Wenn Experten vor dieser Saison über die grössten Schweizer U25-Hoffnungen sprachen, wurden in erster Linie die Namen von Franjo von Allmen und Alexis Monney genannt. Arnaud Boisset hatte kaum jemand auf der Rechnung.
Doch jetzt gehört der Unterwalliser neben von Allmen zu den grossen Aufsteigern dieses Winters. Nach dem neunten Rang in Kitzbühel (Abfahrt), dem achten Platz im Garmisch (Super-G) und Rang sieben im Kvitfjell (Super-G) schafft der 25-Jährige in Saalbach als Dritter erstmals den Sprung aufs Podest. «Vielleicht ist Arnaud im Europacup nicht so aufgefallen, weil die Pisten dort für ihn oft zu leicht waren», meint sein Trainer Vitus Lüönd. «Für Arnaud gilt: Je schwieriger die Verhältnisse, desto besser fährt er. Der fährt manchmal Linien, bei denen ich mir als Trainer denke, dass die gar nicht funktionieren können. Aber weil sein Schwung derart kurz und schnell ist, beweist er mir immer wieder das Gegenteil», staunt Lüönd.
Boisset startet auch als Banker durch
In Saalbach profitiert der kompromisslose Draufgänger aus Martigny VS aber auch von der Startnummer. «Es war für mich von Anfang an klar, dass die Nummer 5 bei diesen frühlingshaften Verhältnissen perfekt passt. Nach meiner Zielankunft musste ich aber verdammt lange zittern, weil noch so viele hochkarätige Athleten am Start waren, die auch auf einer lädierten Piste sehr schnell sein können. Entsprechend stark sind meine Glücksgefühle jetzt. Mit diesem Podestplatz geht für mich ein Bubentraum in Erfüllung», strahlt Boisset und kündigt an, dass er es nach diesem Exploit so richtig krachen lassen wird: «Ich bin ein richtiges Party-Tier!»
Boisset hat aber auch eine ausgesprochen seriöse Seite. Er hat Wirtschaft studiert und arbeitet zwischen April und September in Genf bei einer Privatbank. «Ich brauche einen Ausgleich zum Skisport. Und weil ich im Sommer ganz normal von Montag bis Freitag arbeite, schätze ich im Winter das aussergewöhnliche Leben im Skizirkus umso mehr.»
Grosser Ärger für von Allmen
Während Boisset sein Dasein als Rennfahrer bei diesem Finale besonders geniesst, ist sein Teamkollege Franjo von Allmen stark angesäuert. Dem 22-jährigen Berner Oberländer, der Ende Januar beim Super-G als Dritter seinen ersten Podestplatz gefeiert hat, geht der Stock in die Brüche, als er sich aus dem Starthaus katapultiert. Er verpasst als 16. Weltcuppunkte. Von Allmen: «Dasselbe Malheur ist mir bereits im Dezember in Gröden passiert. Ich werde deshalb ein paar ernste Worte mit meinem Stock-Ausrüster wechseln müssen.»