Der Final von Cincinnati ist ein Quickie: In 1 Stunde und 13 Minuten geht Jil Teichmann mit 3:6, 1:6 gegen Ashleigh Barty unter. Und doch zieht die unterlegene Schweizerin im Platzinterview ein positives Fazit: «Ich erlebte eine Wahnsinnswoche.»
Tatsächlich räumt Teichmann auf dem Weg in den Final mit Naomi Osaka (WTA 2), Belinda Bencic (WTA 12) und Karolina Pliskova (WTA 4) drei Top-Spielerinnen aus dem Weg. Der Einzug ins Endspiel des WTA-1000-Turniers ist neben ihren beiden Turniersiegen in Prag und Palermo (beide 2019 auf Sand) der grösste Erfolg ihrer Karriere. Als neue Weltnummer 44 kratzt sie an ihrer Bestmarke vom April 2021, als Teichmann auf Rang 40 geführt wurde.
Für Final-Bezwingerin Barty, ihres Zeichens seit 55 Wochen die Nummer 1, kommt dieser Höhenflug nicht von ungefähr. «Jil, du gehörst auf dieses Level. Es war so schön, deine Matches zu sehen. Gratulation an dich und dein Team», sagt die Australierin nach ihrem fünften Turniersieg des Jahres. Ein ganz dickes Lob!
Eines, das sich mit der Einschätzung von Tennis-Experte Heinz Günthardt deckt. Der sagte schon 2019 über Teichmann: «Sie hat das Tennis und die Athletik. Von daher ist ihr eigentlich für die Zukunft alles zuzutrauen. Es ist extrem vieles möglich.»
Diese Woche soll Teichmanns Höhenflug im von Cincinnati 400 Kilometer entfernten Cleveland weitergehen. Erste Gegnerin ist am Dienstag die Russin Anna Blinkova (22, WTA 83). Höhepunkt der Tour über die nordamerikanischen Hartplätze sind dann die nächsten Montag beginnenden US Open. An Grand Slams hat Teichmann bisher noch keine grossen Stricke zerrissen: Bei ihrem Hauptfeld-Debüt in New York überstand sie bisher zum einzigen Mal die Startrunde. Höchste Zeit, dies zu ändern.