Das Podest
1. Bryce Bennett (USA) 1:23,81
2. Aleksander Aamodt Kilde (No) +0,03
3. Marco Odermatt (Sz) +0,05
Das Rennen
Wahnsinn in Gröden! Marco Odermatt und Aleksander Aamodt Kilde liefern sich ein packendes Duell. Der Norweger entscheidet es um zwei Hundertstel für sich. Und verhindert, dass Odermatt 305 Tage nach seinem WM-Titel den ersten Abfahrtssieg im Weltcup feiert.
Je länger das Rennen dauert, desto mehr Streckenabschnitte liegen in der Sonne. Und das macht die Piste schneller. Die Franzosen Nils Allegre und Matthieu Bailet lassen die Führenden zittern, sie halten dem Angriff stand. Doch dann kommt mit Startnummer 34 der Amerikaner Bryce Bennett. Er zeigt eine wilde Fahrt – und düpiert alle! Um drei Hundertstel setzt er sich an die Spitze und verhindet, dass Kilde zum vierten Mal in Gröden eine Abfahrt gewinnt. Für Bennett ist es der zweite Weltcupsieg – seine Premiere feierte er 2021. In Gröden.
Marco Odermatt feiert derweil ein kleines Jubiläum. Er fährt zum 10. Mal im Weltcup aufs Abfahrtspodest. Diese Bilanz macht ihn zum Rekordhalter. Er gehört nun neben dem Österreicher Heinrich Messner (1939-2023) und dem Franzosen Johan Clarey (42) zu den Fahrern mit den meisten Abfahrtspodestplätzen ohne Sieg. Wahrlich ein Rekord, den eigentlich keiner will.
Die Schweizer
8. Marco Kohler +0,42
21. Stefan Rogentin +0,74
26. Niels Hintermann +0,93
32. Ralph Weber +1,02
35. Franjo von Allmen +1,07
39. Justin Murisier +1,09
43. Alexis Monney +1,38
47. Gilles Roulin +1,51
49. Josua Mettler +1,53
54. Lars Rösti +1,90
Erst zum dritten Mal bestreitet Marco Kohler eine Abfahrt. Und der 26-Jährige scheut sich nicht, das Risiko zu suchen. Im Gegenteil. Er greift voll an und wird mit einem sackstarken Resultat belohnt. Er wird starker Achter und punktet nach Platz 24 in Aspen (USA) zum zweiten Mal.
Viel Pech für Franjo von Allmen! Schon beim Start bricht ihm ein Stock. Mit diesem Handicap zeigt er eine ordentliche Leistung. Auch wenns am Ende nicht für Punkte reicht.
Niels Hintermann fährt im Startabschnitt zu rund, danach passts auch nicht zusammen. Er findet den Rhythmus überhaupt nicht und verliert viel Zeit. Auch, weil er etwa bei der Einfahrt in die Ciaslat zu zögerlich ist. So verliert er im Vergleich mit den Schnellsten viel Zeit.
Vor der Ciaslat zeigt Stefan Rogentin eine starke Fahrt. Über die 17 Wellen fährt er dann sehr kontrolliert und das kostet viel Zeit. Er fällt deutlich zurück.
Auch Gilles Roulin handelt sich schon im ersten Abschnitt einen grossen Rückstand ein. Das lässt sich nicht mehr gutmachen. Auch, weil er wie andere in der Ciaslat viel liegen lässt. Als er mit Startnummer 22 ins Ziel kommt, übernimmt er vorübergehend den letzten Platz in der Rangliste. Und verpasst letztlich die Punkte. Gleiches gilt auch für Josua Mettler und Lars Rösti.
Über die Kamelbuckel fährt Alexis Monney ziemlich aufrecht, auch bei den Sprüngen hat er mit Problemen zu kämpfen. Das kostet viel Zeit. Trotzdem sammelt der 23-Jährige mit dieser Fahrt wertvolle Erfahrung.
Justin Murisier zeigt einen soliden Start. Danach gelingen ihm Teilstücke gut, alles in allem fällt er mit einer Sekunde Rückstand weit zurück – weil die Abstände äusserst gering sind.
Mit Startnummer 46 zeigt Ralph Weber eine solide Fahrt. Weil die Abstände enorm gering sind, reichts knapp nicht für Punkte. Als 32. verpasst er sie um vier Hundertstel.
