«Das Schweizer Potenzial ist so gross wie nie»
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Wegen fünf Hundertsel:So knapp verpasst Odermatt den Sölden-Sieg

Odermatt mit «Super Buddy» auf dem Treppchen
«Ich freue mich mehr über den Podestplatz von Gino»

Marco Odermatt und Gino Caviezel sind ziemlich beste Freunde. In Sölden fahren die «Super Buddies» nur knapp am ersten Schweizer Riesen-Sieg seit neun Jahren vorbei.
Publiziert: 18.10.2020 um 19:03 Uhr
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Marco Odermatt und Gino Caviezel verbeugen sich voreinander.
Foto: Sven Thomann
Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Bei Halbzeit riecht es auf dem Söldner Rettenbachferner nach der ganz grossen Sensation. Gino Caviezel, dessen bestes Ergebnis bis dato ein achter Rang ist, führt. Marco Odermatt liegt mit drei Zehnteln Rückstand an siebter Stelle. Da meldet sich Deutschlands einstiger Ski-König Felix Neureuther am BLICK-Telefon: «Wenn ich heute einem Schweizer einen Podestplatz zutraue, dann ist es Marco Odermatt. Dem Gino traue ich leider nicht zu, dass er sich in den Top 5 halten kann.»

Nicht dass Neureuther an den skifahrerischen Qualitäten von Mauro Caviezels jüngerem Bruder zweifelt, aber der Bündner ist in der Vergangenheit schon öfters über seine Nerven gestolpert.

Erster Podestplatz seiner Karriere

Und auch diesmal kann der 28-Jährige im Final nicht ganz an seine Leistung vom Vormittag anknüpfen, aber es reicht für den ersten Weltcup-Podestplatz seiner Karriere. Als bester Schweizer steht in der Endabrechnung, wie von Neureuther prophezeit, Marco Odermatt da, der sich nur Norwegens neuem Super-Elch Lucas Braathen (20) geschlagen geben muss. Die beiden Schweizer liegen sich trotzdem wie Sieger in den Armen.

Und Odermatt sagt zu BLICK: «Obwohl ich mein bestes Riesenslalom-Ergebnis egalisiert habe, freue ich mich fast mehr über den ersten Podestplatz von Gino. Er ist schon so lange dabei und hat oft Pech gehabt. Deshalb ist es für mich traumhaft schön, mit ihm auf dem Podest zu stehen».

«Ich wusste, dass ich alles riskieren muss»

Odermatt und Caviezel verbringen auch abseits des Ski-Zirkus viel Zeit zusammen. Im vorletzten Sommer waren sie gemeinsam im Urlaub auf der griechischen Insel Mykonos. Und die Tatsache, dass sie sich auch in der Halbzeit-Rangliste von Sölden ganz nahe waren, hat Caviezel beflügelt: «Obwohl ich erstmals in meiner Weltcup-Karriere bei Rennhälfte führte, war ich vor dem zweiten Lauf weniger nervös als vor dem ersten. Weil mein Kumpel Odi nur 31. Hundertstel hinter mir liegt, wusste ich, dass ich für eine Top-Platzierung noch einmal alles riskieren muss. Wenn ich auf die Favoriten einen grösseren Vorsprung gehabt hätte, wäre die Gefahr gross gewesen, dass ich mich vertaktiert hätte.»

Im Endeffekt hat das Schweizer Riesen-Team aber kollektiv eine taktische Meisterleistung abgeliefert. Während sich die anderen Teams letzte Woche auf einem Nebenhang in Sölden oft gegenseitig im Weg gestanden sind, haben die Schweizer bis am Samstag auf einer exklusiven Piste auf der Diavolezza trainiert, welche der Piste in Sölden entsprechend komplett vereist wurde.

«Wir konnten Sölden im Engadin perfekt simulieren»

«Das war eine geniale Entscheidung von unserem Trainer-Team», sagt Odermatt. «In Sölden durfte ja niemand auf dem Rennhang trainieren. Aber wir hatten im Engadin einen Hang, auf dem wir Sölden perfekt simulieren konnten.»

Und deshalb fährt mit Loic Meillard in Sölden ein weiterer Schweizer in die Top 5. Drei Schweizer in den ersten fünf hat es bei einem Weltcup-Riesenslalom zuletzt 1998 in Adelboden (2. Von Grünigen, 3. Accola, 5. Kälin) gegeben. Den letzten Schweizer Riesenslalom-Sieg hat übrigens Carlo Janka im März 2011 eingefahren.

Während es bei den Schweizern nur noch eine Frage von ein paar Monaten bis zum Ende dieses «Riesen-Fluchs» sein dürfte, scheinen die Österreicher in dieser Disziplin Lichtjahre von der Spitze entfernt zu sein. Obwohl der ÖSV im Frühling den Trainer und Vater von Marcel Hirscher verpflichtet hat, fährt beim Heimspiel zum Saisonauftakt kein Ösi in die Top 15. Damit liegt Österreich im Nationencup schon wieder 264 Punkte hinter der Schweiz.

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