Das Podest
1. Stephanie Venier (Ö) 1:33,06
2. Lara Gut-Behrami (Sz) +0,39
3. Christina Ager (Ö) +0,71
Sofia Goggia (It) +0,71
Valerie Grenier (Ka) +0,71
Das Rennen
Was ist denn hier los? Das Rennen wird zum russischen Roulette, Athletin um Athletin stürzt: Erst fällt Priska Nufer hin, dann Federica Brignone und Michelle Gisin. Auch Corinne Suter kommt nicht ins Ziel, die Schweizerin verletzt sich nach einem Sprung am Knie und bricht ihren Lauf unter Schmerzensschreien ab.
Schwer erwischt es auch Mikaela Shiffrin. Der US-Top-Star kommt nach einem Sprung von der Linie ab, brettert ungebremst in die Fangnetze und bleibt lange am Pistenrand liegen. Immerhin kann Shiffrin nach intensiver Betreuung selber aufstehen, wird aber mit dem Helikopter ins Spital geflogen. Nach längerem Unterbruch wird das Rennen wieder fortgesetzt – doch der allgemeinen Stimmung versetzt der Unfall der Ski-Dominatorin einen herben Dämpfer.
Gefahren wird auch noch: Nach Shiffrins Sturz gehört die Bühne Lara Gut-Behrami. Die Schweizerin startet als Erste nach dem langen Unterbruch. Mental keine einfache Aufgabe. Aber die Tessinerin zeigt eine phänomenale Leistung, bleibt auch in der schwierigen Delta-Kurve in der Balance und fährt mit einem blitzsauberen Lauf an die Spitze. Trotz der schweren Stürze ihrer Vorfahrerinnen habe sie sich sicher gefühlt, sagt sie gegenüber SRF. «Es ist ein gutes Rennen, ich habe mich gut gefühlt.»
Den Abfahrtssieg macht ihr jedoch Stephanie Venier streitig: Die Österreicherin verblüfft, überholt Gut-Behrami noch mit einem sensationellen Finish und erringt ihren zweiten Weltcupsieg. Den österreichischen Freudentag macht ihre Landsfrau Christina Ager perfekt, die zeitgleich mit Sofia Goggia und der Kanadierin Valerie Grenier auf Rang drei fährt und erstmals überhaupt auf dem Weltcup-Podest landet.
Die Schweizerinnen
10. Joana Hählen +1,11
12. Jasmine Flury +1,14
29. Delia Durrer +2,54
36. Jasmina Suter +3,06
DNF: Priska Nufer
DNF: Corinne Suter
DNF: Michelle Gisin
DNF: Stephanie Jenal
Von den neun Schweizerinnen am Start kommen nur fünf ins Ziel.
Priska Nufer ist die erste Schweizerin am Start – und eröffnet das Sturz-Festival. Nach einer Linkskurve verliert sie die Balance, stürzt und scheidet aus. Immerhin bleibt sie unverletzt.
Corinne Suter hat weniger Glück: Ausgerechnet sie, die 2021 Abfahrts-Weltmeisterin in Cortina geworden ist, verletzt sich und muss zur Untersuchung genau wie Shiffrin ins Spital gebracht werden. Auch hier wird das Rennen lange unterbrochen.
Den heftigsten Sturz der Schweizerinnen legt Michelle Gisin hin. Sie knallt ungebremst in die Netze, ist glücklicherweise aber unverletzt.
Glück im Unglück hat Stephanie Jenal: Sie gleitet aus, kann aber mit viel Mühe auf den Beinen bleiben – gesund sieht das aber nicht aus. Auch für sie ist die Abfahrt früh zu Ende.
Jasmine Flury hat die undankbare Aufgabe, nach dem langen Unterbruch nach Suters Out zu starten. Doch sie fährt, genau wie Gut-Behrami, eine erstaunlich sichere, souveräne Linie, wird am Ende 12.
Kurz nach Flury fährt Joana Hählen los. Auch sie kommt heil ins Ziel, fährt konzentriert und stilsicher. Damit belohnt sie sich mit einem Top-10-Platz und dem Titel der zweitbesten Schweizerin.
Delia Durrer startet gut, verliert gegen Ende der Fahrt aber fast eine ganze Sekunde. Am Ende reichts nicht einmal für einen Top-25-Platz. Jasmina Suter startet spät, kommt sicher ins Ziel, findet sich aber am Schluss des Klassements ein.
Die Stimmen
Die Zweitplatzierte Lara Gut-Behrami (bei SRF): «Es ist ein gutes Rennen, ich habe mich gut gefühlt. Das Problem ist im Moment, dass alles immer perfekt sein muss. Die Abstimmung muss stimmen, es verträgt keine Fehler. Daneben herrscht eine Unsicherheit, dass man zu wenig macht. Wenn man mal zwei Tage frei hat, geht man irgendwo trainieren und vernachlässigt die Erholung. Und am Start sind sie dann verunsichert, weil es so viele Baustellen gibt. Da kommen so viele Funksprüche. Und wenn du fährst und alles ist anders als gedacht, fehlt dir der Plan. Heute ist es zwar anders als vor zwei Tagen, aber es ist nicht viel schneller. Früher sind die Sprünge viel gefährlicher gewesen, aber man war es gewohnt. Dass so viele stürzen, ist überraschend, obwohl die Piste in gutem Zustand ist. Bei mir war der Schlüssel, dass ich nicht das erste Mal lange auf den Start warten musste, ich wusste, wo ich fahren will und habe gesehen, dass manche Sprünge weitergehen.»
Priska Nufer, das erste Sturz-Opfer der Abfahrt (zu Blick): «Mir geht es okay. Ich hab mir nur an der Hand ein bisschen weh getan. Ich bin froh, hatte ich einen Airbag an, es hat mir nur kurz die Luft verschlagen. Heute ist es wichtig, nicht zu sehr Kampflinie zu fahren. Wir haben schon nach dem Training gesagt, sie sollen bei der Kurve bisschen abtragen. » Nufer stockt, kämpft mit den Tränen: «Das mit Corinne (Suter Anm. d. Red.) geht mir extrem nah. Ich bin dankbar, dass ich gesund bin. Es ist nicht so schön zu sehen, wenn andere so heftig stürzen.»
Die Bedingungen
Kaiserwetter in den Dolomiten. Strahlend blauer Himmel, perfekte Sicht. Daran hats nicht gelegen...
Das gab zu reden
Die fiese Kurssetzung. Sturz nach Sturz, besonders die Delta-Kurve fordert viele Opfer. Etliche Athletinnen crashen, dazu kommt der verletzungsbedingte Abbruch von Suter. «Es ist ein verrücktes Rennen», erzählt die Österreicherin Cornelia Hütter gegenüber SRF. «Wir haben gestern schon darüber geredet, dass die Tofana aggressiv ist in diesem Jahr.»
So gehts weiter
Schon morgen Samstag, dem 27. Januar., geht es für die Frauen weiter. Um 10.30 Uhr findet in Cortina d'Ampezzo die zweite Abfahrt statt – dann hoffentlich mit weniger Stürzen und Verletzungen.