Lauberhorn-General Urs Näpflin sitzt offensichtlich geladen im SRF-«Sportpanorama». Der Frust steht dem gebürtigen Wengener auch sechs Tage nach der Absage «seiner» Rennen im Berner Oberland ins Gesicht geschrieben. Und deshalb setzt er im Dialog mit Sascha Ruefer zum verbalen Grossangriff an.
Zuerst zielt der 61-Jährige auf die Medien. «Was mich wirklich enttäuscht und wütend macht, ist die riesige Hysterie, die um die Absage entstanden ist. Wir hatten nicht nur ein mutiertes Virus in Wengen, sondern auch sogenannte Ski-Experten, die über Nacht zu Corona-Experten mutiert sind. Es waren Falschmeldungen und Fantasiezahlen im Umlauf.»
Russi wird falsch beschuldigt
Bei der Attacke auf die Taskforce der FIS setzt Näpflin dann aber gleich selber eine Falschmeldung in die Welt. Er sagt: «Die Taskforce hat sich selbst zu einem beratenden Gremium degradiert. Sie sagte, was der Kanton sage, sei für sie gültig. Da sitzen Präsident Gian Franco Kasper drin, Michel Vion, Bernhard Russi und ein Arzt. Für mich ist es unerklärlich, dass die ihre Verantwortung nicht wahrgenommen, sich nicht zu Wort gemeldet haben.»
Der Haken: Bernhard Russi hatte in diesem Fall nichts zu sagen. «Ich bin gar nicht Mitglied in der von Näpflin angesprochenen Taskforce», sagt Russi zu BLICK. Eine Darstellung, die FIS-Mediensprecher Gianluca de Cristofaro gegenüber BLICK bestätigt. Er sagt auch gleich, wer stattdessen in der Taskforce sitzt: FIS-Präsident Kasper, der französische Verbandsboss Vion, FIS-Renndirektor Markus Waldner und Hubert Hörterer, Leiter des Medical Comitees des Verbands.
Lauberhorn-Absage war alternativlos
Er habe sich höchstens in seiner Rolle als Vorsteher des FIS-Alpinkomitees «mit Renndirektor Waldner das eine oder andere Mal über Corona ausgetauscht», so Russi. Er hält aber fest, dass es bezüglich der Lauberhornrennen letzte Woche keine andere Entscheidung gegeben hätte, wenn er dieser Taskforce angehört hätte: «Nachdem die Gesundheitsbehörde des Kantons Bern zum Schluss gekommen ist, dass Weltcuprennen in Wengen unter diesen Voraussetzungen zu gefährlich sind, hat es für die FIS auch vom Gesetz her gar keine andere Möglichkeit gegeben, als diesen Entscheid so zu akzeptieren. Unsere Corona-Taskforce hätte erst dann wieder getagt, wenn der Kanton die finale Entscheidung der FIS überlassen hätte.»
Über die Notwendigkeit der Absage äussert sich Urs Näpflin im «Sportpanorama» ebenfalls: «Mit dem Wissensstand vom Montagmittag war die Absage absolut richtig. Aber mit den heutigen Informationen ist es klar, dass wir die Rennen doch problemlos hätten durchführen können.»
Auch hier verstrickt sich Näpflin in Widersprüche. Einerseits wirft er der FIS-Taskforce vor, dass sie sich zu wenig für die Lauberhornrennen starkgemacht hätten. Andererseits offenbart er, dass an dem Tag, an dem eine Entscheidung fallen musste, er das Urteil selber als richtig taxierte.
Was will er uns nur damit sagen? Auf BLICK-Nachfrage will sich Näpflin gestern nicht weiter zum Thema äussern.