Mit dieser Fahrt holt Gut-Behrami die kleine Kristallkugel
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Zum vierten Mal im Super-G:Mit dieser Fahrt holt Gut-Behrami die kleine Kristallkugel

Sieg und Kristallkugel im Super-G
Gut-Behrami im siebten Ski-Himmel!

Sie ist Miss Super-G! Lara Gut-Behrami triumphiert in Soldeu und schnappt sich die Kristallkugel in der Disziplin. Ihr Jubel im Ziel macht deutlich, wie viel ihr dieser Erfolg bedeutet.
Publiziert: 16.03.2023 um 11:09 Uhr
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Aktualisiert: 16.03.2023 um 11:44 Uhr
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Lara Gut-Behrami jubelt nach der Zielankunft.
Foto: Getty Images
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Mathias GermannReporter Sport

Das Podest

1. Lara Gut-Behrami (Sz) 1:26,70
2. Federica Brignone (It) +0,22
3. Ragnhild Mowinckel (No) +0,47

Das Rennen

Der angekündigte Krimi findet statt. In einem hochklassigen Rennen zeigt Federica Brignone als erste der Top-Favoritinnen auf die Kristallkugel eine Weltklasse-Fahrt. Die Italienerin darf zurecht auf den Coup hoffen. Aber: Lara Gut-Behrami steht noch am Start. Und die Tessinerin übertrifft Brignone tatsächlich. Sie zeigt eine bärenstarke Fahrt, rutscht kaum, driftet schon gar nicht. Sie ist technisch an diesem Tag schlicht die Beste. Der Lohn: Ihr vierter Triumph in der Super-G-Disziplinenwertung.

Die weiteren Schweizerinnen

4. Corinne Suter +0,55
5. Michelle Gisin +0,82
13. Jasmine Flury +1,44
15. Joana Hählen +1,73
21. Wendy Holdener +2,10

Schnell, schneller, Gut-Behrami! Die Tessinerin gewinnt nach einer genialen Fahrt nicht nur das Rennen, sondern überholt Elena Curtoni (It) in der Super-G-Wertung. Es ist nach 2014, 2016 und 2021 ihre vierte Disziplinen-Kristallkugel. Damit liegt sie in den Rekordbüchern nur noch hinter Katja Seizinger (De) und Lindsey Vonn (USA). Im Ziel jubelt Gut-Behrami, die mit der Startnummer 10 ins Rennen geht, so frenetisch wie noch nie in diesem Winter. Es zeigt, wie viel ihr dieser Erfolg nach der medaillenlosen WM bedeutet.

Joana Hählen zeigt wie so oft eine sehr kämpferische Fahrt, verpasst aber im Mittelteil die Ideallinie. Die Bernerin stellt die Ski nie quer, die Wege sind aber zu weit. «Schade, ich habe nach meinem Fehler ziemlich viel Zeit verloren, weil es danach flach war. Ich war etwas zu wild unterwegs.»

Ein guter Saisonabschluss für Corinne Suter: Im oberen, wenig drehenden Teil, zeigt sie eine Top-Fahrt. Dann stäubt der Schnee etwas zu oft auf, sie fährt nicht immer auf Zug. Das rächt sich, der Rückstand wächst. Dennoch: Nachdem sie gestern die Hand stark geprellt hatte, ist dieser vierte Platz nicht selbstverständlich.

Mit dem Nachteil der hohen Startnummer 18 geht Michelle Gisin ins Rennen. Sie fährt extrem engagiert, wirft nach einem komplizierten Winter nochmals alles in die Waagschale. Und tatsächlich: Platz 5 ist eine Erlösung, sie schreit vor Freude.

Wie schon in der Abfahrt hat Jasmine Flury erneut Startnummern-Pech: Die 19 ist sicherlich kein Vorteil. Aber ihre Fahrt ist schlicht auch zu wenig gut, um die Top 10 zu erreichen. Einige Punkte gibt es trotzdem. Es war das letzte Weltcuprennen in diesem Winter für die Abfahrtsweltmeisterin.

Super Start von Wendy Holdener, bei der ersten Zwischenzeit ist sie Zweite. Dann ist die Herrlichkeit allerdings vorbei – je näher sie sich dem Ziel nähert, desto grösser wird der Rückstand. Das gibt keine Punkte. Sie fokussiert sich nun auf den Samstag, wo der Slalom ansteht.

Die Stimmen (gegenüber SRF)

Lara Gut-Behrami über ...

