Das Podest
1. Marco Odermatt (Sz) 2:25,64
2. Cyprien Sarrazin (Fr) +0,59
3. Dominik Paris (It) +1,92
Das Rennen
So etwas hat das Lauberhorn noch nie gesehen. Die Superlativen gehen aus und werden dem Gezeigten nicht gerecht. Marco Odermatt wird mit Hundschopf, Kernen-S und Co. eins – dominiert den Klassiker in Wengen. Er zaubert eine perfekte Linie in den Berner Oberländer Schnee. Am Schluss sind es nach einer entfesselten Fahrt über eine halbe Sekunde (+0.59) Vorsprung auf den Franzosen Sarrazin, fast zwei Sekunden auf den drittplatzierten Paris. Die «Odi»-Rufe der Fans begrüssen den Schweizer im Ziel – und bereits nach dem achten Fahrer ist klar: Der Sieger der spektakulärsten Abfahrt des Ski-Winters heisst Marco Odermatt.
Am Freitag gewann Cyprien Sarrazin noch vor Odermatt im Super-G. Der grösste Konkurrent von Odermatt geht auch an diesem Samstagmittag auf volles Risiko, verlangt sich alles ab und muss sich im Ziel trotzdem vor Übermensch Odermatt verneigen. In anderen Jahren hätte Sarrazins Zeit wohl für einen Sieg gereicht.
Nach der verkürzten Abfahrt am Donnerstag gewinnt Odermatt also auch die Original-Abfahrt am Lauberhorn – holt sich seine zwei ersten Weltcup-Siege in dieser Disziplin, es ist der 14. Schweizer Abfahrtssieg beim Klassiker. Aber wie beim Sieg am Donnerstag wird der Sieg von Odermattt getrübt. Ski-Kollege Aleksander Kilde stürzt beim Ziel-S schwer, muss mit dem Helikopter abtransportiert werden.
Die anderen Schweizer
8. Niels Hintermann +2,74
13. Stefan Rogentin +3,23
14. Franjo von Allmen +3,79
15. Josua Mettler 3,89
22. Alexis Monney +4,63
24. Lars Rösti +4,95
26. Gilles Roulin +5,13
Ausgeschieden: Justin Murisier, Arnaud Boisset
Niels Hintermann nimmt Odermatt oben ganze 0,15 Sekunden ab, verliert dann aber im Kernen-S über eine Sekunde. Schlussendlich platziert sich Hintermann auf Platz 8. Ein starkes Ergebnis für den 28-Jährigen.
Gleich nach Hintermann wagt sich Stefan Rogentin in die Abfahrt. Der Bündner fährt solide, verliert aber – wie viele Fahrer – im Kernen-S viel Zeit und kommt mit dem 11. Zwischenrang ins Ziel.
Franjo von Allmen zeigt mit Startnummer 33 eine Riesen-Fahrt! Der Berner geht volles Risiko und platziert sich auf dem sensationellen Rang 14!
Und gleich nach von Allmen wagt sich Josua Mettler auf die Lauberhorn-Abfahrt. Auch der Toggenburger ist entfesselt und kommt mit einer Top-Zeit ins Ziel. Mettler reiht sich gleich hinter von Allmen auf Rang 15 ein.
Letztes Jahr fuhr Alexis Monney sensationell in die Top 10. In diesem Jahr gelingt ihm das nicht.
Anders als andere Fahrer macht es Gilles Roulin. Der Zürcher startet schwach, dreht dann aber am Schluss auf. Am Schluss ist es Platz 26 und die ersten Abfahrts-Punkte in diesem Winter. Auch Lars Rösti gelingt am Lauberhorn ein gutes Resultat – er wird 24.
Schrecksekunde bei Justin Murisier. Der Schweizer bekommt kurz nach dem Start beim Russisprung Rücklage und schlägt hart mit dem Hinterkopf auf den pickelharten Schnee. Glück im Unglück für den Waadtländer. Murisier verletzt sich nicht schwer, steht kurz nach dem Sturz wieder auf den Beinen. Auch Arnaud Boisset beendet das Rennen nicht, nach zwei heiklen Situationen in der Startkurve und beim Canadian Corner bricht er ab.
Die Stimmen gegenüber SRF
Italiens Abfahrt-Star Dominik Paris über Odermatt: «Man muss den Hut ziehen, dass er die Leistung so auf den Punkt bringt. Das Selbstvertrauen ist da, das sieht man. Das ist nicht erreichbar für andere.»
Bundespräsident Viola Amherd über das Lauberhorn: «Es ist schön, dass zwei junge Fahrer gute Resultate erzielen, nachdem Odermatt wieder Sieger ist. Das macht Freude! Es ist ein wunderbarer Tag, vom Wetter und von der Schweizer Leistung her. Aber es sind auch gemischte Gefühle, wenn ein Fahrer so schwer stürzt. Das Lauberhorn ist immer speziell. Die Kulisse ist fantastisch, die Leistung der Fahrer eindrucksvoll und das Publikum im Ziel ein Hexenkessel.»
Franjo von Allmen nach seinem 14. Rang: «Eigentlich habe ich nicht so gute Erinnerungen ans Lauberhorn, ich habe im Europacup nicht so gute Erfahrungen hier gemacht. Das Selbstvertrauen ist manchmal mehr da, manchmal weniger. Heute war es nach dem Sturz gestern sicher nicht so da. Dann gelang mir die Startkurve auch nicht so. Ich habe anschliessend das Vertrauen wieder gefunden und hatte einfach Spass.»
Die Bedingungen
Wengen präsentiert sich am Samstagmittag von seiner besten Seite. Die Sonne scheint, der Schnee ist hart, die Abfahrt schnell und zahlreiche Fans feiern an der Strecke und im Ziel diesen wunderbaren Tag in den Bergen.
Das gab zu reden
Das Lauberhorn verlangt den Fahrern auch in diesem Jahr alles ab. Man merkt schnell, dass die längste Abfahrt der Welt die Fahrer in zwei Lager teilt. Fahrer wie Odermatt ziehen die Abfahrt durch und gehen volles Risiko, andere müssen zum Beispiel im Kernen-S kurz abbremsen. Das zeigt sich schlussendlich auch in den Zeiten: Fast zweieinhalb Sekunden trennen den ersten vom vierten Platz.
Und wie in den letzten Tagen drücken viele Stürze auf die Stimmung bei einem sonst grossartigen Ski-Wochenende. Bei perfekten Bedingungen stürzen Murisier (Sz), Schieder (Ita) und Alexander (Ka) und Babinsky (Ö), verletzen sich glücklicherweise nicht. Aleksander Kilde stürzt schwer und muss mit dem Helikopter abtransportiert werden.
So gehts weiter
Am Sonntag kommen in Wengen die Techniker zum Zug. Um 10.15 Uhr startet der Slalom im Berner Oberland. Am nächsten Freitag (19. Januar) geht die nächste Abfahrt in Kitzbühel (Ö) um 11.30 Uhr über die Bühne. Es ist der Ersatz für die abgesagte Team-Kombi. Einen Tag später – Start ebenfalls um 11.30 Uhr – findet die Original-Abfahrt am legendären Hahnenkamm statt.