«Henrik ist der beste der Welt, aber …»
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Neureuther über Kristoffersen:«Henrik ist der beste der Welt, aber …»

Nach dem Tiefpunkt am Chuenisbärgli
Was ist bloss mit Henrik Kristoffersen los?

Nach einem steilen Aufstieg steckt Henrik Kristoffersen derzeit in der grössten Krise seiner Karriere. Ein ehemaliger Konkurrent des Norwegers betreibt Ursachenforschung.
Publiziert: 15.01.2021 um 08:48 Uhr
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Aktualisiert: 15.01.2021 um 09:53 Uhr
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Henrik Kristoffersen findet nicht zurück in die Spur.
Foto: Sven Thomann
Marcel W. Perren

Deutschlands Slalom-Legende Felix Neureuther (36) hat vor dieser Saison zusammen mit unserem Abfahrts-Held Beat Feuz (33) und einem Ski-Reporter eine Wettgruppe gegründet. Da der Kugelblitz nicht auf seine eigenen Wettkämpfe wetten darf, werden in dieser Gruppe einzig die Top-5 der Riesen- und Slalom-Bewerbe getippt.

Neureuther liegt in der Zwischenwertung auch deshalb deutlich hinter Feuz, weil er in zu vielen Rennen auf Henrik Kristoffersen (22 Weltcupsiege) gesetzt hat. Der hochgepriesene Wikinger konnte in der laufenden Saison seinen Ansprüchen einzig beim Slalom-Sieg in Madonna di Campiglio sowie beim Parallel-Riesen gerecht werden

«Er befindet sich in einem Teufelskreis»

Den Tiefpunkt erlebte der amtierende Riesenslalom-Weltmeister am letzten Wochenende in Adelboden – 9. und 27. in den beiden Riesen, out im Slalom! Der 26-jährige Ehrgeizling kritisierte danach vor allem die Kurssetzung am Chuenisbärgli. Doch Felix Neureuther, der seit seinem Rücktritt als Ski-Kommentator für die ARD im Einsatz ist, erkennt bei seinem ehemaligen Rivalen ganz andere Probleme.

«Henrik befindet sich derzeit in einem Teufelskreis. Er zweifelt am Material, nach jedem Rennen schraubt er wieder an irgendetwas anderem herum. Dadurch ist er komplett verunsichert. Meines Erachtens müsste er in dieser Situation auf das Altbewährte zurückgreifen und in aller Ruhe trainieren. Aber stattdessen will er alles auf einmal zerreissen.»

Der Slalom Vize-Weltmeister von 2013 glaubt zudem, dass Kristoffersen auch durch den Rücktritt von Marcel Hirscher in der Entwicklung stehen geblieben ist: «Mit Marcel hatte er jahrelang einen Mann vor sich, der ein gigantisches Niveau vorgegeben hat. Das hat Henrik enorm gepusht. Seit bald zwei Jahren fehlt ihm dieser Gradmesser. Jetzt ist er es, der das Niveau eigentlich vorgeben müsste. Aber auch wenn man gefühlt der Beste ist, muss man sich immer weiter entwickeln. Und das ist Kristoffersen bisher nicht gelungen.»

Privat-Team statt in Norweger-Bande

Neureuther, der in seiner Weltcup-Karriere elf Slaloms und einen Riesen gewinnen konnte, glaubt aber nach wie vor an Kristoffersen: «Vom Potenzial her ist er im Slalom zusammen mit dem Franzosen Clément Noël der Beste. Aber damit er dieses Potenzial auch wirklich gewinnbringend umsetzen kann, muss er sich selber wieder finden.»

Neureuthers Schlussfolgerung: «Meiner Meinung nach wollte Henrik in der letzten Zeit zu oft Marcel Hirscher kopieren, hat deshalb auch ein eigenes Team gegründet. Aber das entspricht nicht der norwegischen Mentalität. Kjus und Aamodt oder Svindal und Jansrud waren auch deshalb so erfolgreich, weil sie als Mannschaft perfekt harmoniert haben.»

An diesem Wochenende bekommt Kristoffersen nächsten beiden Chancen. Und zwar in dem Ort in Österreich, in dem die Einwohner nicht Marcel Hirscher als grössten Skifahrer der Geschichte bezeichnen – die Slaloms, die in Wengen und Kitzbühel wegen Corona abgesagt wurden, werden ab Morgen auf der Hermann Maier-Piste in Flachau nachgeholt.

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