Auf einen Blick
- Alex Fiva unterstützt Kamala Harris bei der US-Wahl
- Fiva gewann 2021 Gold und 2022 Olympia-Silber im Skicross
- Geboren in Kalifornien, 1,88 Meter gross, 93 Kilo schwer
Die prominenteste Schweizer Stimme im amerikanischen Wahlkampf ist im malerischen 1600 Seelen-Dorf Einigen am Thunersee beheimatet – gemeint ist unser Ski-Cross-Held Alex Fiva, der vor drei Jahren mit seiner Frau und den beiden Kindern vom Kanton Graubünden ins Berner Oberland gezügelt ist.
Geboren wurde der Weltmeister von 2021 vor 38 Jahren als Sohn einer Au-pair aus dem Bündnerland und eines Elektrikers aus Norwegen im kalifornischen Newport Beach. Deshalb besitzt der 1,88 Meter-Mann neben dem Schweizer Pass auch die amerikanische Staatsbürgerschaft und somit auch ein Stimmrecht bei der US-Präsidentschaftswahl. «Mein Voting geht an Kamala Harris», verrät Fiva. Begründung: «Es ist zwar nicht so, dass mich Harris richtig überzeugen konnte. Trotzdem ist sie mir tausendmal lieber als Donald Trump!»
Von einer grossen Ungerechtigkeit geprägt
Dass Fiva selbst ein Polit-Talent ist, demonstriert er regelmässig als Athletensprecher bei den Vorstands-Sitzungen des internationalen Ski-Verbandes FIS. «Alex interpretiert diese Rolle mit seiner versierten Rhetorik, der starken eigenen Meinung und einer sehr weitsichtigen Denkweise in überragender Manier», lobt Swiss Ski-Präsident Urs Lehmann.
Fiva ist ein Gerechtigkeitsfanatiker, dessen sportlicher Werdegang von einer grossen Ungerechtigkeit geprägt wurde. Alex gehörte zu den grössten Alpin-Talenten im Kanton Graubünden, bei den JO-Rennen gehörte er zu den stärksten Widersachern der späteren Olympiasieger Carlo Janka und Sandro Viletta. «Ich wollte wie Viletta das Ski-Gymnasium im österreichischen Stams besuchen. Obwohl ich bei der Aufnahmeprüfung zwei Österreicher im Riesen-, im Slalom und im Berglauf besiegt habe, wurden diese beiden Ösis ins Ski-Gymnasium aufgenommen, während ich eine Abfuhr erhalten habe», erzählt Fiva. «Man legte mir zwar nahe, ich solle ein Jahr später die Aufnahmeprüfung noch einmal machen. Aber das habe ich abgelehnt.»
Anstatt voll auf die Karte Alpin-Ski zu setzen, hat der Kosmopolit eine Ausbildung zum Informatiker absolviert. Im Winter 2007/08 versuchte sich Fiva erstmals als Ski-Crosser. Der 93 Kilo Brocken verdreht die Augen, wenn er an diese Zeit zurückdenkt. «Wir hatten damals im Ski-Cross überhaupt kein Budget, jeder Flug und jedes Hotel musste von uns selbst bezahlt werden. Zum Glück hatten wir mit Ralph Pfäffli einen Trainer, der jede Lohnerhöhung ins Team investierte.»
Widerwilliger Freestyler
In der Zwischenzeit haben sich Fiva und seine Sportart in grandioser Manier weiterentwickelt. Nach der Goldmedaille 2021 gewann der Ausnahme-Athlet, der 2012 so ganz nebenbei mit den American Footballern der Calanda Broncos im Eurobowl triumphierte, 2022 in Peking Olympia-Silber. Und weil Ski-Cross aufgrund der steigenden Medienpräsenz für die Sponsoren immer interessanter wird, lässt sich damit nun auch Geld verdienen.
«Ich habe mein zweites Standbein als Informatiker zwar nie ganz aufgegeben – zu vierzig Prozent bin ich für einen grossen Schraubenhersteller tätig. Aber wenn ich einen erfolgreichen Winter habe, könnte ich dank der Sponsoren auch vom Skicross alleine leben.» Wenn alles nach Plan läuft, wird Fiva 2026 noch einmal bei den Olympischen Spielen an den Start gehen. Mit der Heim-WM in St. Moritz steht für unsere Freestyler aber bereits kommenden März ein besonderes Highlight auf dem Programm.
Obwohl: Fiva wird nicht gerne als Freestyler bezeichnet. «Wir Ski-Crosser haben ausnahmslos einen starken Bezug zu den Alpinen. Und im Gegensatz zu den Freestylern spielt bei uns das Aussehen, der Style, keine Rolle. Uns geht es einzig darum, schnell zu sein.» Deshalb spricht sich Fiva dafür aus, dass die Skicrosser mittelfristig nicht mehr im WM-Programm der Freestyler, sondern der Alpinen auftauchen.
Bei der FIS gibt es einige Spitzenfunktionäre, die Fivas Meinung teilen. Urs Lehmann sagt: «Grundsätzlich bin auch ich der Meinung, dass die Skicrosser besser zu den Alpinen passen würden. Das zeigt auch das Beispiel von Ex-Super-G-Weltmeister Daron Rahlves, der nach dem Ende seiner Alpin-Karriere Skicross-Rennen bestritten hat. Dieses Thema beinhaltet aber vor allem ein logistisches Problem. Es wird nicht einfach sein, einen Veranstalter für die Alpin-WM zu finden, der neben den klassischen Pisten auch noch eine separate Ski-Cross-Anlage kreiert.»
Ziemlich sicher ist, dass beim nächsten FIS-Kongress erneut über die Vereinigung von Skicross und Ski-Alpin diskutiert wird.