Pirmin Zurbriggen (62) analysiert Gut-Behramis Meisterstück
«Das zeichnet Champions aus»

Pirmin Zurbriggen lobt Gut-Behramis Auftritt, warnt aber vor direkten Vergleichen mit den Männern. Er betont die unterschiedlichen Bedingungen und Materialanforderungen für beide Geschlechter.
Publiziert: 24.03.2025 um 16:02 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2025 um 17:31 Uhr
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Pirmin Zurbriggen ist von Lara Gut-Behramis Super-G-Fahrt in Sun Valley (USA) begeistert. «Was Lara gezeigt hat, war phänomenal», sagt er.
Foto: Daniel Künzli
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Mathias GermannReporter Sport

Auf welchem Rang wäre Lara Gut-Behrami (33) mit ihrer Wunderfahrt im Super-G beim Rennen der Männer gelandet? Nur beim Weltcupfinal ist eine solche Frage zulässig, weil beide Geschlechter die genau gleiche Strecke befahren – so auch in Sun Valley (USA).

Die Zeit der Tessinerin: 1:12,35 Minuten. Damit wäre sie kurze Zeit später, beim Sieg des Österreichers Lukas Feuerstein (1:10,96 Minuten), Zehnte geworden. Gut-Behrami hätte folgende Athleten geschlagen: Allegre (Fr), Sejersted (No), Cochran-Siegle (USA), Murisier, Crawford (Ka), Hemetsberger (Ö), Meillard, Innerhofer (It) und Goldberg (USA).

«Was Lara gezeigt hat, war phänomenal. Schon in den ersten drei Toren wurde mir klar, dass sie die Piste attackieren will – und nicht umgekehrt. Genau das hat sie getan und fuhr allen anderen Frauen um die Ohren», sagt Pirmin Zurbriggen (62).

Auf den Männer-Vergleich angesprochen, hat der Walliser allerdings eine glasklare Meinung: «Das ist eine Spielerei. Ich kritisiere Lara nicht, im Gegenteil. Was sie gezeigt hat, ist sackstark. Aber die Männer mussten erstmals in diesem Winter mit Super-G-Radien, die es sonst nur bei Frauen-Rennen gibt, klarkommen. Sie sind sich das überhaupt nicht gewohnt und vor allem ist ihr Material keinesfalls dafür optimiert. Darum kann man die Zeiten auch nicht vergleichen.»

Zurbriggens Beobachtung deckt sich mit den Aussagen Franjo von Allmens, der Dritter wurde. Im SRF sagte er: «Es war fast ein bisschen mühsam, es ging dermassen um die Ecke.» Bei der Besichtigung habe er gedacht: «Was für ein Scheiss.» Aber es könne halt nicht immer nur geradeaus gehen, so der Berner Überflieger.

Zurbriggen zieht Odermatt-Vergleich

An Gut-Behramis Husarenritt ändert dies nichts. Sie zauberte auf der technisch schwierigen «Challenger»-Strecke eine der besten Leistungen ihres Lebens in den Schnee und verdient sich ihre sechste Super-G-Kristallkugel – das ist Rekord – redlich.

Dabei hatte sich schon manch einer nach dem Super-G-Wochenende in La Thuile (It) gefragt: Ist Gut-Behrami überhaupt noch bereit, alles in die Waagschale zu werfen, um zu gewinnen? Zurbriggen analysiert: «Wenn man so lange dabei ist wie Lara, kann man nicht immer Kopf und Kragen riskieren. Sie hat die Fähigkeit, dies in für sie richtigen Momenten zu tun – so wie in Sun Valley. Auch Marco Odermatt ist übrigens ein Meister der Selbsteinschätzung. Das zeichnet Champions wie Lara und ihn aus.»

«Lara geht einen anderen Weg»

Zurbriggen gewann von 1986 bis 1990 vier Super-G-Kugeln in Serie. Danach beendete er mit nur 27 Jahren seine Karriere – er war müde und ausgebrannt. «Lara geht einen anderen Weg. Sie ist bald 34 Jahre alt und hat angekündigt, noch ein Winter zu fahren. Es wäre schön, wenn sie weitermachen, ihre Abschiedstournee geniessen und nochmals brillieren würde», so der Zermatter Hotelier.

Wer davon ausgeht, dass Gut-Behrami bei ihrer letzten Saison alles abräumen wird, täuscht sich womöglich schwer. Zurbriggen: «Brignone, Vonn und Lara zeigen eindrücklich, was auch in hohem Alter noch möglich ist. Die Erfahrung hilft, keine Frag. Aber man darf sich nichts vormachen: Irgendwann kommen Jüngere, die die Latte auf einmal höher legen. Das war schon immer so und wird immer so bleiben.»

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