Kostet ihn diese Entscheidung den Gesamtweltcup? Diese Frage haben sich im letzten Winter im Alpin-Zirkus einige Leute gestellt, als sich Marco Odermatt gegen den Wechsel zu einem der grossen Ski-Ausrüster und für den Verbleib bei Stöckli entschieden hat. Manch ein Experte hat nicht daran geglaubt, dass das kleine Racing Team aus dem Kanton Luzern dem Nidwaldner in drei Disziplinen konstant schnelle Ski zur Verfügung stellen kann.
Doch jetzt beweisen die Skibauer aus Malters in eindrücklicher Manier das Gegenteil. «Marco ist ein genialer Rennfahrer, aber er hatte bis jetzt auch in jedem Rennen pfeilschnelle Ski an seinen Füssen. Anders ausgedrückt: Die Leute von Stöckli liefern derzeit auf ihrem Gebiet einen genauso grandiosen Job ab, wie es Marco als Wettkämpfer tut», schwärmt Hans Knauss, Österreichs Ski-Experte Nummer 1, der selber bei Fischer unter Vertrag steht.
Einzigartige Kombination
Neben dem Rennsport-Verantwortlichen Beni Matti sind es zwei Stöckli-Männer, die einen besonders grossen Anteil an Odermatts Erfolgs-Serie haben: Chris Lödler und Ivo Zihlmann. Lödler, der in der Vergangenheit auch schon die Ski von Schwedens Nationalheldin Anja Pärson in Raketen verwandelt hat, ist seit sechs Jahren Odermatts Haupt-Servicemann. Und Zihlmann, der Marco 2016 zur ersten Goldmedaille bei der Junioren-WM gewachst hat, ist jetzt der Chef-Ski-Tester.
Diese einzigartige Rennfahrer-Ausrüster-Kombination führt dazu, dass Odermatt im Gesamtweltcup deutlich in Führung liegt. 375 Punkte beträgt sein Vorsprung auf Aleksander Aamodt Kilde. Wenn man in Betracht zieht, dass der Abfahrts- und Super-G-Spezialist aus Norwegen in den vier verbleibenden Speed-Weltcuprennen maximal 400 Punkte holen kann, wird «Odi» die grosse Kugel kaum mehr zu nehmen sein.
«Odi-Hype» in den USA
Der 24-jährige Odermatt wäre damit der erste Schweizer, der den Gesamtweltcup mit einem Schweizer Ski gewinnen würde. In der Saison 2012/13 hat Stöckli die grosse Kristallkugel mit der Slowenin Tina Maze bei den Frauen geholt. «Aber als Schweizer Firma wäre für uns der Gesamtweltcup-Sieg mit dem Innerschweizer Odermatt natürlich das Allergrösste», hält Beni Matti fest.
Odermatts Erfolgs-Serie scheint sich für Stöckli aber nicht nur auf dem helvetischen Markt bezahlt zu machen. Matti: «Unser Verkaufsleiter in den USA vermeldet uns immer öfter, dass die Amerikaner wegen Marco einen Stöckli-Ski fahren wollen.» Sollte Odermatt in den kommenden Wochen auch bei den Olympischen Spielen in Peking seiner Favoritenrolle gerecht wird, werden wohl noch mehr Amis auf Stöckli abfahren – und das, obwohl der Stellenwert des Skirennsports in den USA nicht besonders hoch ist.