Darum gehts
- Lara Gut-Behrami verpasst den Sieg im Super-G, Brignone gewinnt
- Gut-Behrami macht einen französischen Abgang, gibt keine Interviews nach dem Rennen
- Tessinerin liegt nun 5 Punkte hinter Brignone im Super-G-Weltcup
Hat Pauli Gut etwa eine Ahnung, als er zehn Minuten vor dem Rennen mit Blick spricht? «Im unteren Teil ist es wieder sehr weich», sagt er. Der Vater und Trainer von Lara Gut-Behrami (33) hat sich eine ruhige Ecke im Zielraum gesucht; neben einem schmucklosen Container verfolgt er abseits der Massen das Rennen auf der Grossleinwand.
Gut weiss genau, dass die von oben bis unten gesalzene Frühlingspiste seiner Tochter nicht entgegenkommt. Auch der für sie so wichtige Steilhang, wo Gut-Behrami ihre verblüffende Technik ausspielen könnte, wird nicht befahren – es geht erneut vom Reservestart los. Zu allem Übel kommt die tendenziell ungünstig hohe Startnummer 13 dazu.
Jubel bei Brignone – bei Gut-Behrami nicht
Um 11.10 Uhr geht das Rennen richtig los. Federica Brignone (34, It), die im Super-G-Weltcup 45 Punkte hinter Gut-Behrami liegt, überquert die Ziellinie. Erste. Der Jubel ist grenzenlos. 20 Autominuten entfernt von La Thuile (It) wuchs sie auf, Freunde und Familie sind da, ihre Mutter weint vor Glück.
Um 11.21 Uhr ist dann Gut-Behrami an der Reihe. «Auf gehts!», «Gemma!» und «Chum jetzt!», schreien ihre Betreuer. Die Tessinerin beginnt stark, baut aber je länger, desto mehr ab. Im letzten Abschnitt fehlt die letzte Überzeugung, auf einmal wirkt Gut-Behrami zögerlich. Sie ist Vierte, nur Vierte. Damit büsst Gut-Behrami 50 Super-G-Punkte auf Brignone ein.
Um die kleine Disziplinen-Kristallkugel zum sechsten Mal zu gewinnen – das schaffte noch keine –, muss sie nun Brignone beim Weltcupfinale in Sun Valley (USA) bezwingen.
Keine Lust auf Interviews
Wie analysiert Gut-Behrami ihr Rennen? Wie war der Schnee, den sie tags zuvor als «Katastrophe» bezeichnet hatte, diesmal? Mit welchem Plan fliegt sie nach Übersee? Fragen über Fragen. Bloss: Gut-Behrami hat keine Lust auf sie. Kein TV, kein Radio, keine Onlineportale, keine Zeitung – sie macht, nach einer kurzen Umarmung mit Brignone, einen französischen Abgang. Der Stachel sitzt offensichtlich tief.
Immerhin: Gut-Behrami hat auch Glück im Unglück. Warum? Weil Teamkollegin Corinne Suter (30) mit der gleichen Zeit ins Ziel kommt. Auch sie ist Vierte und meint: «Ich bin glücklich. Gestern klappte wenig, aber ich habe die richtigen Lehren gezogen.»
Noch hat Gut-Behrami alle Chancen, die Super-G-Kristallkugel zu gewinnen. Fünf Punkte Rückstand sind so gut wie nichts. Gleichzeitig fragt man sich: Kann sie Brignone, die zum zehnten Mal in diesem Winter gewinnt, von Wolke sieben runterholen? Die Antwort gibts in gut einer Woche.