Adrian Smiseth Sejersted wird als Mann für die ungewöhnlichsten Momente in die Geschichte dieses Weltcup-Winters eingehen. Nach dem Weltcup-Super-G in Cortina musste der Norweger einige hämische Kommentare ertragen, weil er von einer TV-Kamera beim Pinkeln im Startgelände erwischt wurde.
Bei der Abfahrt in Aspen erlebt der 28-Jährige erneut einen riesigen «Seich», obwohl er eine richtig starke Leistung abliefert.
Wetterumschwung während Unterbruch
Sejersted (Saisonbestresultat: 5. in Kitzbühel) zaubert mit der Startnummer 1 bei Sonnenschein eine Zeit in den Schnee, an der sich unmittelbar danach Weltcup-Podestfahrer wie der Zürcher Niels Hintermann oder der Südtiroler Florian Schieder die Zähne ausbeissen – beide verlieren deutlich über eine Sekunde. Auch Österreichs Vincent Kriechmayr (Doppel-Weltmeister 2021) bleibt 26 Hundertstel hinter dem Wikinger.
Aber dann muss das Rennen für rund zehn Minuten unterbrochen werden, weil ein Pistenrutscher verletzt liegenbleibt. Bis der Mann mit dem Rettungsschlitten abtransportiert werden kann, verschlechtern sich die Bedingungen in dramatischer Manier. Erst kommt starker Gegenwind auf, dann setzt Schneefall ein und die Sicht wird richtig schlecht.
Das Ergebnis: Sejersteds sonst so überragender Teamleader Aleksander Aamodt Kilde verliert mehr als eineinhalb Sekunden, Marco Odermatt gar mehr als zweieinhalb Sekunden. «Dabei war meine Fahrt eigentlich sehr gut», betont der Nidwaldner. «Aber ich hatte derart starken Gegenwind, dass ich schlicht chancenlos war.»
Schonungslose Analyse von Hintermann
Kurz nachdem der Trainingsschnellste Andreas Sander (De) mit der Nummer 22 gar über vier Sekunden einbüsst, bricht die Jury das Rennen ab. Niels Hintermann, der zu diesem Zeitpunkt als Vierter der beste Schweizer ist, begrüsst diese Entscheidung: «Wenn ich mit dieser schlechten Leistung ein so gutes Ergebnis eingefahren hätte, wäre das total unverdient gewesen. Ich bin vor allem im Steilhang richtig mies gefahren.»
Doch was sagt der tragische Held aus Norwegen? Sejersted: «Mir ist eine perfekte Fahrt gelungen und ich hätte diese 100 Punkte besonders gut gebrauchen können. Aber nach der Startnummer 7 war das Rennen tatsächlich nicht mehr fair, deshalb muss ich mit der Entscheidung der Jury leben.»