Österreichs geschlagene Riesen-Hoffnung Manuel Feller (Platz 16) traut seinen Augen kaum, als er auf der riesigen Video-Wand im Zielbereich die Siegesfahrt von Marco Odermatt beobachtet: «Der baut in einer Passage einen ziemlichen Blödsinn, trotzdem ist er im Ziel klar der Schnellste. Marco ist wirklich eine Sensation!»

Odermatts achter Weltcup-Sieg in der Sparte Riesenslalom wird tatsächlich als ganz besonderer Triumph in die Ski-Geschichte eingehen. Obwohl der Nidwaldner im letzten Winter sechs von neun Riesen zu seinen Gunsten entschieden hatte, gab es ein paar Punkte, die vor dem Auftakt in diese Saison gegen ihn gesprochen haben.

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Ski-Experte Perren zu Odermatt:«Sportlich ist es sein wertvollster Sieg»

Während sich Technik-Spezialisten wie Lucas Braathen, Henrik Kristoffersen, Atle Lie McGrath oder eben ein Manuel Feller in den letzten Monaten im Training voll auf den Riesenslalom konzentrieren konnten, musste Odermatt immer wieder die Abfahrts-Latten anschnallen. «In den Jahren zuvor habe ich die Speed-Vorbereitung erst nach Sölden so richtig aufgenommen, aber das war heuer ganz anders, weil ich ja bis zur Absage am Samstag davon ausgehen musste, dass am letzten Oktober-Wochenende die beiden Abfahrten in Zermatt ausgetragen werden.» In Zahlen ausgedrückt: Während die Riesen-Spezialisten bereits 25 Trainingstage in den Beinen haben, sind es bei Odermatt diese Saison erst zehn.

Brutaler Kampf mit der Piste

Und dieser Riesen-Trainingsrückstand war dem amtierenden Gesamtweltcupsieger in den letzten teaminternen Vergleichen anzumerken. Vor allem Loic Meillard war auf der Diavolezza mehrmals schneller als Odermatt. «Und deshalb bin ich auch mit etwas weniger Selbstvertrauen nach Sölden gereist, als im letzten Jahr.» Trotzdem hat der Olympiasieger mit seiner Renn-Performance die Fachwelt einmal mehr komplett verblüfft. «Im ersten Lauf ist Odermatt noch stärker gefahren als im letzten Winter», schwärmt Deutschlands Ski-Legende Frank Wörndl (63, Slalom-Weltmeister 1987).

Und im finalen Durchgang demonstriert Odermatt einmal mehr, dass er wie kein Zweiter einen Fehler ausbügeln kann. «Das Licht war richtig schlecht, es war ein brutaler Kampf, ein richtig wilder Ritt, in dem ich einmal ganz knapp am Ausfall vorbeischrammte.»

Ein Sieg für Mateschitz

Der Schweizer Sportler des Jahres betont, dass er diesmal auch für den verstorbenen Besitzer seines Hauptsponsors etwas ganz Besonderes zeigen wollte. «Ich habe Didi Mateschitz zwar nie persönlich getroffen, aber ich habe natürlich einiges von ihm gehört. Einmalig, was dieser Mann für den Sport geleistet hat. Und deshalb habe ich an diesem Tag wie alle anderen Athleten auch für Didi Gas gegeben.»

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Nach der Absage der beiden Matterhorn-Abfahrten wird es bis am 25. November dauern, ehe Odermatt das nächste Mal Vollgas geben wird – dann steht die erste Abfahrt in Lake Louise (Ka) auf dem Programm.