«Ich habe Speed im Blut»
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Wendy rast mit 120 km/h:«Ich habe Speed im Blut»

Wendy rast mit 120 km/h über die Piste
«Ich habe Speed im Blut»

Wendy Holdener, Slalom-Fahrerin? Das war einmal! Die Schwyzerin mutiert zur Allrounderin. Dafür trainierte sich sie drei zusätzliche Kilos an.
Publiziert: 29.11.2020 um 14:17 Uhr
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Aktualisiert: 27.12.2020 um 14:49 Uhr
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Der Slalom ist mit Abstand die beste Disziplin von Wendy Holdener.
Foto: keystone-sda.ch
Mathias Germann (Text) und Toto Marti (Fotos)

Wendy Holdener ist locker drauf. Und das, obwohl sie in den Seilen hängt. «Wie muss ich mich drehen?», ruft sie dem BLICK-Fotografen, der zehn Meter weiter unten sein Objektiv parat hält, zu. Kurz danach geht es los: Wendy rast die längste Seilrutsche der Welt herab. Ihr Name: Sternensauser, im Skigebiet Hoch-Ybrig gelegen. 3,2 Kilometer lang, bis zu 120 km/h schnell. Und das alles rund 80 Metern über dem Boden – nein, für schwache Nerven ist das nichts. Doch Holdener lächelt, als sie unten ankommt. «Das war richtig cool», sagt sie happy.

Diese Episode ist nun drei Monate her. Seither geschah viel – nicht nur wegen Corona. Holdener brach sich im Slalom-Training auch den rechten Wadenbeinkopf. «Es hätte viel schlimmer kommen können. Ich hatte Glück im Unglück», sagt sie. Tatsächlich überraschte die Power-Frau aus Unteriberg SZ mit ihrem Start in Sölden (Ö). Bei den beiden Slaloms in Levi (Fi) überzeugte sie – zweimal Platz 4. «Ich bin zufrieden. Schliesslich verpasste ich wegen meiner Verletzung doch einige Trainings.» Dass zuletzt das Parallel-Rennen von Lech-Zürs (Ö) nach hinten losging – Holdener scheiterte in der Quali – war zwar eine Enttäuschung, aber kein Beinbruch. Vielmehr blickt Holdener bereits nach vorne. Und da stehen am nächsten Wochenende in St. Moritz zwei Super-Gs an. «Die Speed-Disziplinen haben es mir in den letzten Jahren so richtig angetan», sagt sie.

Tatsächlich wandelt sich Holdener mehr und mehr von einer Technik-Spezialistin zu einer Allrounderin. Mittlerweile gibt es keine Disziplin, die sie auslässt. «Ich habe offenbar mehr Speed im Blut, als ich früher dachte», sagt sie schmunzelnd. Dazu gehören auch die rasanten Tempi und der Umgang mit der Angst. «Bei den Abfahrten taste ich mich in den Trainings gerne an die Strecken heran. Aber im Super-G bin ich von Anfang an parat. Mir bleibt ja keine Wahl.» Auch da hat Holdener gelernt, die Geschwindigkeiten richtig vorauszuahnen. Zweimal schon wurde sie in dieser Disziplin Dritte – in Crans-Montana 2018 und Garmisch 2020.

Wendy sucht die Adrenalin-Kicks

Zurück zum Sternensauser. Wendy hat noch immer ein Lächeln im Gesicht. «Ich geniesse eine solche Fahrt, denn ich muss ja nichts machen. 120 km/h auf den Ski fühlen sich für mich deutlich schneller an», sagt sie. Dennoch: Adrenalin-Kicks ist Holdener ganz generell nicht abgeneigt. Auch nicht im Sommer. Canyoning? Gerne. Skydiving? Machte sie auch schon. «Aus einem Helikopter zu springen, brauchte Mut. Denn ich musste meinem Skydiving-Lehrer völlig vertrauen. Letztlich war aber auch das eine coole Erfahrung.»

Sicher ist: Holdener ist parat für St. Moritz – vielleicht sogar mehr denn je. Im Sommer nahm sie drei Kilo zu. «Hoffentlich an Muskeln und nicht an Fett», ergänzt sie lachend. Wer ihre Arbeitsmoral kennt, weiss: Es müssen Muskeln sein. War dies geplant? «Nicht wirklich. Ich hätte das nicht einmal gemerkt, wenn ich nicht auf die Waage gestanden wäre. Ich fühle mich jedenfalls pudelwohl.» Die Zusatzkilos sollen helfen, die im Speed einwirkenden Kräfte noch besser zu kontrollieren. «Im Slalom muss ich spritzig bleiben, klar. Aber in allen anderen Disziplinen kommt es mir entgegen, etwas mehr Gewicht zu haben», sagt Holdener. Den Beweis dafür möchte sie in St. Moritz liefern.

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