Stuhlschiedsrichter und -richterinnen im Tennis haben nur selten einen einfachen Job. Eine Partie verlangt höchste Konzentration bei jedem Punkt, bei jeder Aktion. Erschwerend kommt oft hinzu, dass man sich mit wütenden Profis auseinandersetzen muss. Vielfach können sich dann nur die Spieler erklären, die «Umpires» kommen zu wenig zu Wort.
Genauso wenig weiss die Tennis-Welt über die Schiedsrichter abseits des Courts Bescheid. Die ehemalige Unparteiische Tamara Vrhovec, deckt im «Telegraph» nun die dunklen Seiten des Schiri-Jobs auf. Dunkel, weil die Geschichte von Angst und Machtspielchen handelt.
Machtspielchen der Führungspersonen
«Wenn etwas Skandalöses passiert, was sehr oft passiert, beschliessen nur wenige, dies zu sagen. Weil sie Angst haben, dass sich alles gegen sie wendet», sagt die Kroatin. Derjenige, der etwas sagt, verliere womöglich den Job und derjenige, der die Macht habe, dürfe bleiben. Man habe niemanden, an den sie sich wenden könne.
Sie spricht aus eigener Erfahrung: «Es gab Männer, die auf mich zukamen und hofften, das zu bekommen, was sie wollten, weil sie älter waren als ich.» Mittlerweile habe einer von ihnen aufgehört, ein anderer wurde dagegen befördert, «obwohl jeder weiss, dass er ein Raubtier ist, und er sich nie die Mühe gemacht hat, es zu verbergen.» Eben diese Person trieb es einmal bei Roland Garros zu weit: «Ich erinnere mich, dass er hinter mir auftauchte und meinen Hintern berührte.»
Wechsel ins Finanzwesen
16 Jahre lang versuchte Vrhovec, den Gold-Status zu erreichen. Stattdessen verweilte sie in der zweithöchsten Schiri-Klasse. Hätte sie den Sprung nach ganz oben geschafft, wäre die Welt besser gewesen: «Ich wollte eine Karriere haben, in der ich aufgrund meiner Arbeitsmoral und Leistung belohnt werde.» Sie brach ihre Karriere ab und wechselte ins Finanzwesen.
Rechtlich wollte sie nicht gegen jene Personen vorgehen, obschon andere ihr dazu rieten. «Es ist etwas aus der Vergangenheit, an das ich nicht mehr denke. Ich denke, ich muss mich jetzt für diejenigen einsetzen, die noch im System sind und keine Gelegenheit dazu haben.» (che)