Lindsey Vonn schuftet fleissig im Kraftraum
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Trotz täglichen Schmerzen:Lindsey Vonn schuftet fleissig im Kraftraum

Lindsey Vonn im grossen Interview
«Ich habe immer Schmerzen»

Lindsey Vonn (36) ist die erfolgreichste Skirennfahrerin aller Zeiten. 2019 trat sie zurück. Nun spricht der US-Star über ihr neues Leben. Darin gibt es viel Freude, aber auch Leid.
Publiziert: 06.12.2020 um 10:45 Uhr
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Aktualisiert: 08.12.2020 um 09:07 Uhr
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2019 trat die erfolgreichste Skirennfahrerin aller Zeiten zurück: Lindsey Vonn.
Foto: Sven Thomann
Mathias Germann

BLICK: Lindsey Vonn, wir erreichen Sie um 9 Uhr morgens in New York. Waren Sie schon im Fitness?
Lindsey Vonn: Nein, leider noch nicht (schmunzelt). Ich stand um 6.30 Uhr auf, hatte Frühstück und musste einige Dinge erledigen. Aber ich hoffe, am Abend noch trainieren zu können.

Was vermissen Sie von Ihrem alten Leben als Skirennfahrerin?
Viel. Den Wettkampf, das Rennenfahren. Die Zeit bis jetzt war schwierig, weil ich mir gewohnt war, einen klaren Fokus im Leben zu haben. Ski zu fahren. Als ich zurücktrat, war es hart. Welchen Weg sollte ich gehen? Skifahren war meine Bestimmung. Ich bin immer noch an der Neujustierung und lerne in diesem zweiten Kapitel meines Lebens viel. Wer bin ich? Was will ich? Alles ist aufregend, aber anders ohne Skifahren. Ich vermisse den Schnee. Aber ich muss nach vorne schauen und neue Dinge ausprobieren.

Sie posten Instagram-Videos, wie sie knallhart im Kraftraum schuften. Könnten Sie an diesem Wochenende in St. Moritz mithalten, wenn Sie am Start wären?
Nein, das glaube ich nicht. Ich musste aufhören, weil mein Körper nicht mehr mitmachte. Erst kürzlich hatte ich zwei Knieoperationen.

Und Sie schuften schon wieder?
Ich mag es wirklich, fit und parat zu sein. Das habe ich von meiner Karriere beibehalten.

Was bringt Ihnen das Training?
Es hilft mir, positiv zu bleiben. Und meine Knie schmerzen noch mehr als sonst, wenn ich kein Training mache. Ich muss also immer topfit sein. Wenn ich den Tag mit einem Training beginne, bin ich glücklicher. Ich werde nie aufhören, ins Fitness zu gehen – das ist sicher.

Sie haben immer Schmerzen?
Ich muss wohl in den nächsten Jahren künstliche Knieprothesen machen lassen. Ich sehe im Moment nicht, dass es ohne sie besser werden könnte. Ich bekam auch schon viele Spritzen, habe versucht, gar nicht zu trainieren. Aber ich habe immer Schmerzen. Es ist, wie es ist. Ich zahle nun den Preis für meinen Erfolg im Skisport.

War es das wert?
Ja, ich würde es wieder so machen. Auch wenn die Schmerzen im Alter wohl stetig zunehmen werden – Operationen hin oder her.

Sie sind mit Roger Federer befreundet. Er hatte auch Knieprobleme und kehrt bald zurück. Haben Sie Kontakt?
Normalerweise sehe ich ihn an den Turnieren. Weil er sich verletzte, hat das zuletzt nicht geklappt. Und natürlich wegen Corona. Ich bin sicher, dass er zurückkehren wird. Er hat so eine grosse Leidenschaft fürs Tennis – darum spielt er so lange. Er gibt dem Sport so viel. Roger ist der Grund, warum ich Tennis schaue. Der Sport ist nicht mehr das Gleiche ohne ihn. Ich hoffe, er kehrt bald zurück.

