Auf einen Blick
- Meinungsverschiedenheit über Super-G am Lauberhorn zwischen den Ski-Stars
- Odermatt und Girardelli dafür, Maier und Russi dagegen
- Russi bedauert zu direkte Super-G-Kurse im Weltcup
Es war eine der hochkarätigsten Begegnungen in der Ski-Geschichte: Im Juni 2022 sind sich Österreichs Alpin-Legende Hermann Maier (52) und unser Superstar Marco Odermatt (27) das bislang einzige Mal über den Weg gelaufen – in Salzburg (Ö) im Gasthof Brandstätter für ein Blick-Interview. Die beiden Giganten haben sich auf Anhieb bestens verstanden, es wurde an diesem herrlichen Sommerabend enorm viel gelacht. Einzig beim Thema Super-G am Lauberhorn waren Maier und Odermatt unterschiedlicher Meinung. «Meines Erachtens gibt es in dieser schlauchartigen Streckenführung zu wenig Möglichkeiten, um einen abwechslungsreichen Super-G zu setzen. Das absolute Traumgelände für diese Disziplin ist in Beaver Creek. Da gibt es unzählige Optionen, um in den verschiedensten Variationen einen Kurs auszuflaggen. Aber nicht in Wengen», gab der Herminator zu Protokoll.
Odermatts Konter: «Ich finde den Lauberhorn-Super-G richtig gut und ich sage das nicht, weil ich ihn 2022 gewonnen habe. Aber man kann auf diesem Gelände richtig schöne Biff-Baff-Passagen (Schwung-auf-Schwung-Kombinationen; Anm. d. Red.) einbauen. Zudem erreichst du ein Maximaltempo von 140 km/h, was man in anderen Super-G-Rennen nicht hat. Und das stellt eine richtig coole Herausforderung dar.»
«Das waren kastrierte Abfahrten»
Der fünffache Gesamtweltcupsieger Marc Girardelli (61) sieht das ähnlich wie Odermatt. Der gebürtige Vorarlberger hat 1994 den ersten Super-G am Lauberhorn gewonnen. «In meinen Augen ist das Gelände in Wengen geradezu prädestiniert für diese Disziplin. Deshalb konnte ich es nie nachvollziehen, dass man hier nach meinem Sieg so lange keinen Super-G ausgetragen hat.» 28 Jahre hat es nach Girardellis Premiere gedauert, ehe am Lauberhorn der Super-G ein zweites Mal angesetzt wurde.
Abfahrts-Altmeister und Blick-Kolumnist Bernhard Russi (76) gehört zu denjenigen, die bei diesem umstrittenen Thema eher auf der Linie von Hermann Maier sind. «Die vier Super-G-Rennen am Lauberhorn waren meiner Meinung nach kastrierte Abfahrten», so der Olympiasieger von 1972. Für Russi liegt das Problem aber viel mehr an der Kurssetzung als am Gelände: «Vor dem Haneggschuss könnte man einige viel schönere Kurven kreieren, als das bis jetzt getan wurde. Aber leider Gottes sind im Super-G die Speed- und nicht die Riesenslalom-Trainer für die Kurssetzung verantwortlich. Und die setzten in vielen Fällen eben auch zu direkte Parcours.»
Diesmal ist es der kanadische Coach, welcher für die Super-G-Kurssetzung zuständig ist. Auch er gilt als Liebhaber schnörkelloser Super-G-Rennen.