Das Podest
1. Federica Brignone (It) 1:57,47
2. Wendy Holdener (Sz) +1,62
3. Ricarda Haaser (Ö) +2,26
Das Rennen
Die erste Schweizer Medaille ist Tatsache! Wendy Holdener gewinnt in der Kombination Silber. Die 29-Jährige aus Unteriberg SZ fährt aggressiv und schlägt die Slalom-Zeit von Federica Brignone (32) um vier Hundertstelsekunden. Sie ist damit die einzige, die ansatzweise mit der neuen Kombi-Weltmeisterin mithalten kann.
Denn eigentlich war es ein Gold-Kampf zwischen der Italienerin und Mikaela Shiffrin (27), der Titelverteidigerin. Die US-Amerikanerin ist drauf und dran, die Bestzeit von Brignone, die schon im Super-G die Schnellste war, zu knacken. Doch dann das Drama: Die 85-fache Weltcupsiegerin fädelt wenige Tore vor dem Ziel ein. Ein äusserst bitterer Ausfall, Erinnerungen an die olympischen Spiele im letzten Jahr, als sie ebenfalls ausgeschieden ist, werden wach.
Dadurch erhöhen sich aber die Chancen für das Schweizer Duo Michelle Gisin (14.) und Wendy Holdener (15. nach Super-G), aufs Podest zu springen. Für ganz nach vorne wirds schwierig, 1,58 respektive 1,66 Sekunden Rückstand stehen ihnen zu Buche. Gisin startet zuerst, will «All-In gehen», wie sie nach dem Super-G sagte. Doch sie enttäuscht gewaltig. Fast zwei Sekunden kommen bei der Engelbergerin dazu.
Die weiteren Schweizerinnen
6. Michelle Gisin +3,43
12. Priska Nufer +5,59
Lara Gut-Behrami hat wie angekündigt auf den Slalom verzichtet, obwohl sie im Super-G die zweitbeste Zeit (mit Ragnhild Mowinckel) aufstellt.
Priska Nufer fährt im Super-G zu sauber, riskiert zu wenig und muss daher mit Rang 21 vorliebnehmen. «Ich wollte es zu gut machen», sagt sie im SRF-Interview. Im Slalom kann sie sich auf Rang 12 verbessern, aber nur, weil viele Fahrerinnen verzichteten (siehe «Das gab zu reden»).
Die Stimmen gegenüber SRF
Wendy Holdener: «Ich freute mich riesig. Als ich ins Ziel gekommen bin, wusste ich nicht, was es für ein Platz ist. Als ich dann die 2 gesehen habe, bin ich ausgetickt. Es geht nicht viel besser. Ich habe schon den Rückstand gesehen, ich habe aber auch gesehen, dass Brignone einen rausgelassen haben muss. Ich bin sehr zufrieden, dass ich also noch viele Fahrerinnen überholt und so ein Rennen gezeigt habe. Ich habe gewusst, dass es spannend werden könnte. Daher habe ich im Ziel auch keine Ahnung gehabt, ob es reicht.»
Über die 10. Medaille an einem Grossanlass: «Es ist eine schöne Medaille. Wo ich sie einordne, weiss ich gerade nicht. In letzter Zeit hatte ich etwas schwieriger und dass ich es jetzt aufs erste Rennen so hingebracht habe, macht sie umso schöner. Besser kann man ja nicht starten. Ich kann jetzt das Training lockerer angehen und habe den Schnee schon mal gespürt. Es sind ja noch mehr Rennen geplant als der Slalom, daher hoffe ich, dass ich den Rhythmus mitnehmen kann.»
Michelle Gisin: «Die Art und Weise hat mich genervt. Ich war in beiden Läufen zu verhalten, zu brav und hatte zu viel Angst, rauszufliegen. Für mich ist es schwierig, mich zu überwinden, zu pushen. Ich habe alles versucht, aber habe es nicht hingekriegt. Ich habe zum Glück schon viel Erfahrung mit Hochs und Tiefs. Es braucht jetzt viel mentale Arbeit, um das abhaken zu können.»
Federica Brignone: «Es war möglich, weil ich meinen besten Lauf im Super-G und im Slalom ausgepackt habe. Ich bin sehr stolz auf mich, weil ich sehr auf meine Leistung fokussiert war und nicht zu sehr darauf, dass es die WM ist. Jeder will die Medaille. Vor zwei Jahren war ich Erste nach dem Super-G und kam dann nur drei Tore weit. Ich wollte also nicht daran denken und gab mein Bestes im Slalom. Ich wusste, dass ich im Slalom gut fahren kann, vor allem in der Kombination. Normalerweise habe ich ein bisschen Angst, wenn ich auf den Slalomhang gehe, daher rutsche ich ein bisschen. Heute gelang es mir aber, zu attackieren. Ich muss am Mittwoch noch besser werden, weil auch die anderen besser fahren werden.»
Mikaela Shiffrin: «Ich habe gesehen, dass der Kurs bis zum Ziel sehr drehend war, man konnte also nicht zu früh schon laufen lassen. Auch die Unterlage verändert sich am Schluss im Gegensatz zum Hauptteil der Strecke. Es gab ein paar Tore, wo der Schnee weniger stabil war. Nach der Inspektion war mir also klar, dass ich stabil, aggressiv und aktiv sein muss. Ich kann nicht einfach gerade bis ins Ziel fahren. Ich glaube, ich hab dann es ein Tor zu früh gehen lassen und verlor dann den Bodenkontakt bei einem Schwung. Im Slalom ist es dann auch direkt vorbei. Ich habe mich eigentlich sehr gut gefühlt während dem Fahren, daher bin ich nun einerseits natürlich enttäuscht, aber andererseits auch zufrieden mit dem Slalom. Es gibt Positives und Negatives. Es ist wie es ist.»
Das gab zu reden
Es war zu erwarten: Acht Fahrerinnen bestreiten den Super-G als Training und verzichten am Nachmittag auf den Slalom. Sofia Goggia (It), Ragnhild Mowinckel (No), Ilka Stuhec (Sln), Tessa Worley (Fr), Alice Robinson (Neus), Cornelia Hütter (Ö) und Ania Monica Caill (Rum) machen es Gut-Behrami gleich. Neben den fünf Ausfällen schlängeln sich also nur 20 Fahrerinnen durch den Stangenwald.
Die Bedingungen
Besser könnte das Wetter zum Auftakt der 47. Ski-Weltmeisterschaft nicht sein. Strahlender Sonnenschein, die Piste in der prachtvollen Winterlandschaft am «Roc de Fer» ist «in einem super Zustand», wie Priska Nufer vor dem Rennen gegenüber SRF attestiert. Es ist also alles angerichtet für die alpinen Ski-Festspiele.
So gehts weiter
Am Dienstag starten die Männer in die WM, ebenfalls mit der Kombination (Super-G ab 11 Uhr). Für die Frauen gehts am Mittwoch weiter, Lara Gut-Behrami versucht dann, ihren Titel im Super-G zu verteidigen (11 Uhr).