«Meine Generation hätte ihn gleich im ersten Match mit dem Service abgeschossen», sagt der 47-jährige Trainer von Novak Djokovic zum TV-Sender Sky. «Hätte er den Schlag gegen John McEnroe, Ivan Lendl, Jimmy Connors oder gar mich ausgepackt, hätten wir gesagt: Roger, ganz ehrlich, ich mag dich sehr, aber noch einmal, und ich ziele voll auf dich!»
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Becker mit einer unbedarften Äusserung in die Nesseln setzt. Erst vor drei Monaten stänkerte er gegen Federer: «Es ist unmöglich, dass einen jeder mag! Er kann gar nicht so nett sein.» Und es sei «ein offenes Geheimnis», dass der Schweizer und Djokovic «nicht wirklich gut auskommen».
Ein Vorwurf, den Federer so nicht stehen liess. «Becker hat wirklich keine Ahnung. Eigentlich müsste er mich gut genug kennen, um zu wissen, dass ich ein entspannter Typ bin. Es ist immer gefährlich, wenn du viel redest. Manchmal sagst du Dinge, die du nicht sagen solltest.»
Vielleicht wäre Becker auch diesmal lieber aufs Maul gehockt. Vor allem, weil auch sein Schützling sich nach dem Out in Cincinnati wenig erfreut zeigte: «Kein Kommentar», sagte Djokovic über Federers überraschenden Halbvolley-Return.
Über dessen Entstehung gab Roger jüngst an den US Open witzige Details preis. Es sei beim Training mit Benoit Paire vor Cincinnati passiert. Der Franzose hatte Ohrenschmerzen, er selbst Jetlag – beide wollten die Ballwechsel kurz halten.
«Gegen Ende alberten wir rum, und ich spielte praktisch nur noch Chip and Charge», so Roger, «ich schlug Winner um Winner. Es war lachhaft.» Coach Severin Lüthi habe darauf vorgeschlagen, diese Waffe auch im Ernstfall einzusetzen.
Heute gegen den 2,08-m-Riesen John Isner (30, ATP 13) werde er sie aber kaum anwenden. Viel wichtiger sei es, den eigenen Aufschlag souverän zu halten.
Wohl besser so: Isner hat in dieser Saison schon über 900 Asse serviert. Die Chance abgeschossen zu werden, wäre also gross – dann bekäme Boris Becker doch noch recht.