Es ist der Schlag, an dem sich die Gemüter erhitzen: Roger Federers berühmter Halbvolley-Return, der «Sabr», erfunden im letzten Herbst. Perfektioniert beim Turniersieg beim Masters-1000-Turnier in Cincinnati. Dort, wo Federer letztmals Novak Djokovic in einem Final hat bezwingen können. Und den Serben mit seiner Harakiri-Taktik zur Verzweiflung getrieben hatte.
Der Sabr (Sneak Attack by Roger, zu Deutsch: Schleichende Attacke von Roger) ist seither Djokovic und vor allem seinem Trainer Boris Becker ein Dorn im Auge. «Hätte er den Schlag gegen einen John McEnroe oder mich ausgepackt, hätten wir gesagt: Roger, ganz ehrlich, ich mag dich sehr, aber noch einmal, und ich ziele voll auf dich!», sagte Becker während der US Open.
Auch Djokovic kritisierte den Schlag, weil er den Gegner lächerlich mache. Auf dem Platz liefert er danach die perfekte Antwort: Als Federer den «Sabr» zwei Mal im Final der US Open gegen ihn ausprobiert, reagiert Djokovic mit zwei traumaften Lobs. Bei den Australian Open warten die Zuschauer indes noch vergeblich auf den revolutionären Federer-Return.
Nach seiner Viertelfinal-Gala gegen den Tschechen Tomas Berdych (30) kündigt Federer verspricht der gut gelaunte Baselbieter Jim Courier scherzernd: «Willst du ihn sehen? Ich verspreche, im Halbfinal gibts mindestens einen Sabr.» Eine Garantie ist das natürlich keine. Denn seit den US Open verzichtete Federer meist auf diese neue Return-Variante.
Zu seiner Taktik wollte er nach dem Viertelfinal noch nicht zu viel verraten. «Es gilt, gut zu variieren und ihn zu überraschen.» So wie bei den World Tour Finals in London, als Federer Djokovic in den Gruppenspielen besiegte, dann aber im Final keine Chance hatte. Den Grund hat er selber längst gefunden: «Beim zweiten Aufschlag war ich Nichts und Null. Das ist nich akzeptabel.»
Federer hat den Aufschlag als Schlüssel zum Erfolg ausgerufen. Und der funktioniert in Melbourne bisher ausgezeichnet. Bisher machte er knapp 70 Prozent seiner Punkte bei eigenem Aufschlag. Die Statistik beweist: Wenn Federer diese Marke erreicht, gewinnt er gegen Djokovic immer. Die Gleichung ist deshalb denkbar einfach: Gut servieren = Final erreichen.