71 Wochen lang thronte Caroline Wozniacki auf der Weltnummer 1 des Frauentennis. Anfang 2020 dann der Rücktritt – mit gerade mal 29 Jahren.
Wozniacki, die im Juni 2019 den 2,06 Meter grossen Ex-Basketballstar David Lee (37) heiratete, erklärt im Interview mit der «Bild am Sonntag»: «Ich war 2018 auf dem Höhepunkt meiner Tenniskarriere, als ich die Diagnose ‹Rheumatoide Arthritis› bekam. Ich hatte die Australian Open im Januar des Jahres gewonnen, 2018 sollte mein goldenes Jahr werden, aber im Vorfeld der US Open traten bei mir Gelenkschmerzen, ständige Müdigkeit und andere unerklärliche Symptome auf. Ich verlor Spiele, die ich eigentlich leicht hätte gewinnen sollen.»
«Mein Mann musste mich aus dem Bett tragen»
Die Diagnose ist ein Schock für die Dänin. Doch bis sie Klarheit über ihren Gesundheitszustand hat, muss sie höllische Schmerzen durchstehen. Sie erzählt: «Ich konnte meine Arme nicht anheben, meine Schultern schmerzten, meine Ellenbogen, meine Hände und meine Füsse. Es fiel mir schwer, meine Haare zu bürsten und aus dem Bett zu kommen. An einem Tag wachte ich mit so starken Schmerzen auf, dass mich mein Mann aus dem Bett tragen musste. Ich konnte meinen Körper einfach nicht bewegen. Ich begab mich sofort in ärztliche Behandlung, und das war der Beginn auf meinem Weg zur Diagnose.»
«Wusste, dass etwas nicht stimmt»
Dieser Weg ist allerdings äusserst steinig. Wozniacki: «Die Ärzte sagten mir, dass ich nur erschöpft von dem aufreibenden Turnierplan sei – oder ausser Form. Vielleicht auch schwanger oder dass das alles nur ‹in meinem Kopf› begründet läge. Aber ich kenne meinen Körper und wusste, dass etwas nicht stimmt. Trotz all dieser Schwierigkeiten weiss ich jetzt, dass ich noch zu den Glücklichen gehöre. Viele kämpfen jahrelang um die richtige Diagnose – und die ist entscheidend.»
Genau deshalb kämpft sie nun für Frauen mit chronischen Entzündungskrankheiten: «Sogar ich als Athletin auf dem höchsten Level mit direktem Zugang zu medizinischer Hilfe bei Turnieren hatte enorme Schwierigkeiten, die richtige Diagnose zu bekommen.»
«Der Start meines neuen Ichs»
Erst mit der richtigen Diagnose kam die Wende: «Als ich einen Rheumatologen fand, der verstand, was ich durchmachte. Ich bekam endlich die Ursache für meine bis dahin unerklärlichen Symptome. Dadurch konnte ich beginnen, mein Leben auf neue Ziele auszurichten. Es war der Start meines neuen Ichs.»
Seit ihrem Rücktritt im Januar hat sie nur zwei Mal Tennis gespielt. «Ich spiele nicht mehr viel. Aber sobald einige der Mädels, die auf der WTA-Tour aktiv sind, hier in Florida sind, werde ich sicher mehr spielen. Dann nutzen wir die Zeit, um uns gegenseitig auf den aktuellen Stand zu bringen», freut sie sich.
«Meistens bestimme ich, wie es läuft»
Die Krankheit aber beeinflusst weiter ihren Alltag: «Normalerweise habe ich es unter Kontrolle. Das Besondere an rheumatoider Arthritis ist aber, dass es manchmal diese Schübe gibt, wo es plötzlich auftritt. Dafür kann es verschiedene Gründe geben. Zum Beispiel bin ich aussergewöhnlich müde, hatte besonders viel Stress oder mutete meinem Körper zu viel zu. Dann passiert es einfach. Da musste ich lernen, behutsamer zu mir selbst zu sein und auf meinen Körper zu hören. Mir musste erst klarwerden, dass es jetzt eben so ist, wie es ist. Ich muss es ruhiger angehen lassen und die Krankheit ernst nehmen. Manchmal ist im Duell mit mir die Krankheit im Vorteil und dann tue ich alles, um wieder selbst im Vorteil zu sein. Meistens gelingt mir das, und ich bestimme, wie es läuft.»
«Freue mich wie nie zuvor auf die Zukunft»
Auch wenn die Krankheit unheilbar ist, sorgt sich Wozniacki nicht mehr über die Zukunft: «Ich weiss, dass mich dieses Leiden mein Leben lang begleiten wird. Daher habe ich mich über diese und andere chronische Entzündungskrankheiten informiert. Mit meinem Rheumatologen habe ich einen langfristigen, sich ständig weiterentwickelnden Plan aufgestellt. Ich freue mich wie nie zuvor auf meine Zukunft! Dazu gehören auch neue Rollen und Aufgaben abseits des Tennis, dass ich möglicherweise Mutter werde und dass ich anderen Frauen helfen kann und von ihnen lerne. Jetzt, wo ich weiss, dass ich Kinder bekommen kann, bin ich darauf fokussiert, meine Krankheit unter Kontrolle zu halten, damit ich gesund bin, wenn und falls mein Mann und ich uns dazu entscheiden, eine Familie zu gründen.» (red)