Die Bedingungen
Am Mittwoch musste das zweite Training wegen Schneefalls in der Nacht gestrichen werden. Die Organisatoren haben alles gegeben und die Piste gut präpariert, sie hält. Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, Sonnenschein und die verschneite Landschaft – besser könnte das Wetter für den Speed-Auftakt der Männer nicht sein.
Das gab zu reden
In Gröden ist das Rennen erst zu Ende, wenn der letzte Fahrer im Ziel ist. Das beweist auch die Abfahrt. Denn weil sich die Verhältnisse ändern und mit der Zeit nicht mehr der obere Abschnitt, sondern der zweite Teil der Strecke in der Sonne liegt, sind auch mit Startnummern jenseits der Nummer 30 schnelle Fahrten möglich. Den besten Beweis dafür liefert etwa Sieger Bennett – oder der Schweizer Kohler.
Das gab zu reden II
Die Zeitabstände. Die sind in Gröden nicht nur zwischen den Top 3 gering, sondern bis ganz hinten in der Rangliste. Platz 1 und 30 trennen gerade mal 98 Hundertstel. Zum Vergleich: Bei seinem Sieg im Riesenslalom von Val d'Isère letzten Samstag betrug Marco Odermatts Vorsprung auf den Zweitplatzierten Marco Schwarz ebenfalls 98 Hundertstel. Und am vergangenen Freitag triumphierte Sofia Goggia im Super-G von St. Moritz mit 95 Hundertsteln Vorsprung auf Cornelia Hütter.
Das gab zu reden III
Vor der Saison verkündete Alexis Pinturault, dass er mit Slalom Schluss macht und künftig mehr Abfahrten bestreiten möchte. Trotzdem fehlt der Franzose auf der Startliste des Speed-Auftakts. Den Grund gibt er am Mittwoch auf Social Media bekannt. «Da ich nur ein Training auf dieser für mich neuen Piste hatte, hab ich beschlossen, auf die Abfahrten zu verzichten», schreibt Pinturault. Er konzentriert sich auf den Super-G vom Freitag und die beiden Riesenslaloms am Sonntag und Montag in Alta Badia.
Die Stimmen gegenüber SRF
Bryce Bennett: «Ich bin sprachlos. Schon wieder. Ich liebe Gröden einfach. Bevor ich ins Bett ging, hatte ich einen guten Plan, war voller Selbstvertrauen und habe gespürt, da ist etwas möglich. Bevor ich mich aus dem Starthaus katapultiert habe, habe ich mir gedacht, das ist mein Hügel, hier schlage ich zu. Es macht Spass, die Saison auf diese Art zu starten»
Marco Odermatt: «Es war von oben bis unten eine super Fahrt, ich bin sehr zufrieden. Die Hundertstel findest du natürlich überall. Weil die Ausfahrt der Ciaslat nicht perfekt war, fehlt mir etwas Tempo, das hat wohl den Unterschied gemacht. Wenns in der Ciaslat zu einfach geht, fehlt dir definitiv Tempo. Im Speed wusste ich nicht ganz, wo ich stehe. Die Trainings sind schön und gut, aber da kann ich nie ans Limit gehen. Darum weiss man nicht, gehts noch besser. Es ist cool zu sehen, dass es im Rennen geht.»
Aleksander Aamodt Kilde: «In Gröden kann alles passieren. Meine Fahrt war okay, oben habe ich aber zu viel verloren. In der Ciaslat habe ich etwas viel Zeit verloren.»
Stefan Rogentin: «Im Ziel dachte ich, es ging eigentlich noch. Doch dann hab ich die Zeit angeschaut und gesehen, dass ich überall etwas verloren habe. Wenn man einen groben Schnitzer hat, sieht man, wo das passiert ist. Ich muss jetzt schauen, wo ich mir den Rückstand eingehandelt habe. Im Grossen und Ganze passts.»
So gehts weiter
Ski total in den nächsten Tagen. Am Freitag gibts einen Super-G und am Samstag die originale Abfahrt auf der Saslong. Dann gehts für die Athleten nach Alta Badia, wo am Sonntag und Montag zwei Riesenslaloms stattfinden. (bir)