Auf einen Blick
- Hartnäckige Knieverletzung zwang Juan Martín del Potro zum Karriereende
- Auch OP in der Schweiz half nicht gegen anhaltende Schmerzen
- Letztes Showmatch gegen Novak Djokovic am Sonntag in Buenos Aires
Die grosse Tennis-Karriere eines absoluten Publikumslieblings fand am 7. Februar 2022 in Buenos Aires ein trauriges Ende: Juan Martín del Potro (36) bestritt gegen seinen Landsmann Federico Delbonis sein letztes ATP-Spiel. Die Tränen, die der «Turm von Tandil» zum Schluss der Partie vergoss, liessen keinen kalt.
Es war das Ende einer Laufbahn, das man keinem Sportler wünscht. Zahlreiche Verletzungen hatten den US-Open-Champion von 2009 begleitet, die letzte war der Grund für seinen Rücktritt. Eine hartnäckiges Leiden im rechten Knie machte es ihm unmöglich, auf Top-Level weiterzuspielen. Viermal wurde del Potro bis zu seinem Rücktritt operiert, vier weitere OPs folgten danach.
In einem zwölfminütigen Video lässt der 1,98-Meter-Mann auf Instagram die letzten Jahre Revue passieren und kämpft mit den Tränen. Was kaum jemand weiss: «Am Tag nach meinem Spiel gegen Delbonis bin ich in die Schweiz geflogen. Ich habe mich dort operieren lassen, es war bereits die fünfte OP.»
Zwei Monate habe er in einem kleinen Ort bei Basel verbracht, in der Hoffnung, dass alles besser wird. Vergebens. Alles habe er versucht: «Ich habe Medikamente genommen, 100 Spritzen ins Bein, die Hüfte und den Rücken bekommen.» An eine Rückkehr auf den Tennisplatz war nicht mehr zu denken: «Ich machte mir keine Illusion mehr, zurückzukehren, weil es mein Körper nicht mehr erlaubte.» Eine 6. OP war nötig.
Das Unheil hatte schon beim ersten Eingriff 2019 seinen Lauf genommen: «Seit der ersten OP konnte ich keine Treppe mehr ohne Schmerzen hinaufgehen.» Seither begleiten ihn die Schmerzen im Alltag, sogar im Schlaf: «Es ist wie ein Albtraum ohne Ende: Ich versuche Lösungen und Alternativen zu suchen, aber ich finde sie nicht.»
Seine Leidenschaft für den Sport blieb in den letzten Jahren unerfüllt. «Ich habe mich stark gefühlt, doch ich musste zugeben: Ich wusste nicht, ob ich es wirklich war.» Das rechte Knie habe ihn «auf jeden Fall bezwungen», achtmal wurde es bis heute operiert. «Es gibt Tage, an denen mag ich nicht mehr.»
Ein letztes «Adios» gegen Djokovic
Vieles hat «DelPo» probiert, nichts hat genützt. Sogar über ein künstliches Knie wurde diskutiert. «Ein Arzt sagte mir: ‹Hol dir eine Prothese und hör auf zu fluchen›.» Man versprach ihm Lebensqualität. «Perfekt», dachte sich del Potro, «genau das habe ich gesucht». Ein anderer Mediziner riet ihm jedoch davon ab, er sei zu jung für ein künstliches Knie. «Das sind meine Kämpfe, meine Szenarien und ich muss damit klarkommen», reflektiert del Potro.
In Buenos Aires, dort, wo er gegen Delbonis seinen letzten Ernstkampf bestritt, will del Potro am Sonntag nochmals Adios sagen. In einem Showmatch gegen Novak Djokovic (37), seinen guten Freund, möchte er den Fans die Liebe und Zuneigung, die er all die Jahre verspürt habe, zurückgeben. Sein innigster Wunsch: «Ein paar Stunden Ruhe in meinem Bein, um mich auf dem Tennisplatz würdig zu verabschieden.»