Das Podest
1. Federica Brignone (It) 57,95
2. Sofia Goggia (It) +0,01
3. Romane Miradoli (Fr) +0,05
Das Rennen
Am Donnerstag zeigt Federica Brignone eine ungewohnt fehleranfällige Fahrt. Ganz anders im zweiten Super-G. Entschlossen und angriffig fährt die Italienerin. Das Ziel: zu Hause gewinnen. Und das erreicht sie. Mit ihrer Fahrt setzt sie sich an die Spitze und lässt sich von dort nicht mehr verdrängen. Im Hundertstel-Krimi behält sie die Nase vorne, siegt einen Wimpernschlag vor Landsfrau Sofia Goggia und fünf Hundertstel vor der Französin Romane Miradoli.
Das Nachsehen hat erneut Lara Gut-Behrami. Auch im zweiten Super-G fährt sie am Podest vorbei. Fehlen am Donnerstag acht Hundertstel, sinds dieses Mal 35. Der Rang ist der gleiche, sie wird Vierte. Der Frust darüber ist gross. Und muss erst einmal verdaut werden. Gut-Behrami gibt im Zielraum keine Interviews. Anders sieht die Gemütslage bei Corinne Suter aus. Sie zeigt im Vergleich zum Vortag (Platz 14) eine enorme Steigerung und wird zeitgleich mit Gut-Behrami Vierte.
Das Kugel-Duell
Mit der roten Startnummer geht Lara Gut-Behrami ins Rennen. Ihr Polster als Disziplinenführende gegenüber Federica Brignone: 45 Punkte. Als sie im Ziel ankommt, weiss die Tessinerin, dass es weg ist. Und atmet wohl auf, als Teamkollegin Suter kurz darauf die gleiche Zeit aufstellt und sie nicht um eine Position nach hinten verdrängt. Weil Brignone für den Sieg 100 Punkte bekommt, unds für Gut-Behrami nur 50 Punkte gibt, wechselt die Führung. Und der Entscheid um die Kugel wird zum Krimi. Fünf Punkte liegt Brignone vor dem letzten Rennen nun vor Gut-Behrami.
Klar ist: Gewinnt die Tessinerin den letzten Super-G, hat sie die Kugel – unabhängig davon, was Brignone macht. Die Italienerin muss sowieso hinter Gut-Behrami sein, wird diese aber Zweite oder Dritte, ist egal, welchen Platz Brignone dahinter belegt. Und wenn die Führende in der Super-G-Wertung in Sun Valley ausscheidet, muss Gut-Behrami mindestens 15. werden. Spannung pur!
Der Gesamtweltcup ist Brignone dagegen nicht mehr zu nehmen. Sie baut ihre Führung auf 382 Punkte aus – das ist für Gut-Behrami bei drei Rennen, die sie diesen Winter noch fährt, nicht mehr aufzuholen.
Die weiteren Schweizerinnen
4. Corinne Suter +0,35
4. Lara Gut-Behrami +0,35
10. Joana Hählen +0,67
22. Michelle Gisin +1,24
25. Malorie Blanc +1,70
31. Priska Ming-Nufer +2,25
DNF Janine Schmitt
Michelle Gisin kann den starken 9. Rang vom Vortag nicht bestätigen. Sie kommt dieses Mal nicht so recht auf Touren und beendet das Rennen weiter hinten in der Rangliste.
Viel besser läuft es Joana Hählen. Sie zeigt das beste Rennen des Winters und fährt erstmals in die Top 10. Schon am Donnerstag hat sie mit Platz 15 überzeugt. Nun wiederholt sie das. Und das trotz Turbulenzen beim Zielsprung.
Malorie Blanc zeigt ein weiteres solides Rennen in ihrer ersten Weltcup-Saison. Sie büsst auf die Siegerzeit keine zwei Sekunden ein und klassiert sich auf Platz 25. Das reicht, um sich für den Weltcupfinal zu qualifizieren. Als 25. der Disziplinenwertung hat sie einen Punkt mehr auf dem Konto als die 26. Laura Gauche.
Keine Punkte gibts in diesem Rennen für Priska Ming-Nufer. Um vier Hundertstel verpasst sie Platz 30. Für sie ist die Speed-Saison vorbei, weder im Super-G noch in der Abfahrt hat sie sich für den Final qualifiziert.
Janine Schmitt gehört zu den fünf Fahrerinnen, die es nicht ins Ziel schaffen.
Die Stimmen gegenüber SRF
Corinne Suter: «Die Tage hier waren nicht einfach. Vom Schnee her war es sehr schwierig, es war unruhig, da muss man sich getrauen. Am Donnerstag hatte ich das Zögern drin, das war nun anders. Ich hatte wieder einen Grundspeed – trotz zwei, drei Unsicherheiten.»
Federica Brignone: «Es sind crazy Emotionen. Eines meiner Ziele war für diese Saison, hier zu gewinnen. Das ist mein Zuhause. Ich wusste, mit dem Druck und allem wird es nicht einfach. Als Gesamtweltcupführende war es noch schwieriger. Am Donnerstag war ich so gestresst. Nun war die Piste besser und ich bin froh, dass wir fahren konnten.»
Das gab zu reden
Federica Brignone ist unweit von La Thuile zu Hause. Familie und Freunde lassen sich das Rennen nicht entgehen. Auch Mama Maria Rosa Quario (63), selber ehemalige Skifahrerin, fiebert wie schon oft in dieser Saison im Zielraum mit. Sie drückt ihrer Tochter die Daumen, als sie fährt und zittert um ihre Führung, als Lara Gut-Behrami unterwegs ist. Kaum ist klar, dass die Schweizerin hinter Brignone zurückfällt, löst sich die Entspannung bei ihrer Mama. Quario schlägt die Hände vors Gesicht und vergiesst ein paar Tränchen.
Das gab zu reden II
Bei Emma Aicher ist diesen Winter der Knoten geplatzt. Das deutsche Supertalent fährt nicht nur erstmals aufs Podest, sondern feiert auch seine ersten Siege. 24 Stunden nach ihrem ersten Triumph im Super-G ist Aicher erneut stark unterwegs. Doch dann riskiert sie zu viel und scheidet aus.
Die Bedingungen
Temperaturen knapp unter null Grad, dazu ein leicht bewölkter Himmel, so präsentieren sich die Bedingungen für den zweiten Super-G in La Thuile. Die Piste konnte von oben bis unten gesalzen werden und hat gut angezogen. Dennoch wird sie schnell einmal gezeichnet. Sie leidet aber nicht mehr so stark wie noch am Donnerstag.
So gehts weiter
Die Frauen haben nur noch den Weltcupfinal in Sun Valley (USA) vor sich. Der letzte Super-G des Winters findet am Sonntag, 23. März, statt.