Einige meinen, er solle endlich zurücktreten. Sie wurden im Herbst Ihrer Karriere auch mit solchen Aussagen konfrontiert.
Er will so lange Tennis spielen, wie er kann. So wie ich Ski fuhr. Aber irgendwann sagt der Körper vielleicht: «Nein, es ist zu viel.» Ich weiss nicht, wo Roger in diesem Prozess steht.

Nadal hat nun auch 20 Grand-Slam-Titel. Bleibt Roger der Grösste?
Ich habe grossen Respekt vor Nadal. Was er gezeigt hat – vor allem auf Sand – ist unglaublich. Aber ich war und bin Roger-Fan bis zum Ende. Für mich wird Roger immer der grösste Champion aller Zeiten sein. Er spielt mit so viel Anmut, ist so ausgeglichen. Und er ist wunderbar zu den Fans und Menschen. Besser als Roger kann man das kaum machen.

Gehts bei der GOAT-Diskussion auch um andere Aspekte als den Sport?
Rekorde sind wichtig, klar. Oft werden solche mit den meisten Siegen als die Grössten bezeichnet. Aber es gibt das gewisse Etwas, das man auch sonst haben muss. Um Barrieren zu überwinden, die über den Sport hinausgehen, und ihn dort zu vermitteln. Diese Personen sind dann mehr als nur Athleten. Nicht jeder ist so – Roger jedoch ganz sicher.

Sie haben 82 Weltcupsiege – Rekord. Wird ihn Ihre Landsfrau Mikaela Shiffrin brechen? Sie steht bei 66 Siegen …
Das ist nur eine Frage der Zeit. Aber es ist doch so: Sollte Nadal Rogers Rekord brechen, werden einige sagen, er ist nun der Grösste. Für andere bleibt Roger trotzdem vorne. Diese Diskussionen wird es immer geben. Mikaela ist ein tolles Vorbild, speziell für die USA. Ich bin sicher, dass sie mich schon sehr bald übertrumpfen wird.

Sie haben eine Stiftung, die Mädchen durch den Sport hilft, Selbstvertrauen zu gewinnen. Zuletzt mussten Sie in einem Interview weinen, als sie an ein Kind dachten. Worum ging es genau?
Da war ein Mädchen, das sich ritzte. Sich umbringen wollte. Ich lernte sie kennen und konnte ihr helfen, davon wegzukommen. Das war sehr emotional. Ich erkannte, welch grosse Verantwortung ich haben kann. Ich bin einfach froh, dass es gut rauskam und es ihr besser geht.

Was hat diese Erfahrung mit Ihnen gemacht?
Das Leben ist so viel mehr als das Skifahren. Viele Menschen haben wirklich grosse Probleme. Ich hatte es dagegen gut, ein tolles Leben. Ich fühle mich privilegiert. Es ist nun meine Verantwortung, anderen zu helfen, etwas zurückzugeben. Diese Wirkung auf das Mädchen zu sehen, gibt mir viel zurück. Es ist viel besser, als ein Rennen zu gewinnen.

Lara Gut bezeichnete Sie nach einem Sturz in Soldeu 2016 als Drama-Queen. Dabei waren Sie verletzt. Mit etwas Distanz: Wie war Ihre Beziehung zu ihr?
Wir haben uns respektiert. Klar, wir waren Gegnerinnen und wollten beide gewinnen. Ich hatte nie ein Problem mit ihr, habe sie immer respektiert. Ich war enttäuscht, als sie das in Soldeu sagte. Das tat mir weh. Denn keine Athletin ist gerne verletzt. Aber das ist vorbei. Für mich und für sie. Ich wünsche ihr Erfolg.

Sie haben im TV eine Hunde-Show mit dem Namen «The Pack». Warum sollten sich auch Schweizer das Ganze anschauen?
Es ist eine weltweite Abenteuer-Show mit Wettbewerben. Diese sind nicht entscheidend, es geht mehr um die Beziehung der Menschen zu ihren Hunden. Jeder hat eine unglaubliche Geschichte, eine enge Bindung. Es gibt so viele Reality-Shows, die sehr kompetitiv sind. Und auch negativ. Diese Show ist sehr positiv. Wer Hunde liebt, wird die Folgen lieben. Aber auch die anderen Familien. Wer Hunde nicht mag, wird Hunde danach mögen.

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