Kein Ski-Fest in Aspen. Nach Startnummer 24 müssen die Organisatoren kapitulieren. Wind und Schnee lassen die Fortsetzung der Abfahrt nicht mehr zu.
Besonders bitter ist es für Adrian Smiseth Sejersted (28). Der Norweger hat mit Startnummer 1 noch Glück, die Sonne drückt leicht durch die Wolken und von Wind und Schnee noch keine Spur. Er setzt sich an die Spitze und kann von den folgenden Athleten nicht verdrängt werden.
Doch dann nimmt das Unheil seinen Lauf. Nach dem Österreicher Vincent Kriechmayr mit der Startnummer 7 muss das Rennen einige Minuten unterbrochen werden. Der Grund? Ein Pistenarbeiter ist gestürzt und muss abtransportiert werden. Während diesem Unterbruch zieht der Wind auf und verbläst die folgenden Athleten. Aleksander Aamodt Kilde, der in dieser Saison fünf Abfahrten gewonnen hat, büsst 1,63 Sekunden ein, Weltmeister Marco Odermatt sogar 2,64 Sekunden.
«... dann schiessen wir am Ziel vorbei»
Je länger das Rennen dauert, desto unfairer werden die Bedingungen. «Ich wusste schon am Start, dass das Rennen mit Nummer 15 gelaufen ist», meint Odermatt gegenüber SRF. Zu diesem Zeitpunkt sieht es danach aus, als würde die FIS-Rennjury das Rennen durchpeitschen wollen. Sejersted auf dem Leaderthron hofft, dass zumindest 30 starten dürfen – nur dann könnte das Rennen von der Jury gewertet werden.
«Schade, dass man bei dem Aufwand, den man das ganze Jahr betreibt, solche Witz-Rennen fahren muss», kritisiert Odermatt, dass die Jury so lange weitermacht. «Sport findet draussen statt. Aber sollte sich bei diesen Verhältnissen auch noch jemand verletzen, dann schiessen wir am Ziel vorbei. Skisport ist draussen, es gibt immer leichte Unterschiede, das ist jedem bewusst. Diese Zeitabstände heute mit mehreren Sekunden, das hat für mich nichts mehr mit einem fairen Rennen zu tun.»
Letztendlich muss das auch die Rennjury einsehen. Nach Startnummer 24 und zuvor mehreren kurzen Unterbrüchen, ziehen sie die Reissleine und brechen das Rennen ab. Damit wird Sejersted um seinen ersten Weltcupsieg gebracht. Angesichts der Umstände hätte er sich darüber wohl auch nur bedingt gefreut.
Nächster Anlauf am Samstag
Bester Schweizer zum Zeitpunkt des Abbruchs ist Niels Hintermann als Vierter. Er profitierte mit Startnummer 6 noch von etwas besseren Bedingungen, ist aber mit seiner Leistung alles andere als zufrieden. «Wenn es bei Platz 4 bleibt, muss ich ganz ehrlich sagen, ist es massiv unverdient», findet er gegenüber SRF klare Worte zu seiner Leistung. Vor allem im Steilhang sei er wirklich schlecht gefahren.
Den nächsten Anlauf für ein faires Rennen gibts bereits am Samstagabend. Dann soll erneut eine Abfahrt (19.00 Uhr) gefahren werden. Ob und wann das abgesagte Freitagsrennen allenfalls nachgeholt wird, ist noch offen.
Sollte das Rennen nicht wiederholt werden, ist damit auch Odermatts Kugelchance endgültig futsch. Er liegt im Abfahrts-Weltcup 234 Zähler hinter Kilde und nebst der zweiten Aspen-Abfahrt heute Abend (19 Uhr) ist nur beim Weltcup-Final in Soldeu noch eine Abfahrt im Programm (15. März). Somit wären für Odermatt maximal 200 Weltcup-Punkte möglich.
Wenn das Rennen nachgeholt werden sollte, bestünde wenigstens noch eine rechnerische Chance. Möglichkeiten für eine weitere Abfahrt gibt es jedoch kaum. Vor dem Final in Soldeu macht der Weltcup lediglich noch in Kranjska Gora halt, wo zwei Riesenslaloms auf dem Programm stehen. (bir/sme)
