Als 17-jähriger Blondschopf schrieb er 1985 Geschichte – und gab den Startschuss zu seiner langen Liaison mit Wimbledon. Doch in diesem Jahr darf Boris Becker (56) seine grosse Liebe wieder nicht sehen. Die britischen Behörden lassen den Deutschen, der im Dezember 2022 nach seiner Haftstrafe wegen Insolvenzverschleppung vorzeitig entlassen wurde, immer noch nicht einreisen.
Zu den Entlassungsauflagen gehört ein Einreiseverbot nach Grossbritannien – dessen Dauer ist allerdings nicht bekannt. Je nach Fall kann es sich bis zu zehn Jahre erstrecken. Dies hat Becker nun aber gegenüber dem «Telegraph» dementiert, um anschliessend noch tieferen Einblick in seine Auflagen zu gewähren: «Bei mir ist es so, dass mir theoretisch ab Oktober 2024 die Erlaubnis gewährt werden kann. Das obliegt aber dem Home Office (den zuständigen Behörden, d. Red.). Sie entscheiden, nicht ich.»
Klar ist: Becker hofft auf schnelle Gnade. Und ein dementsprechend rasches Wiedersehen mit Wimbledon, wo er nicht nur als Spieler und Trainer ein- und ausging, sondern auch als TV-Experte und -Kommentator. Er vermisse diesen Ort und arbeite gerade «an allen Fronten», um 2025 zurückzukommen.
«Ich bin der grösste Fan von Wimbledon», sagt er über das Turnier, bei dem Roger Federer mit acht Titeln den Rekord hält. Und dann sinniert er weiter: «Niemand auf der Welt kennt Wimbledon so gut wie ich. Am Ende möchtest du einfach durch die Tore von SW19 (Postbezirk von Wimbledon, d. Red.) laufen und einfach die Blumen wieder riechen.»
Trainer ja, aber noch nicht jetzt
2025, wenn sein erster von total drei Siegen an der Church Road 40 Jahre alt sein wird, soll es also wieder so weit sein. In welcher Rolle er dann auftaucht, bleibt abzuwarten. Gegenüber Sport1 hat er verlauten lassen, sich künftig auch wieder ein Trainerengagement vorstellen zu können. Dies allerdings «nicht mehr in diesem Jahr», denn seine Agenda sei schon jetzt zu voll. Eine Zusammenarbeit mit Landsmann und Weltnummer fünf Alexander Zverev wolle er ebenfalls «nicht grundsätzlich ausschliessen», wobei es auch hier des richtigen Zeitpunkts bedürfe.
Bis Anfang Jahr war Becker noch Coach des 20-jährigen Dänen Holger Rune (ATP 12). Allerdings endete die Kooperation schon nach wenigen Monaten – und nur kurz nach der Trennung des zwischenzeitlich ebenfalls eingestiegenen Ex-Federer-Trainers Severin Lüthi (48), der wiederum nur rund ein Monat im Amt blieb.
Becker bleibt im Gespräch mit dem «Telegraph» gelassen. Er sei dankbar, nach seiner Gefängnisentlassung von der Tennis-Szene derart herzlich empfangen worden zu sein. Das habe ihm eines gezeigt: «Ich denke, ich werde immer einen Job haben.»