Die Stimme von Martin Rufener wirkt bedrückt. Seit 2013 ist der ehemalige Erfolgstrainer der Schweizer Männer in Kanada als Alpindirektor tätig. Bis vor ein paar Wochen hat ihm dieser Job mehrheitlich Freude bereitet, aber derzeit erlebt der 57-Jährige die dunkelsten Stunden seiner Laufbahn.
Strecke extra entschärft
«Es ist grausam, was hier derzeit abgeht. Ich bin in Gedanken bei den Angehörigen und leide mit ihnen. Diese tödlichen Unfälle sind auch tödlich für den Abfahrtssport in Kanada. Die Sponsoren wenden sich von dieser Sportart ab.»
Rufeners Einfamilienhaus in Canmore steht zwischen den Todesstrecken von Nakiska und Lake Louise. Den Unfall des Franzosen Poisson hat Rufener aus der Distanz erlebt. Beim jüngsten Todesfall des 17-jährigen Bayern Max Burkhart beim Nordamerika-Cup in Lake Louise war der Berner Oberländer als Kurssetzer involviert. «Nach den Weltcuprennen in Lake Louise habe ich letzten Sonntag bei der Kurssetzung das Tempo extrem gedrosselt, weil das Niveau bei den sogenannten Noram-Rennen ja deutlich tiefer ist als im Weltcup», erklärt Rufener.
Wie konnte es trotzdem zu dieser Tragödie kommen? «Ich habe Burkharts Sturz nicht mit eigenen Augen gesehen, ich war zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Weg Richtung Europa. Aber gemäss Augenzeugen muss er die Orientierung verloren haben. Beim ersten Sprung nach dem Reservestart ist es wichtig, dass man nach links zieht. 62 Rennfahrer haben diese Aufgabe auch ohne Probleme gemeistert. Burkhart ist aber nach rechts gesprungen und ist danach in einem derart unglücklichen Winkel in den Sicherheitszaun gestürzt, dass er diesen mit seinen messerscharfen Kanten zerschnitt.»
Burkhart, der seit letztem August in der Sugar Bowl Academy in Kalifornien eingeschrieben war, gehörte wie Deutschlands Slalom-König Felix Neureuther dem Skiclub Garmisch-Partenkirchen an.