WM-Favoritin Sofia Goggia ganz privat
«Ich würde eines Tages sehr gerne Mami sein»

Sofia Goggia (30) startet als grosse Favoritin in die WM-Abfahrt. Die Italienerin gibt im Blick-Interview Einblick in ihr Seelenleben. Und spricht über die Herausforderung, den richtigen Partner zu finden.
Publiziert: 10.02.2023 um 20:11 Uhr
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Aktualisiert: 10.02.2023 um 22:57 Uhr
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Gestatten: Sofia Goggia, 30-jährig, Italienerin aus Bergamo und die derzeit schnellste Frau auf Ski.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Blick: Sofia Goggia, was würde Ihnen der WM-Titel in der Abfahrt bedeuten?
Sofia Goggia: Alles. Denn wenn ich herumlaufe, sagen alle: «Das ist Sofia Goggia, die Weltmeisterin.» Doch ich bin nur Olympiasiegerin.

Nur?
Das ist zwar besser, aber ich bin nicht Weltmeisterin. Wenn mich jemand Weltmeisterin nennt, soll es auch so sein.

Stimmt es, dass Sie während den Rennen singen?
In Gedanken, ja – das gibt es ab und zu. Dann habe ich den Groove eines Songs im Kopf.

Welches Lied könnte es bei der WM-Abfahrt sein?
Mal schauen. Ich wechsle die Songs immer wieder – so pushe ich mich.

Als Kind haben Sie Puppen gehasst. Warum?
Sie haben mir Angst eingejagt. Ich mochte sie nie. Wenn ich heutzutage in Österreich in eine Pension gehe und es sitzen Puppen auf der Treppe, kann ich sie nicht anschauen.

Sie rasen mit 120 km/h den Berg runter, haben aber Angst vor Puppen.
Sie lassen mich erschaudern.

Sie haben erzählt, dass Sie einmal fast von einem Sessellift gefallen sind. Wie kam es dazu?
Ich war auf dem Skiteppich und stand ganz links, drei andere Personen setzten sich rechts hin. Der Sessellift geriet in Schieflage, ich rutschte weg und fiel unten durch. Ich war sechs oder sieben Jahre alt.

Das ist Sofia Goggia

Sofia Goggia (30) ist die schillerndste Figur im Ski-Zirkus der Frauen. Auf der Piste vereint sie Klasse und Mut, allerdings riskiert sie auch oft zu viel und verletzt sich. Daneben weiss die Flachland-Italienerin aus Bergamo wie keine andere, das Publikum zu unterhalten. Sie ist die legitime Nachfolgerin von Ex-Speed-Queen Lindsey Vonn (38) – beide sind auch gut befreundet. Goggia gewann schon dreimal den Abfahrtsweltcup, sie hat 21 Weltcupsiege auf dem Konto und ist Olympiasiegerin in der Abfahrt (2018).

Sofia Goggia gewann den Abfahrtsweltcup dreimal. Und ist Olympiasiegerin von 2018.
Getty Images

Sofia Goggia (30) ist die schillerndste Figur im Ski-Zirkus der Frauen. Auf der Piste vereint sie Klasse und Mut, allerdings riskiert sie auch oft zu viel und verletzt sich. Daneben weiss die Flachland-Italienerin aus Bergamo wie keine andere, das Publikum zu unterhalten. Sie ist die legitime Nachfolgerin von Ex-Speed-Queen Lindsey Vonn (38) – beide sind auch gut befreundet. Goggia gewann schon dreimal den Abfahrtsweltcup, sie hat 21 Weltcupsiege auf dem Konto und ist Olympiasiegerin in der Abfahrt (2018).

Was passierte danach?
Ich klammerte mich mit den Händen an der Fussstange fest. Zum Glück haben die Betreiber der Bahn den Lift rasch angehalten.

Einen weitaus schlimmeren Zwischenfall hatten Sie vor vier Jahren. Sie kamen mit dem Auto auf schneebedeckter Strasse von der Strasse ab.
Es tönt vielleicht komisch, aber ich war mir sicher, dass nichts Schlimmes passieren würde. Ich hatte ein komisches Gefühl, aber keine Angst.

Das Auto purzelte nach unten und landete auf dem Dach eines parkierten Vans. Ein verrückter Zufall, oder?
Da war ziemlich seltsam, ja. Ich war einfach glücklich, dass meine Zeit noch nicht gekommen war.

Was hat der Unfall in Ihnen ausgelöst?
Es war, wie wenn jemand mir gesagt hätte, ich müsse anhalten, atmen und wieder zu mir finden.

Ihre Mutter lehrt Literaturwissenschaften. Lesen Sie viel?
Alles, ja. Ob Romane, Sachbücher oder Liebesgeschichten – es muss einfach gut sein. Ich mag Bücher viel lieber als Fernsehen, sie nehmen mich mehr ein.

Welches ist das beste Geräusch, das es gibt?
Der Motor meines Autos, wenn ich die Zündung anmache und beschleunige. Auch der Sound meiner Ski auf dem Eis gefällt mir. Und das Geräusch, wenn jemand eine Weinflasche öffnet und das erste Glas einschenkt – einfach perfekt.

Und der beste Geruch?
Der Duft, wenn ich die rote Startnummer der Weltcupführenden aus dem Plastikbeutel nehme.

Welches Talent haben Sie neben dem Skifahren?
Ich bin ziemlich gut darin, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und Emotionen in ihnen auszulösen.

Und wo sind Sie talentfrei?
Beim Singen. Darum mache ich es, so wie beim Skifahren, nur innerlich (schmunzelt).

Vergleichen Sie sich mit der Zeit, als sie 20 waren. Was ist anders?
Ich bin schlauer, kann auch schwierige Momente besser verarbeiten und mit ihnen umgehen. Es geht nicht nur darum, den Emotionen zu folgen – auch das Rationale ist wichtig.

Sie sind im November 30 geworden. Was werden Sie in fünf Jahren tun?
Vielleicht fahre ich noch immer Ski.

Und in zehn Jahren?
Ich würde eines Tages sehr gerne Mami sein. Dafür braucht es die richtige Person zur richtigen Zeit. Ich habe sie noch nicht getroffen.

Ist es als Ski-Star schwierig, einen Partner zu finden?
Man muss schlau sein, um zu verstehen, dass die Leute dich vielleicht nur mögen, weil du viel erreicht hast. Ich will jemanden finden, der mich auch ohne das Skifahren liebt.

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