Er konnte einem leidtun, Urs Näpflin, im Sportpanorama. Mit versteinerter Miene zählte der OK-Präsident der Lauberhornrennen auf, wer sich alles gegen ihn und die Durchführung der Rennen verschworen hat. Ein Hoch auf die guten alten Zeiten, als der Guggiföhn und Urs Lehmann noch die einzigen Feinde Näpflins waren.
Die FIS bekam am Sonntag ihr Fett weg, ebenso die Berner Gesundheitsdirektion. Als einen weiteren Übeltäter nennt er «dieses Boulevardblatt». Klar, damit waren wir gemeint, der BLICK. Mein SMS erreicht Näpflin kurz nach Sendungsschluss: «Wir sollten reden.»
Ich habe dann zuerst mal zugehört, eingesteckt und dann unsere Sicht der Dinge dargelegt: Die Lauberhornrennen bewegen die Schweiz – ein Riesen-Event, Kulturgut. Die Absage interessiert unsere Leser und Leserinnen, entsprechend wollen wir aufklären und Fragen beantworten.
Wir sind die Redaktion mit dem wahrscheinlich grössten Sportherz der Schweiz – aber wir sind keine Virologen. Wir waren deshalb nicht für oder gegen die Durchführung der Rennen. Wir haben in einem Text zur Absage geschätzte Neuinfektionszahlen genannt, die laut Näpflin zu hoch waren. Das haben wir korrigiert, sassen damit aber schon mitten in Näpflins Fettnäpfli.
Da lässt er uns so schnell nicht mehr raus. Da hocken wir nun mit anderen – aus seiner Sicht – Schurken und warten. Bis der Guggiföhn uns ablöst und den Ärger Näpflins wieder auf sich zieht. Oder bis er in einem Moment der Selbstreflexion merkt, dass ein wütender Rundumschlag in einer misslichen Lage nicht der Schmerzlinderung dient.