... das Rennen: «Ich habe mich so gefreut, bin so gefahren, wie ich wollte. Ich konnte angreifen, das war mit Abstand der beste Super-G der Saison. Es war so, wie ich vor einigen Saisons gefahren bin. Das macht einfach Spass. Im Ziel habe ich gesehen, dass Brignone hinter mir liegt – ich ahnte, dass sie im Kampf um die Kugel die gefährlichste Rivalin werden würde. Es ist ein wunderschöner Tag. Ich habe es geschafft. Und das mit dem Rücktritt von Schmidhofer macht es noch emotionaler.»

... Stellenwert der Kugel: «Es ist anders als bei der ersten Kugel. Damals realisierte ich, dass ich nicht nur ab und zu ein Rennen gewinnen kann, sondern über die gesamte Saison vorne mitmischen und die Beste in einer Disziplin sein kann. 2016 war es ähnlich wie jetzt, ich war auch nicht Erste vor dem letzten Rennen, konnte Vonn aber noch überholen. Und die dritte Kugel kam nach einer wunderbaren Saison, in der ich früh den Rhythmus finden konnte. Und der Gewinn dieser Kugel beschreibt etwas, wie ich bin: Ich treffe nicht immer alles und denke, was ich hätte besser machen können. Am Ende muss man aber einfach Gas geben, immer kämpfen bis zum Schluss. Das heute war ein ganz gutes Rennen.»

... das Geniessen des Erfolgs: «Ich wünsche mir, dass ich es nun mehr geniessen würde, aber nein. Diese Saison war vielleicht genau das Umgekehrte. Ich habe super trainiert im Sommer, im Winter habe ich mich gefragt, ob ich nicht aufhören sollte. Ich hatte mehr Mühe. Am Start hatte ich darum immer mehr das Gefühl, dass ich es packen muss. Dann, bei der WM, dachte ich: So will ich nicht aufhören. Das geht nicht. Im Kopf war ich nicht verbissen, aber frustriert. Es hat mich jedes Mal frustriert, dass ich gefahren bin und dachte, es sei gut, aber es war nicht so, wie ich es mir gewünscht hatte. Und nun, am Ende, habe ich gedacht: Weisst du was, es ist egal. Ich habe entschieden, dass ich noch zwei Jahre fahre, das hat mir Lockerheit gegeben. Das ist, wie wenn sich eine Türe geöffnet hätte. Es war nicht mehr mein letzter Super-G, sondern einfach ein Super-G. Da kann ich Gas geben.»

Michelle Gisin: «Das ist eine Befreiung, es war mega wichtig. Gestern war ich wütend auf mich, die Abfahrtssaison war von den Resultaten nicht gut. Im Super-G hatte ich dagegen gute Rennen – dass ich heute nochmals eine solche Leistung zeigen konnte, bedeutet mir viel. 40 Rennen zu fahren in einem Winter, ist irre – einfach zu viel. Aber meine Leidenschaft ist so gross, auch wenn ich nicht gut fahre.»

Die Bedingungen

Sechs Grad im Ziel auf 1735 Metern über Meer, dazu Sonnenschein pur: Der Frühling ist in den Pyrenäen längst angekommen. Die Athletinnen haben den Vorteil, im Gegensatz zum Vortag vor den Männern starten zu dürfen. Die Piste ist dadurch kompakter und weist weniger Spuren auf. Die hohen Startnummern sind kein Vorteil, aber auch kein riesiger Nachteil.

Das gab zu reden

Klar, der Hitchcock-Final in der Super-G-Wertung. 5 Fahrerinnen innert 44 Punkte, alle mit Chancen auf die Kugel. Das Rennen ist extrem spannend und hat ein Schweizer Happy End: Gut-Behrami triumphiert doppelt, holt den Sieg und die Kristallkugel. Auch erwähnenswert: Ex-Weltmeisterin Nicole Schmidhofer beendet mit 33 Jahren ihre Karriere. In kurzen Hosen und einer Zwergenmütze lässt sie es langsam angehen, sie fährt locker ins Ziel. «Tschüss», sagt sie in die Kamera und wird unter anderem von Gut-Behrami lange umarmt.

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So geht es weiter

Am Freitag steht der Team-Event in Soldeu auf dem Programm, ehe es am Samstag und Sonntag mit den technischen Events weiter geht.

Programm Weltcupfinal Soldeu

15. März: Abfahrt Männer und Frauen
16. März: Super-G Männer und Frauen
17. März: Team-Event
18. März: Riesenslalom Männer und Slalom Frauen
19. März: Slalom Männer und Riesenslalom Frauen

15. März: Abfahrt Männer und Frauen
16. März: Super-G Männer und Frauen
17. März: Team-Event
18. März: Riesenslalom Männer und Slalom Frauen
19. März: Slalom Männer und Riesenslalom Frauen

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