Auf einen Blick
- Fünf Jahre nach seinem Rücktritt hat Marcel Hirscher sein Comeback gegeben
- In einer Dokumentation enthüllt er, wieso er mit 30 Jahren einen Schlussstrich zog
- Nach seinem Kreuzbandriss hat er nun endlich Zeit, seine Karriere zu reflektieren
Am 4. September 2019 erklärte Marcel Hirscher mit erst 30 Jahren seinen Rücktritt. Er ging als achtfacher Gesamtweltcupsieger, siebenfacher Weltmeister und zweifacher Olympiasieger. «Alles in allem bin ich nicht mehr bereit, den Preis zu zahlen, den Einsatz und Aufwand zu betreiben», sagte er damals.
Inzwischen sind über fünf Jahre vergangen. Und Hirscher ist 35-jährig noch einmal in den Weltcup zurückgekehrt. Drei Rennen bestritt er, ehe er sich im Training einen Kreuzbandriss zuzog. Zum ersten Mal bremst ihn eine schwere Verletzung. In der ORF-Dokumentation «Marcel» lässt er nun tief blicken.
Im Video des verhängnisvollen Moments sind Schreie von Hirscher zu hören. «Aus Frustration», wie er sagt. Als Erstes habe er an sein Team gedacht und an die Frage, wie er nun den Alltag meistern werde. Erst da merke man, wer alles für einen da sei und helfe. Zu schaffen macht ihm, dass «ein grosser Traum in einer Millisekunde geplatzt» ist. Denn Hirscher wollte in Saalbach (Ö) noch einmal eine Heim-WM bestreiten.
«Notwendige 180-Grad-Kurve»
In der Dokumentation spricht Hirscher auch über den Rücktritt 2019. Dabei offenbart er etwas, worüber er bisher nie gesprochen hat. «Ich bin für viele relativ unerwartet und sehr schnell zurückgetreten», sagt er. Und nennt den wahren Grund für den Entscheid: «Ich war mental und körperlich ausgebrannt, erledigt. Es hat keine Option mehr gegeben, weiterzumachen.» Der Moment, in welchem er das realisiert habe, sei auch für ihn unerwartet gekommen. «Leichtgefallen ist es mir nicht», so Hirscher. Als mutig würde er den Schritt nicht bezeichnen, aber «es war eine notwendige 180-Grad-Kurve.»
Hirscher zeigt seine verletzliche Seite. So offen spricht er, der sich als ziemlich introvertiert bezeichnet, selten über das, was in ihm vorgeht. Mit dem Rücktritt seien Liebe und Leidenschaft zum Skifahren nicht verschwunden. Er habe einfach nur fünf Jahre Zeit gebraucht, um sich zu erholen. Während seiner erfolgreichen Jahren gab es keine Pause für ihn. Zum einen, weil er zum Glück nie verletzt war und zum anderen, weil es nie eine Option war, auch mal ein Rennen auszulassen.
Er habe dadurch nie Zeit gehabt, alles zu reflektieren. Hirscher gibt auch zu: «Ich habe mich lange schwergetan, die Erfolge anzunehmen.» Das holt er nun nach. Er schaue zurück und denke sich: «Wow, ist schon ziemlich cool, was damals möglich war und was ich erreichen durfte.» Bleibt die Frage, ob sein Comeback nichts als ein PR-Gag war. «Nein», lautet seine klare Antwort. «Da gäbe es Wege, die weniger zeitintensiv und schonender für den Körper wären.» Die zusätzliche Aufmerksamkeit für seine Ski-Marke bezeichnet Hirscher als «netter Nebeneffekt».