Foto: keystone-sda.ch

Norweger hat an diesem Wochenende einen Vorteil
Kristoffersen kann uns das Saisonfinale vermiesen

Bevor der Krimi um die Riesen- und Slalom-Kugeln in Hafjell in die vorentscheidende Phase geht, liefert ein Insider spannende Hintergründe aus dem Lager des gefährlichsten Odermatt-Jägers.
Publiziert: 17:15 Uhr
|
Aktualisiert: 17:28 Uhr
1/5
In der vorletzten Woche hat Henrik Kristoffersen innerhalb von 24 Stunden ...
Foto: AFP

Darum gehts

  • Henrik Kristoffersen könnte Schweizer Kugel-Triumph verhindern
  • Kristoffersen wird von Ex-Trainer als liebenswürdig beschrieben
  • Odermatt führt Riesenslalom-Wertung mit 41 Punkten Vorsprung an
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_1182.JPG
Marcel W. PerrenSki-Reporter

Avanciert Henrik Kristoffersen (30) in der finalen Phase dieses Skiwinters zur Schweizer Spassbremse? Fakt ist: Der Norweger hat neben Frankreichs Olympiasieger Clement Noël (27) als Einziger reelle Chancen, den ersten totalen Schweizer Kugel-Triumph in der 58-jährigen Weltcupgeschichte zu verhindern.

Den grossen Gesamtweltcup-Kristall und die kleine Super-G-Kugel hat Marco Odermatt (27) bereits auf sicher. In der Abfahrtswertung ist es ausschliesslich Weltmeister Franjo von Allmen (83 Punkte Rückstand), der den Nidwaldner noch abfangen könnte.

Auch im Riesenslalom liegt Odermatt vor den zwei letzten Wettkämpfen in Front, allerdings nur 41 Zähler vor Kristoffersen. Und im Kampf um die Slalomtrophäe steht Kristoffersen zwei Rennen vor Ultimo vor Noël auf der Poleposition, Weltmeister Loïc Meillard liegt als Dritter mit 102 Punkten im Hintertreffen. Für Kristoffersen spricht nach den beiden Siegen in Kranjska Gora neben der starken Spätform auch die Tatsache, dass er an diesem Wochenende in Hafjell in den Genuss von einem Heimspiel kommen wird.

Für Odermatt stellt dieser Berg komplettes Neuland dar, weil hier seit 2003 kein Weltcuprennen der Männer ausgetragen wurde. Kristoffersen ist dagegen 2015 in Hafjell Juniorenweltmeister im Slalom und Riesenslalom geworden, zudem hat er auf dieser Piste mehrere Läufe anlässlich der norwegischen Meisterschaften bestritten.

Kristoffersens Ex-Trainer spricht Klartext

«Um diese Jahreszeit liegt in Hafjell meistens sehr grobkörniger Schnee, auf dem sich Henrik besonders wohlfühlt», sagt Wendy Holdeners Erfolgstrainer Jörg Roten. Der Walliser war bis im letzten Frühling als Coach in Kristoffersens Privatteam tätig. «Das war definitiv die intensivste Tätigkeit in meiner Trainerlaufbahn, weil Henrik enorm viel von mir abverlangt hat», gesteht der Bruder der zweifachen Riesenslalom-Vizeweltmeisterin Karin Roten (49).

Im Gegensatz zum grossen Teil der Skifamilie hat Roten den Heisssporn aus der Region Oslo in sein Herz geschlossen. «Es tut mir weh, wenn Henrik immer wieder als Ekelpaket dargestellt wird, denn in Wahrheit ist er ein richtig liebenswürdiger Kerl. Aber im Gegensatz zu anderen Athleten spielt er vor der Kamera halt keine Rolle. Er ist immer echt. Und wenn ihm etwas nicht passt, dann sagt er das halt auch geradeheraus. Ich habe das immer sehr geschätzt. Bei Henrik und seinem Vater Lars habe ich immer genau gewusst, woran ich bin.»

Der Einfluss von Manchester United

Obwohl Roten mit Kristoffersen sieben Weltcuprennen und Slalom-Gold bei der WM 2023 gewonnen hat, kann er sich an keine überschwängliche Feier mit den Wikingern erinnern. «Es ist undenkbar, dass sich die Kristoffersens nach einem grossen Erfolg die Haare zerschneiden, wie das die Schweizer Abfahrer nach ihrem WM-Triumph getan haben», hält Roten schmunzelnd fest. «Henrik, der keinen Alkohol trinkt, und sein Vater freuen sich ein knappes Stündchen über einen Sieg, danach beginnt die Vorbereitung für das nächste Rennen. Das ist genau die Konsequenz, die den Kristoffersen-Clan auszeichnet.»

Abschliessend verrät Roten, der vor seinem Engagement im Ausland Carlo Janka betreute, die einzige Parallele zwischen Kristoffersen und dem Bündner «Iceman»: «Henrik ist wie Carlo glühender Fan von Manchester United. Jeder Erfolg von United hat sich hilfreich auf meine Zusammenarbeit mit Henrik ausgewirkt, weil seine Laune dann besser war.» Aus Schweizer Sicht bleibt die Hoffnung, dass Odermatt und Meillard die gute Laune, die Kristoffersen nach dem 4:1-Sieg von Manchester United in der Europa League über San Sebastian an den Tag legt, ganz bald trüben werden.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?