Der Caviezel-Schocker ereignet sich letzten Donnerstag in einem Unihockey-Spiel nach dem Konditionstraining. «Ich lag plötzlich am Boden und im ersten Moment hat es sich so angefühlt, als wenn mich jemand mit voller Wucht umgehauen hätte. In Wahrheit war aber kein Gegenspieler in meiner unmittelbaren Nähe. Ich habe mich durch einen Fehltritt beim Sprint verletzt», erzählt Mauro Caviezel BLICK.
Kurz darauf erhält der amtierende Super-G-Gesamtweltcupsieger die Diagnose Achillessehnenriss am linken Fuss. Lukas Weisskopf, der 2015 zum Sportarzt des Jahres gewählt wurde, hat diese Ruptur am Dienstag in Rheinfelden operiert. «Gemäss Dr. Weisskopf ist bei diesem Eingriff alles ideal verlaufen. Aber die Wunde ist grösser, als ich vor der OP geglaubt habe», gesteht der 31-Jährige.
Schöpft der ältere Bruder von Riesenslalom-Spezialist Gino (27) jetzt Hoffnung aus der Biografie von Norwegens Superstar Aksel Lund Svindal, der sich im Oktober 2014 die Achillessehne gerissen hat und knapp vier Monate später Sechster bei der WM-Abfahrt wurde? «Ich weiss zwar nicht, wie viel bei Aksel damals herausgeschnitten werden musste, aber so schnell wie bei ihm wird die Reha bei mir wahrscheinlich nicht verlaufen. Mein Arzt geht davon aus, es bis zu meinem Schnee-Comeback sechs Monate dauern wird.»
Mehr Zeit wegen WM-Absage?
Aber vielleicht bekommt der Bronzemedaillengewinner in der WM-Kombination 2017 aufgrund der Corona-Pandemie automatisch mehr Zeit für seine Reha. Der Speed-Auftakt in Nordamerika, aber auch die im Februar geplante Weltmeisterschaft in Cortina wackelt gewaltig.
Würde Caviezel in der jetzigen Situation eine WM-Absage sogar begrüssen? «Im Moment gehe ich davon aus, dass im kommenden Winter die WM wie geplant ausgetragen werden kann. Und weil ich in meinem Umfeld hervorragende Ärzte, Therapeuten und Trainer habe, bin ich zuversichtlich, dass für mich bis dahin wieder einiges möglich sein wird.» Caviezels Konditions-Coach Tom Jäger wird aufgrund von seinen besonders wirkungsvollen, aber oft ungewöhnlichen Trainings-Methoden auch «MacGyver» genannt.
Der Mann, der früher schon seinen Jugendfreund Silvano Beltrametti betreute, will Mauro mit dem sogenannten «Halbkniestand» wieder aufbauen. Tom Jäger: «Wir werden die Reha mit Übungen starten müssen, bei der das Fussgelenk nicht belastet wird. Der Halbkniestand ist dafür ideal, der Rest des Körpers kann von dieser Position aus sehr gut trainiert werden.»