht, meine Erwartungen sind nicht die Grössten. Aber ich habe mich verbessert und das geht wohl Schritt für Schritt so weiter. Eigentlich bin ich recht zuversichtlich. In Madrid spielte ich ein gutes Turnier – da liegen mir die Bedingungen besser als in Rom, wo es schon sehr sandig ist. In Paris spielt es sich wieder schneller. Hoffentlich bleibt das Wetter trocken – in letzter Zeit musste ich sehr, sehr viel im Regen trainieren...

Wo?

Ich war zwischen den Turnieren in der Slowakei. Mein Freund Martin (Hromkovic, Anm. Red.) hat am Montag die Prüfung für seinen Masters in «Sports Education», das ist ein Abschluss zum Konditionstrainer im Sport- und Fussballbereich. Deshalb konnte er mich die ganze Sandsaison nicht begleiten, also blieb ich bei ihm. Vielleicht kommt er nach der Prüfung noch in Paris vorbei.

Wenn Sie noch im Turnier sind... Also durchhalten!

(lacht) Ja, das wäre wirklich gut, eine Extramotivation! Ich weiss aber noch nicht, wann ich meine erste Runde gegen Nadia Podoroska spiele.

Was erwarten Sie von ihr?

Sie ist sicher kein leichtes Los. Aber ich habe mir mal das Tableau angeschaut – es gibt in der ersten Runde kein leichtes Los. Egal gegen wen ich spielen würde, ich könnte nie sagen, ich gewinne sicher. Aber klar, Podoroska ist Argentinierin, Sand ist ihr Belag, dazu spielt sie einen harten Spin. Ich muss mein Spiel durchziehen, damit sie nicht in Fahrt kommt.

Wer hilft Ihnen, sich auf Gegnerinnen einzustellen?

Mein Papi und mein Co-Trainer Sebastian Sachs, der mich schon in Stuttgart, Madrid und Rom begleitet hat. Wir haben alle zusammen in Bratislava trainiert, das war super. Weil er selbst sehr gut Tennis spielt, ist Sebastian auch gut als Trainingspartner. Und er kennt viele Spielerinnen, ist gut darin, Taktiken zu erklären.

Wie kamen Sie auf Sachs?

Er ist Deutscher, aus Stuttgart. Ich habe schon 2016 mit ihm trainiert, aber damals verletzte ich mich und er ging zurück zum deutschen Verband. Er sammelte auch mit Juilia Görges und Victoria Azarenka gute Erfahrungen.

Grosse Erfolge hatten Sie in letzter Zeit nicht, verunsichert Sie das?

Es lief okay, war keine katastrophale Saison. Ich gewann zwar kein Turnier und das ist bei den gestiegenen Erwartungen enttäuschend. Aber ich fühle, dass es seit Miami immer besser wird. Ich verlor ein paar Matches mega knapp. Geiwnne ich solche mal, kippt es schnell ins Positive. Mit dem Aufschlag bin ich noch nicht ganz zufrieden, da fehlt noch das Selbstvertrauen. Wenn das auch wieder kommt, beginnt sich das Rad wieder zu drehen.

Das Gleiche braucht auch Roger Federer. Haben Sie Ihren Mixed-Partner mal wieder gesehen?

Nein, aber ich freue mich sehr, dass ich Roger hier in Paris endlich mal wieder live spielen sehe. Wenn es zeitlich klappt, schaue ich ihm sicher zu.

Was trauen Sie ihm sportlich noch zu?

Das ist besonders bei den Männern, wo es immer schwieriger wird, sehr schwer zu sagen. Aber ich denke, man darf Roger gar nie abschreiben. Auch wenn er sagt, dass er die Sandsaison eher als Vorbereitung für Wimbledon sieht. Generell ist es einfach schön, dass er wieder spielt!

Und die anderen Schweizer?

Es ist total schade, dass Jilly (Teichmann) absagen musste, weil sie sich verletzt hat – was für ein Pech für sie! Aber ich verfolge auch Vicky Golubic und natürlich Steffi (Vögele) und Henry (Laaksonen), die sich heute hoffentlich fürs Hauptfeld qualifizieren, genau.

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